Steuersenkung für Obst und Gemüse? „Einfach mal ausprobieren!“

Gesunde Ernährung ja, sie muss aber auch bezahlbar bleiben: Die von der Bundespolitik ins Spiel gebrachte Steuersenkung auf Obst und Gemüse sorgt für Diskussionen – auch auf dem Wochenmarkt in Herscheid, der immer donnerstags stattfindet.
Herscheid - Bei winterlichen Bedingungen gingen die Meinungen von Besuchern und Händlern in verschiedene Richtungen. So sagt beispielsweise Benjamin Diril, der zum Team des Standes Obst & Gemüse Diril gehört: „Die Preise sind so gut wie überall gestiegen und viele Leute müssen mittlerweile auf ihr Geld achten. Verkehrt würde ich es nicht finden, wenn die Preise für Obst und Gemüse runtergesetzt werden würden.“ Er würde es begrüßen, wenn die Bundesregierung einen solchen Schritt „einfach ausprobiert und schaut, wie die Steuersenkung ankommt.“
Auch Besucherin Gabriele Schmidt steht der Vergünstigung von Obst und Gemüse positiv gegenüber: „Bei uns im Haus wird sehr viel Obst und Gemüse gegessen. Die Preissteigerungen machen sich bemerkbar.“ Aus Gesprächen mit Freunden und Bekannten wisse sie, dass zurzeit viele Leute überlegen, ob sie sich überhaupt noch frisches Obst und Gemüse leisten können. Ungeachtet der angedachten Steuersenkung achte sie bereits verstärkt auf Angebote in Prospekten, erzählt Gabriele Schmidt.
Etwas anders betrachtet Stammkundin Christine Taylor die Debatte: „Ich glaube, die Streichung der Mehrwertsteuer würde viele Leute entlasten. Ich weiß aber nicht, ob man unbedingt direkt auf null Prozent gehen muss.“ Daran gewöhne man sich unter Umständen und sei dann zu einem späteren Zeitpunkt überrascht, falls die Steuer wieder eingeführt werden sollte. „Zudem fehlt dann wichtiges Geld in der Staatskasse“, gibt die Herscheiderin zu bedenken.

Trotz der gestiegenen Preise besuche Taylor den örtlichen Wochenmarkt auf dem Parkplatz vor der Baustelle Gemeinschaftshalle wöchentlich: „Ich bin bereit, die höheren Preise zu zahlen, weil die Qualität hier – und das gilt übrigens für alle Stände, nicht nur den Obst- und Gemüsestand – hervorragend ist“, lobt sie.
Ob die Mehrwertsteuer tatsächlich gestrichen wird, bleibt offen. Die Diskussion auf Bundesebene geht weiter – und auch in Herscheid wird sicher weiter darüber gesprochen.
Hintergrund
Nachdem der deutsche Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, bereits im Frühjahr 2022 den Vorschlag machte, die Mehrwertsteuer für Obst und Gemüse für einen bestimmten Zeitraum zu streichen, stellte er diesen Vorschlag vor einigen Tagen erneut zur Diskussion. Seither wird die Idee kontrovers diskutiert. In Spanien wurde Ende des vergangenen Jahres bereits die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel ausgesetzt. Einige Ökonomen hingegen vertreten die Position, die Nichtbesteuerung von Obst und Gemüse würde nach dem „Gießkannenprinzip“ erfolgen und somit in vielen Fällen die Falschen bevorteilen.