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Feueralarm im Seniorenzentrum:
Zimmerbrand als Übungsszenario

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Von: Nina Scholle

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Einsatzbesprechung der Feuerwehr vor dem Seniorenzentrum.
Einsatzbesprechung der Feuerwehr vor dem Seniorenzentrum. © Nina Scholle

„Zimmerbrand im Herscheider Seniorenheim am Freitagabend“ – so hätte die Schlagzeile heute lauten können, doch zum Glück handelte es sich nicht um einen realen Brand, sondern nur um einen Übungseinsatz der Feuerwehr.

Herscheid - Spektakulär war es trotzdem; besonders für die mehr als 20 Bewohner des Seniorenheims, die es sich nicht nehmen ließen, der Übung hautnah zuzusehen. Für die Uhrzeit sei das schon eine Menge, erzählte Einrichtungsleiterin Anke Dahlhaus, die die Übung ebenfalls gespannt erwartete.

Einen realen Brand habe es im Seniorenheim in den über zwanzig Jahren seines Bestehens zum Glück noch nicht gegeben, erzählte sie; Fehlalarme hingegen schon. Wenn die Brandmeldeanlage auslöst, geht die Meldung direkt an die Leitstelle; von dort werden die zuständigen Löschzüge benachrichtigt.

Schulung, was im Brandfall zu tun ist

Auch die Mitarbeiter des Seniorenheims werden regelmäßig einmal im Jahr geschult, wie im Brandfall vorzugehen ist – bei der Übung blieben sie aber außen vor.

„Es ist eine Übung für uns als Feuerwehr“, begründete Julia Berger die Entscheidung. Berger hatte die Übung initiiert und mitgeplant. Sie ist nicht nur Mitglied der Feuerwehr, sondern arbeitet außerdem im Seniorenheim.

Um den „Stress für die Bewohner so gering wie möglich zu halten“, habe man auf eine aufwendige Präparation der Szenerie verzichtet. Das heißt: keine Nebelmaschine, kein tatsächlich ausgelöster Alarm, keine Anfahrt mit Martinshorn. Dennoch waren alle Bewohner im Vorfeld mehrfach über die Übung informiert worden, betonte Berger, damit sich niemand ängstige, wenn plötzlich die Feuerwehr im Haus sei. Nur ein A4-großer Flammenausdruck war an ein Fenster geklebt worden, damit die einrückenden Feuerwehrleute wussten, aus welchem Zimmer die Flammen schlugen.

Sein Zimmer für die Übung zur Verfügung gestellt hatte im übrigen Raimund Schulzke, selbst ehemaliger Wehrleiter in Herscheid. „Der war gleich Feuer und Flamme“, erzählte Dahlhaus lachend.

Nach der Alarmierung der Feuerwehr über Funk dauerte es nur ein paar Minuten, bis das erste Einsatzfahrzeug vorfuhr – zwei weitere folgten kurz darauf. „Ausgelöste Brandmeldeanlage im Seniorenheim“ – nur diese Info hatten die Feuerwehrleute.

Vor den Augen der Bewohner wurde die Menschenrettung aus einem Zimmer geübt.
Vor den Augen der Bewohner wurde die Menschenrettung aus einem Zimmer geübt. © Nina Scholle

Beim Seniorenheim angekommen, setzte Anke Dahlhaus sie weiter ins Bild: alle Bewohner seien bereits evakuiert, einer werde aber noch vermisst. Es sei anzunehmen, dass dieser sich in dem brennenden Zimmer aufhalte.

Da die Brandmeldeanlage nicht wirklich ausgelöst hatte, hing auch hier nur ein Zettel: „Ausgelöster Rauchmelder 24/05“. Anhand dieser Information mussten die Feuerwehrleute sich die passende Laufkarte herausnehmen, um vom Plan abzulesen, wo im Gebäude der Melder angesprungen war. Dann ging es für drei Trupps, bestehend aus je zwei Feuerwehrleuten, die mit Sauerstoffgeräten ausgestattet waren, hinauf in den ersten Stock.

Unter den wachsamen Augen der zuschauenden Bewohner des Seniorenheims, wurde dort zunächst eine „künstliche Rauchbarriere“ geschaffen. So erklärte es der Abschnittsleiter Menschenrettung, Dennis Fuchs, später. Vor die Tür des brennenden Zimmers wurde eine Plane gespannt, die dafür sorgen sollte, dass zum einen kein Sauerstoff ins Zimmer kam, um ein Aufflammen des Brandes zu verhindern, und zum anderen, dass kein Rauch sowie giftige Gase sich im Haus verteilten. Nachdem ein Kühlimpuls gesetzt wurde, betraten zwei Trupps das Zimmer, um nach der vermissten Person zu suchen. Diese lag in Gestalt eines Mitglieds der Jugendfeuerwehr, bewusstlos im Bett. Die Feuerwehrleute schnallten den Bewusstlosen an der Matratze fest, trugen ihn aus dem Zimmer und hinaus aus dem Haus. Zum Einsatz kam dabei eine Matte mit integrierten Schnallen, die sich unter der Matratze befand.

„So eine Matte liegt unter allen Betten“, erklärte Julia Berger den aufmerksamen Bewohnern. Sie hatte zuvor schon die Schritte der Feuerwehrleute erläutert, damit die Bewohner dem Geschehen folgen konnten.

Besonders wichtig war es, die Tür nach dem Abtransport zu schließen, um ein Übergreifen des Feuers auf andere Bereiche zu verhindern. „Das Feuer bleibt in dem Zimmer, wenn die Tür zu ist“, erklärte Löschgruppenführer Sebastian Jülich. Dies bezeichne man als „Riegelstellung“.

Menschenrettung und Brandbekämpfung

Parallel zum ersten Teil der Übung, die Menschenrettung über den Flur, wurde bereits alles für den zweiten Teil vorbereitet: die Brandbekämpfung über die Leiter. Dafür wurden Wasserschläuche ausgerollt und an den Hydranten angeschlossen. Dann hieß es: Wasser marsch!

Allerdings bekam nur die Wiese eine ordentliche Wässerung ab – denn niemand wollte am Ende des Tages noch zum Wischmob greifen müssen.

Schließlich richteten die Feuerwehrleute des Abschnitts Brandbekämpfung eine lange Leiter an der Hauswand auf, erklommen diese und löschten den Brand im Zimmer endgültig.

„Wir sind zufrieden“, sagte Sebastian Jülich abschließend. Die Menschenrettung sei „wirklich zügig“ vonstatten gegangen und die einzelnen Trupps hätten die Aufgaben „ganz gut abgearbeitet“. Auch Einrichtungsleiterin Dahlhaus war voll des Lobes für die Feuerwehrleute und der Meinung: eine solche Übung „sollte man auf jeden Fall wiederholen.“

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