Nachfolge geregelt: Restaurant Vedder bleibt in Familienhand

Im Sauerland, der Region der Pilstrinker, gilt Kölsch als Rarität. Im Herscheider Café-Restaurant Vedder wird das süffige Bier seit einigen Tagen als Ergänzung der Getränkekarte gezapft – und kündigt zugleich einen personellen Wechsel an: Zum 1. Mai übernehmen Julia und Philipp Vedder den Familienbetrieb und sorgen für frischen Wind in der heimischen Gastronomie.
Herscheid - „Grundsätzlich bleibt alles beim Alten“, versichert Julia Vedder, dass den Kunden kein großer Umbruch bevorsteht. An der Speisekarte werde es zunächst keine Änderungen geben: Bodenständige Gerichte bilden weiter die Basis. Geboten werde eine „ehrliche Küche, die zu uns und zu Herscheid passt“, ergänzt die Junior-Chefin, dass in Zukunft zwar auch neue Gerichte zubereitet werden, Klassiker wie Schnitzel, der Reibekuchentag und der Holter Sturmsack aber unbedingt erhalten bleiben sollen.
Besagtes Kölsch bringen die neuen Wirte als Erinnerung an ihre vorherige Heimat mit: Kennengelernt hat sich das Paar während der gemeinsamen Zeit im Excelsior, einem luxuriösen Hotel in Domnähe. Der gebürtige Rheinländer Philipp absolvierte dort seine Kochausbildung, sammelte in der Folge wertvolle Erfahrungen in weiteren Sterne-Küchen, an denen er die „Vielfältigkeit auf dem Teller“ schätzt.
Doch der gemeinsame Lebensweg war zu diesem Zeitpunkt bereits vorgegeben, schmunzelt Julia Vedder, die bereits als junges Mädchen im Restaurant in Nieder-Holte mitgeholfen hat. Für sie habe früh festgestanden, dass sie irgendwann den Familienbetrieb übernehmen möchte. Das nötige Rüstzeug dafür eignete sie sich nicht nur in Küchen in Köln und Umgebung, sondern auch durch ein erfolgreich abgeschlossenes BWL-Studium mit Hotellerie-Schwerpunkt an.
Der Zeitpunkt für die Übernahme sei zweifelsohne ein schwieriger: Neben allgemeinen Kostensteigerungen macht dem Restaurant und den vielen Stammgästen, die zum Teil aus dem Ruhrgebiet stammen, die Sperrung der Rahmedetalbrücke zu schaffen. „Wir wissen, dass es zurzeit nicht einfach ist, aber wann ist schon der richtige Zeitpunkt?“, fragt die 28-Jährige rhetorisch. „Und der Reiz, etwas Eigenes zu machen, ist groß – das macht einfach Spaß hier“, zieht Gatte Philipp nach den ersten Wochen des Übergangs ein mehr als zufriedenes Fazit.
Für uns ist das eine sehr schöne Lösung, besser geht es gar nicht.
Tatkräftige Unterstützung erhalten die beiden Junior-Chefs vom gesamten Team, das unverändert bleibt. Dazu zählen auch Julias Eltern, die sich jedoch in die zweite Reihe zurückziehen. Reinhard Vedder überlässt die Küche seinem Schwiegersohn, steht aber immer dann mit Rat und Tat parat, wenn er gebraucht wird. Und Caroline Vedder bleibt aktiv in Service und hinter der Theke, wenngleich dosierter, um sich auch anderen Dingen widmen zu können – wie der Betreuung der eineinhalbjährigen Enkelin. „Für uns ist das eine sehr schöne Lösung, besser geht es gar nicht“, sagt Caro Vedder. Sie betont, dass bereits erworbene Gutscheine auch weiterhin gültig sind und eingelöst werden können.
Den allgemeinen Herausforderungen zum Trotz wollen die jungen Geschäftsführer den eingeschlagenen Weg fortsetzen: So soll ein Schwerpunkt auf Produkten aus der heimischen Region liegen. Gleichzeitig sollen verstärkt moderne Medien genutzt werden – so sollen Reservierungen demnächst auch online möglich sein.
Großen Wert legt die Junior-Chefin, ganz wie ihre Eltern, auf das gemütliche, persönliche Ambiente: „Die Gäste sollen sich wohlfühlen – das bedeutet, dass sie nicht in ein beliebiges Restaurant gehen, sondern zu uns, zu Familie Vedder.“