Da es sich nicht um ein traditionelles Schützenfest handelte, hatte man auch von einem traditionellen Vogelschießen, mit Inthronisierung, Hofstaat und allem Drum und Dran abgesehen. Stattdessen fand ein Bürgervogelschießen statt, bei dem alle Herscheider Bürgerinnen und Bürger zum Mitmachen eingeladen waren. Vereinsmitglieder durften hingegen nicht auf den hölzernen Aar anlegen – sie müssen sich gedulden, bis es wieder ein traditionelles Schützenfest gibt.
23 Herscheider traten an, um den Vogel zunächst von den Insignien zu befreien und anschließend den Rumpf von der Stange zu holen. Geschossen wurde in einem containerartigen Wagenanhänger. Auf zwei Schießbahnen hatte jeder Anwärter drei Schuss, bis die Reihe an den Nächsten ging. Nachdem die Insignien ausgeschossen worden waren, wurde nur noch auf einem Schießstand geschossen und ein jeder hatte auch nur noch einen Schuss, dann schon war der Nächste dran.
Schießwartin Martina Schöttler – und seit dem letzten Schützenfest 2019 amtierende Königin – erklärte, ein Unterschied zum Schießen in der Halle sei eigentlich kaum gegeben. Die Entfernung sei mit rund 6,5 Metern natürlich deutlich geringer (sonst sind es 10 Meter). Das Schöne bei diesem mobilen Schießstand sei die Höhenverstellbarkeit der Auflage: so brauchen kleine Schützen nicht auf ein Treppchen zu steigen, um den Vogel ordentlich anvisieren zu können.
Aufgrund der geringeren Entfernung sei es für Nicht-Schützen einfacher, den Vogel zu treffen, ergänzte Volker Halbhuber, erster Vorsitzender des Schützenvereins. Zudem treffe die Kugel mit ein bisschen mehr Kraft auf; der Vogel selbst sei aber der gleiche wie sonst auch. Mit der Teilnehmerzahl sei man zufrieden, meinte Schöttler.
Um 18.17 Uhr schoss Wolfgang Bröker den Rumpf schließlich von der Stange – eine gute halbe Stunde und 88 Schuss nachdem die Insignien heruntergeholt worden waren.
Als Bürgerkönig kommen Bröker keinerlei repräsentative Aufgaben zu. Freuen durfte er sich aber trotzdem über eine Königskette sowie ein 30-Liter-Bierfass. Für das Schützenpicknick fand Bröcker derweil nur lobende Worte. Es sei eine „super Sache“, so der neue Bürgerkönig. „Das ist schon spitze!“ „Eine Veranstaltung für ganz Herscheid“, die „vom Schützenverein super gemacht worden ist“. Er selbst sei durchaus überrascht, wie viele Leute den Weg hergefunden haben, so Bröker, aber es zeige, wie sehr man sich nach geselligen Veranstaltungen gesehnt habe, in einer Zeit, in der nichts passiert sei.
Mit dieser Ansicht stand er nicht alleine da. Wohin man am Samstag auch blickte: überall fröhliche Gesichter und Menschen, die unbeschwert miteinander feierten.
Folgende Teilnehmer des Bürgervogelschießen schossen die Insignien: Krone: Christoph Brinker (27.Schuss). Apfel: Heike Martschat (75. Schuss). Zepter: Yvonne Deitmerg (90. Schuss). Linker Flügel: Anke Block (135. Schuss). Rechter Flügel: Jörg Rickelhoff (243. Schuss). Bürgervogel: Wolfgang Bröker.