Der Herscheider Eintrag datiert vom 13. Juli. Die Auswertung habe sich aufgrund der Vielzahl der Fälle, die untersucht werden müssen, hingezogen. Doch inzwischen kann Wilhelm Deitermann, der Pressesprecher des Lanuv, zumindest vermelden, dass die Todesursache des Kalbes unklar sei. Woran das junge Tier verendet ist, sei fraglich. Dies habe die Untersuchung des CVUA (Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt) ergeben.
Fest stehe, dass das Kalb erst nach seinem Tod von einem anderen Tier zum Teil gefressen worden ist (Fachausdruck: postmortaler Tierfraß). Die von Wolfsberatern durchgeführten Untersuchungen haben ergeben, dass es sich dabei nicht um einen Wolf gehandelt haben soll. Laut Genetikergebnis geht das Lanuv davon aus, dass ein Haushund zugebissen haben soll. Damit seien die Untersuchungen des Lanuv beendet, so Deitermann.
Ein Ergebnis, das bei Karsten Schäfer für eine Mischung aus Ernüchterung und Wut sorgt. Laut eigenen Angaben beschäftige er sich bereits seit fast 40 Jahren mit der Rinderaufzucht und -haltung. Einen solchen Vorfall habe er noch nie erlebt.
„Das kann doch kein Hund gewesen sein“, äußert er Zweifel an der Diagnose, dass ein Hund das Kalb angefressen haben soll. Er vermutet weiterhin, dass es stattdessen ein Wolf war – nur beweisen kann er das nicht.
Resignierend muss der Herscheider die Einschätzung des Lanuv zur Kenntnis nehmen. Für ihn und sein Unternehmen Bruchbach Beef bedeutet das: „Wir bleiben auf dem Schaden sitzen.“
Weil kurz nach dem besagten Vorfall am 13. Juli ein zweites Tier von einer Weide verschwunden ist, ergreifen Schäfer und seine Mitarbeiter Schutzmaßnahmen. Kalbende Kühe werden in einen Stall gebracht und verbleiben nicht mehr im Gelände. Das sei ein beachtlicher Mehraufwand, berichtet Schäfer.
Mit der Einschätzung des Lanuv hatte Dr. Matthias Dunkel gerechnet. Ein Kalb in einer Mutterherde zu reißen – das passe nicht zum Verhaltensmuster eines Wolfes, sagt der Herscheider Hegeringleiter. Der Wolf töte seine Beute in Rudeln und verschleppe diese dann ins Unterholz. „Auf offener Wiese macht das ein Wolf eher nicht“, vermutet Dr. Dunkel.
Zurzeit gebe es keine Hinweise darauf, dass sich Wolfsrudel in den Herscheider Wäldern aufhalten. Einzelne Tiere durchstreifen hingegen immer wieder die heimische Region, weiß der Hegeringleiter. „Im Moment besteht kein Anlass zur Panik“, betont der Experte.
Die Situation könne sich aber ändern, sobald ein Rudel vor Ort sesshaft werde. Sobald dies geschehe, seien die Auswirkungen für das heimische Wild und für Tierhalter gravierend. Weil der Wolf keine natürlichen Feinde habe, „ist das nur eine Frage der Zeit“, sagt der Herscheider.