In dem zweiten Geschäftslokal richtete Werner Panne eine Gaststätte ein: das Panne-Eck. Seit der Eröffnung im Jahr 1969 bis heute gab es in der Gaststätte verschiedene Pächter, die eines gemeinsam hatten: Sie alle waren griechischer Nationalität. Diese Gemeinsamkeit war reiner Zufall, wie Verpächterin Lore Panne berichtet. Wenn einer der Wirte das Pachtverhältnis beendete, konnte er meist gleich einen Nachfolger empfehlen.
Ein absoluter Glücksgriff war es laut Lore Panne, dass im November 2000 Athina Zikou das Panne Eck pachtete. Sie betrieb die Gaststätte zunächst 14 Jahre, bevor sie sich aus privaten Gründen zurückzog und ihren Wohnort nach Lüdenscheid verlegte. Doch schon nach zwei Jahren merkte Zikou, dass es ohne Herscheid und das Panne- Eck für sie nicht geht. Seit April 2016 ist die Wirtin, die von ihren Gästen kurz Tina genannt wird, wieder die gute Seele in der kleinen Kneipe im Müggenbruch.
Dass das Panne-Eck bis heute noch nicht dem allgemeinen Kneipensterben zum Opfer gefallen ist, ist sowohl der Wirtin als auch den Gästen zu verdanken, die einen besonderen Umgang miteinander pflegen. „Im Panne-Eck fühlt man sich fast wie in einem Wohnzimmer, in dem man sich mit der Familie trifft“, berichtet Athina Zikou und das bestätigen auch die anwesenden Gäste. Es ist der Charme der typischen, getränkeorientierten Bierkneipe, wo die Gäste am Tresen sitzen und ihr frischgezapftes Feierabendbier trinken.
Im Panne-Eck gibt es auch mehrere Stammtische, die sich regelmäßig treffen. Da wird Karten gespielt, geknobelt oder einfach geredet. Eine Dartmannschaft trifft sich zum Trainieren und um gemeinsam Spaß zu haben. Und nicht nur für diese Mannschaft, sondern auch für die Spieler und Spielerinnen des TuS Herscheid ist das Panne-Eck die Vereinskneipe.
Wie herzlich das Verhältnis zwischen Gästen und Wirtin ist, zeigen die besonderen Ereignisse, an die im Gespräch gerne erinnert wird. Zum Beispiel an die Weihnachtszeit, wenn Athina Zikou am Heiligenabend für die Alleinstehenden unter den Stammgästen kocht und für sie eine Bescherung bereithält. Oder gemeinsame Urlaube wie vor einigen Jahren eine Kreuzfahrt durch das westliche Mittelmeer. In diesem Jahr werden einige Gäste und die Wirtin gemeinsam Urlaub auf der Kykladeninsel Santorini machen.
Auch wenn das Panne-Eck im Müggenbruch nicht auf eine Jahrhunderte alte Geschichte zurückblicken kann, so ist die kleine Kneipe doch etwas Besonderes. Sie ist nämlich die einzige Bierkneipe in Herscheid, die noch von vielen übriggeblieben ist und die sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreut. Früher waren diese klassischen Wirtshäuser aus den Ortschaften nicht wegzudenken. Durch das veränderte Freizeitverhalten verschwanden diese gemütlichen Bierkneipen nach und nach – und mit ihnen ein gutes Stück Tradition. Nur das Panne-Eck bleibt den Herscheidern trotz aller Widrigkeiten erhalten.
In Herscheid und den umliegenden Ortsteilen gab es vor rund 60 Jahren mehr als 30 Gaststätten. Die Bewohner der Gemeinde hatten eine große Auswahl, um sich in geselliger Runde zu treffen und für auswärtige Gäste war es kein Problem eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. In einer Liste aus dem Jahr 1717, in der die Wirte und Fusselbrenner im Amt Altena aufgeführt sind, werden in Herscheid damals schon 12 Wirte gezählt. Heute, 305 Jahre später, ist die Zahl der Gasthäuser auf neun gesunken und es lohnt sich diesen verbliebenen Gastwirtschaften in die Geschichte zu blicken.