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Er kürt das „Top Hoppel“: Worauf ein Kaninchen-Preisrichter achtet

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Von: Dirk Grein

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Erlebt sein erstes Osterfest: Der Alaska-Nachwuchs von Uwe Feuerer kam Mitte März zur Welt.
Erlebt sein erstes Osterfest: Der Alaska-Nachwuchs von Uwe Feuerer kam Mitte März zur Welt. © grein

Die Kinder warten sehnsüchtig auf die vielen Gaben, die der Osterhase versteckt. Süßigkeiten interessieren Uwe Feuerer bei Hoppelmännern nicht; er achtet auf andere, spezielle Dinge. Fell, Körperbau, Ohrenlänge: Als Preisrichter sucht der Herscheider das schönste Kaninchen – oder Germany’s Next Top Hoppel. Eines betont der Experte jedoch: „Das perfekte Kaninchen gibt es nicht.“

Seit mehr als 40 Jahren züchtet Feuerer Rassekaninchen. Inspiriert wurde er als Jugendlicher durch seinen Nachbarn Dirk Voss. Weil ihm die Tiere schon immer gefallen hatten, versuchte auch er sich als Züchter und trat kurz darauf dem heimischen Zuchtverein bei – ein Hobby, was sich seinerzeit großer Beliebtheit erfreute.

Für Uwe Feuerer begann damit eine Leidenschaft, die er Schritt für Schritt intensivierte: Er absolvierte Schulungen und ist seit 33 Jahren ausgebildeter Preisrichter für Rassekaninchen; seit 2005 hat er den Vorsitz der westfälischen Preisrichtervereinigung inne. Bis zu 14 Mal pro Jahr besucht er Ausstellungen und bewertet die von den Züchtern zur Schau gestellten Kaninchen. Die volle Punktzahl (100) hat er weder dabei, noch bei anderen Ausstellungen in Deutschland erlebt. „Bei einer Veranstaltung auf Bundesebene hat es einmal eine 99 gegeben – mehr aber nicht“, sagt Feuerer und ergänzt: „Irgendeinen Makel findet man eben immer.“

Dabei verweist er auf das prall gefüllte Gesetzbuch des deutschen Rassezuchtverbandes. In diesem sind alle Rassen detailliert beschrieben: Feuerer spricht von 64 Rassen und 350 Farbschlägen. Vom Deutschen Riesen über Widder bis hin zu den kleineren Rassen – dabei gebe es allerhand unterschiedliche Merkmale, die die Preisrichter bewerten.

Wie er dabei vorgeht, zeigt Uwe Feuerer bei seiner eigenen Zucht: Er hat sich auf die Rasse Alaska spezialisiert. „Wegen des schwarzen Felles“, sagt der Herscheider und zeigt den Nachwuchs, der erst Mitte März zur Welt gekommen ist. Das junge Alter sei an dem Babyfell zu erkennen – doch das ändere sich im Laufe eines Kaninchenlebens noch.

Mit einer Messlatte wird die Ohrenlänge des Rammlers überprüft: 10,5 bedeutet für diese Rasse Gardemaß.
Mit einer Messlatte wird die Ohrenlänge des Rammlers überprüft: 10,5 bedeutet für diese Rasse Gardemaß. © Grein, Dirk

Besagtes Fell ist eines von insgesamt sieben Kriterien bei den Bewertungen der Preisrichter. Grannenhaar (das überstehen muss), Deck- und Unterhaar sind die drei Schichten, aus denen das Fell besteht. Dicht soll es sein, das gilt es zu ertasten. Feuerer verrät: Geht das Fell nach dem Streicheln nicht in seine Ursprungsform zurück, dann gilt es nicht als dicht. Und das gibt Punktabzüge.

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist der Körperbau des Tieres: Dieser soll laut Gesetzbuch bestenfalls gleichmäßig sein. „Nicht lang wie eine Wurst, sondern eher blockig“, beschreibt Feuerer. Zur Veranschaulichung holt der Herscheider den Rammler aus dem Stall, der Mitte März stolzer Vater geworden ist. Dieser bringt etwa vier Kilogramm auf die Waage – auch das Gewicht ist natürlich ein Bewertungskriterium.

„Der Kopf des Männchens ist im Vergleich zur Häsin ausgeprägter“, nennt Feuerer einen Geschlechterunterschied. Am Kopf sind für die Preisrichter die Ohren von besonderer Bedeutung: Dafür gibt es Längenvorgaben – der Herscheider greift zu einer Messlatte, legt diese an und ist zufrieden: „10,5“ sagt er – das sei Gardemaß.

Bei der Bewertung eines Tieres, die im Durchschnitt fünf Minuten dauert, zählen weitere Merkmale eine Rolle: Die Blume (das Schwänzchen) sollte immer anliegen, aber auch Augen- und Krallenfarbe werden berücksichtigt. Als Schönheitsmakel bei den schwarzen Alaskas zählen weiße Haare im Fell – eine gewisse Ähnlichkeit zum Schönheitsempfinden bei Menschen ist also gegeben.

Uwe Feuerer blättert durch das Gesetzbuch des deutschen Rassezuchtverbandes, in dem sämtliche Merkmale stehen.
Uwe Feuerer blättert durch das Gesetzbuch des deutschen Rassezuchtverbandes, in dem sämtliche Merkmale stehen. © Grein, Dirk

Abschließend sei auch der Pflegezustand des Tieres ein wichtiges Kriterium. In diesem Punkt habe er schon manche Überraschung als Preisrichter erlebt. Tiere, die aussehen, als seien sie kurz zuvor durch den Schlamm gehoppelt, erhielten entsprechende Punkteabzüge – was bei den Züchtern durchaus für Unverständnis sorgte.

In dieser Hinsicht sei seine Tätigkeit mit der eines Schiedsrichters beim Sport zu vergleichen: Oftmals sei man der Buhmann, weil sich niemand eingestehen wolle, dass die eigenen Tiere nicht den Vorgaben entsprechen. Gelegentlich erhalte er zwar auch Zuspruch für Hinweise, aber oftmals sei er Kritik ausgesetzt. Damit könne er inzwischen gut umgehen, erklärt Uwe Feuerer mit einem tierischen Vergleich: „Über die Jahre kriegt man da ein dickes Fell.“

Während für viele Familien an Ostern der Hase im Mittelpunkt steht, widmet sich der Herscheider – wie könnte es anders sein – den Kaninchen. Gemeinsam mit einigen Mitstreitern bereitet er die anstehende Bundestagung der Preisrichter vor. Dabei steht viel Fachsimpelei auf dem Programm – rund um die Suche nach Germany’s next Top Hoppel.

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