Exemplarisch nannte er die zum Jahreswechsel von der Bundespolitik angestrebte Wohngeldreform. Diese sei inhaltlich zwar richtig und wichtig. Jedoch führe die Kurzfristigkeit der Neuregelung für Unzufriedenheit: Zum 1. Januar sollen die neuen Regeln gelten, doch der Verwaltung fehle bislang noch die notwendige Computer-Software, um die Anträge bearbeiten zu können, und auch das Personal. Die Anfragen der Bürger mehren sich jedoch bereits: Den Frust bekommen meistens seine Mitarbeiter ab, betonte Schmalenbach. Und die seien im Sozialamt bedingt durch die zusätzlichen Aufgaben durch die Flüchtlingsarbeit längst an ihren Leistungsgrenzen angekommen.
Dies sei nur ein Beispiel von mehreren im Bereich der Verwaltung: Der Fachkräftemangel mache sich im Rathaus deutlich bemerkbar. Für viele Aufgaben, die über das „Normale“ hinausgehen, fehle den vorhandenen Kräften schlichtweg die Zeit.
Entsprechend froh zeigten sich Bürgermeister und Fachbereichsleiterin Sabine Plate-Ernst, dass sie bei der Erstellung der Kalender – die viel Kraft und Zeit koste – tatkräftige Unterstützung von Birgit Hüttebräucker und Gerd Holthaus (in seiner Funktion als Vorstandsmitglied des Heimatvereins) erhalten haben. Die beiden Herscheider trugen durch zahlreiche Gespräche Informationen zusammen und schrieben die erklärenden Texte, die zu jedem Monatsbild gehören.
Die grafische Zusammenführung von historischen Bildern und Text lag in den Händen von Gestalterin Stephanie König. Für sie gab es unterschiedliche Herausforderungen: Der thematische Schwerpunkt liegt bei der neuen Auflage auf einstigen Gasthäusern in der Ebbegemeinde. Dazu wird in jedem Monat eine andere alte Postkarte gezeigt.
Beworben wurden einst Zimmer mit fließend kaltem und warmem Wasser, aber auch die „ruhige, ozonfreie Waldlage“: Die Heimatkalender 2023 erinnern an zwölf ehemalige Gasthäuser im Gemeindegebiet. Alfrin, Rärin, Wellin, Hüinghausen, Schwarze Ahe, Hardt: Auffällig viele Außenbereiche werden mit ihren einstigen Ausflugslokalen erwähnt. „Es ist spannend zu erforschen, wo früher Gaststätten waren und wie sie aussahen“, erzählt Sabine Plate-Ernst. Und Stephanie König ergänzt: „Früher war es vollkommen üblich, dass die Menschen sich für gutes Essen in ihre Fahrzeuge setzten und weite Wege auf sich nahmen.“ Dies habe sich im Laufe der Jahre geändert, weshalb viele Gaststätten in Herscheid schließen mussten. Das ist auch der Grund dafür, dass bei dem neuen Kalender auf die ansonsten übliche Bildergegenüberstellung verzichtet wurde. Die alten Postkarten stammen zum Teil aus den privaten Beständen von Birgit Hüttebräucker und Gerd Holthaus, aber auch aus dem Bilderarchiv des Märkischen Kreises. Für kommende Kalenderauflagen sind die Verantwortlichen stets auf der Suche nach zusätzlichem Bildmaterial; wer dieses leihweise zur Verfügung stellen kann, der sollte sich im Rathaus melden unter Telefon 0 23 57 / 90 93 0.
Damit diese in entsprechend guter Qualität abgedruckt wurden, sei teilweise intensiver Einsatz von Bildbearbeitungsprogrammen notwendig gewesen, erzählt König. Im Fall der im Frühjahr 2020 geschlossenen Gaststätte „Zur Linde“ in Ober-Stuberg habe sie sogar eine eigene Karte entworfen.
Mit dem Gesamtergebnis zeigen sich die beteiligten Akteure zufrieden. „Die Bildqualität ist wieder sehr gelungen“, sagt Andreas Köster, Pressesprecher der Enervie-Gruppe. Er betont, dass die Stadtwerke Lüdenscheid trotz aller Schwierigkeiten durch Corona- und Energiekrise an der Kalender-Tradition festhalten wollen und erneut die Kosten dafür übernommen haben.
Die Heimatkalender sind in einer Auflage von 1200 Stück gedruckt worden. Diese sind ab sofort kostenlos im Bürgerbüro erhältlich. Im Rathaus gilt weiterhin Maskenpflicht.