Aber irgendetwas stimmte nicht: Gaby Busenius war von der Landstraße 707 in Richtung Parkplatz abgebogen, als sie plötzlich anhielt und durch das geöffnete Fenster rief: „Bleib stehen, da ist ein Wolf!“ – Brigitte Siegel tat wie befohlen, blieb wie angewurzelt stehen und musste zunächst genau hinsehen: „Erst hätte man noch meinen können, es sei ein Hund“, erzählt die Herscheiderin, die gute Sicht auf das Tier hatte.
Dieses schlich etwa 100 Meter von ihr in Höhe der Wanderhütte umher. Es habe sich langsam und entspannt bewegt, fühlte sich anscheinend durch die Gegenwart des Autos und der Dame auf dem Parkplatz nicht gestört.
Während sich Brigitte Siegel nicht zu bewegen traute, griff Gaby Busenius im Auto zu ihrem Handy, um den Wolf zu fotografieren. Dazu blieb ausreichend Zeit, denn die Begegnung dauerte geschätzt drei Minuten. Erst dann verließ der Wolf ganz in Ruhe die Örtlichkeit: Er sei über die Straße in Richtung Wegespinne gelaufen und zwischen Büschen und Gestrüpp verschwunden.
„Das war ein wirklich schönes Tier“, erzählt Brigitte Siegel. Sie selbst sei eine große Tierfreundin, habe aber noch nie einem Wolf in der freien Wildbahn gegenübergestanden. Als bedrohlich habe sie die Situation nicht empfunden. „Da habe ich schon anderes erlebt“, erinnert sich Brigitte Siegel noch gut an die Begegnung mit einer Rotte Wildschweine samt Frischlingen unweit des Kolb-Turmes: „Da habe ich die Beine in die Hand genommen.“
Im Vergleich dazu habe der Wolf bei ihr keine Angst ausgelöst, doch beeindruckt waren die beiden Frauen schon. Von der morgendlichen Walkingrunde (in Begleitung zweier weiterer Bekannter) ließen sie sich nicht abbringen. Natürlich habe sie sich das eine oder andere Mal umgedreht, aber einen Wolf habe das Quartett während der einstündigen Runde nicht mehr erspäht, so Siegel.
Dass die Raubtiere inzwischen in Nordrhein-Westfalen wieder heimisch geworden sind, sei ihr bekannt. Generell befürworte sie das auch, erzählt Brigitte Siegel. Dennoch habe sie sich an die Zeitung gewandt, um heimische Tierhalter zu warnen. „Die Leute sollen wissen, dass auch bei uns Wölfe unterwegs sind“, sagt die Herscheiderin.