1. come-on.de
  2. Lennetal
  3. Herscheid

Ein letzter Abstrich: Corona-Testzentrum ist Geschichte

Erstellt:

Von: Nina Scholle

Kommentare

Seit Mitte August 2021 arbeitete Michelle Richter im Herscheider Testzentrum. Der Kontakt zu den Kunden habe ihr besonders gefallen, erzählte sie am Freitag, als sie den letzten Test durchgeführt hatte.
Seit Mitte August 2021 arbeitete Michelle Richter im Herscheider Testzentrum. Der Kontakt zu den Kunden habe ihr besonders gefallen, erzählte sie am Freitag, als sie den letzten Test durchgeführt hatte. © Dirk Grein

Am Freitag wurde der letzte Test im Corona-Testzentrum im Herscheider DRK-Vereinsheim durchgeführt. Zwei Jahre hatten die Brüder Jörg und Lutz Lehmann das Testzentrum betrieben und können auf eine ereignisreiche Zeit zurückblicken, von der sie am Samstag beim Aufräumen des Vereinsheims berichteten.

Herscheid - Am Anfang sei viel unklar gewesen, erzählt Jörg Lehmann: Wie groß würde die Nachfrage nach professionellen Tests sein? Wie würden sie finanziert werden, wie abgerechnet? Wie lange würden die Maßnahmen dauern? Trotz vieler Unklarheiten entschlossen sich die Brüder damals, ein Testzentrum zu eröffnen. Die Herscheider seien froh gewesen, dass es eine solche Möglichkeit der Testung im Gemeindegebiet gab, erinnern sich die Brüder. „Alle waren sehr euphorisch“, denn durch das Testen schien eine Möglichkeit gefunden zu sein, die Pandemie zu stoppen. Je mehr Tests, desto genauer konnte das Infektionsgeschehen bestimmt werden. Man habe damals „was Sinnvolles getan“, ist sich Lutz Lehmann sicher.

Leider zog sich die anfängliche Unklarheit dann wie ein roter Faden durch die zwei Jahre. Für Jörg Lehmann waren die Regeländerungen des Gesetzgebers immer wieder Grund zum Unmut. Besonders negativ empfand er dabei die mangelnde Kommunikation: mitunter wurden die Testzentrenbetreiber erst einen Tag vor der geänderten Testregelung informiert und so gefühlt immer wieder im Regen stehen gelassen. „Es hätte es sicherlich einfacher gemacht, hätte man mal eine kleinen Horizont gehabt“, sagt Lehmann. So hätte man den Herscheidern beispielsweise „nicht drei Umzüge zugemutet“.

Apotheker Jörg Lehmann wischte am Samstag im Corona-Testzentrum die Tafel im Corona-Testzentrum sauber, auf der in den letzten zwei Jahren viele Änderungen vorgenommen werden mussten.
Apotheker Jörg Lehmann wischte am Samstag im Corona-Testzentrum die Tafel im Corona-Testzentrum sauber, auf der in den letzten zwei Jahren viele Änderungen vorgenommen werden mussten. © Scholle

War das Testzentrum zunächst in der Schützenhalle angesiedelt, ging es von dort mit Start der dortigen Sanierungsarbeiten ins DRK-Heim. Als die Testzahlen zurückgingen, verlagerte man die Teststation kurzzeitig in die eigene Apotheke, um kurz darauf, weil die Nachfrage nach Tests wieder in die Höhe schoss, zurück ins DRK-Heim zu ziehen. Hätte man am Anfang ahnen können, dass das Testzentrum zwei Jahre genutzt werden würde, hätte man sich gleich zu Beginn entsprechende Räumlichkeiten gesucht, in denen man durchgehend geblieben wäre, so Lehmann.

Viele Änderungen in zwei Jahren

Freiwillige Tests, Testungen von Kontaktpersonen, Freitestungen; 3G, 2G, 2G plus; gratis für alle mindestens einmal die Woche, Kostenübernahme in bestimmten Fällen, drei Euro Zuzahlung oder komplett selbst zahlen. Viel hat sich in den vergangenen zwei Jahren getan. Für die Lehmann-Brüder wie auch für andere Testzentrenbetreiber war es nicht immer leicht, den Überblick zu behalten. Ein „Riesendurcheinander“ sei es mitunter gewesen, „für die Planung eine Katastrophe“. So habe die Einführung der Nachweispflicht zu einer enormen Testnachfrage geführt. Doch wie hoch würde der tatsächliche Bedarf sein und wie lange würde er anhalten? Mit vorausschauender Planung habe das nichts zu tun gehabt, so Lehmann und ist sicher: „Eine Firma hätte man so nicht führen können.“

Doch das Team des Testzentrums stellte sich jeder neuen Aufgabe, wuchs an ihnen und erlangte bald Routine; nicht nur beim Durchführen der Tests selber, sondern auch beim Abarbeiten des Verwaltungsaufwands. Während es an der Kommunikation zwischen Bundesregierung und Testzentren mangelte, funktionierte sie innerhalb der Beschäftigten des Herscheider Testzentrums ausgezeichnet, so dass es zu keinerlei größeren Pannen kam.

Die Zeit der Testzentren scheint nun vorbei zu sein. „Es macht keinen Sinn mehr unter den jetzigen Umständen“, sagt Lutz Lehmann. Es gebe „überhaupt keine Nachfrage mehr“, seitdem man fast nirgendwo mehr einen offiziellen Test vorlegen brauche und selbst bei sensiblen Einrichtungen, wie Krankenhäusern oder Altenheimen, ein selbstdurchgeführter Schnelltest ausreichend sei.

Die Überreste im Herscheider Testzentrum.
Die Überreste im Herscheider Testzentrum. © Scholle

Dabei sei die Schließung des Testzentrums im Kern natürlich positiv zu sehen: Man schließe nicht, weil man keine Lust mehr habe, sondern weil des keinen Bedarf mehr gebe. Es sei „schön zu sehen, dass es sich jetzt erledigt hat“, so Lutz Lehmann. Ähnlich äußert sich auch Bruder Jörg: „Es ist überstanden und ich hoffe, das bleibt auch so!“

Ihren Dank richten die Brüder an die Herscheider Bevölkerung: „Schön, dass die Herscheider uns hier aufgenommen haben“ – und meinen damit nicht nur in der Schützenhalle und im DRK-Heim, sondern dass sie das Testangebot auch wahrgenommen haben; dass sie Verständnis zeigten, sowohl, wenn es mal zu kurzen Wartezeiten kam, als auch für die Mitarbeiter, die den Wechselkurs der Regierung umsetzen mussten.

Was bleibt, sind ein paar Kisten Papier und natürlich auch einige Testkits. Dass das Aus jetzt so schnell kam, hätten Jörg und Lutz Lehmann vor wenigen Wochen selbst noch nicht gedacht. Das Problem mit den Testkits sei, erklärt Jörg Lehmann, dass es sich dabei um Profitests handle, die man nicht einfach verkaufen dürfe – anders als die handelsüblichen Schnelltests. Lehmann sagt, wahrscheinlich werde man sie in den eigenen Apotheken noch einsetzen, um die Mitarbeiter zu testen, aber ein Großteil werde nach Ablauf des Verwendedatums dann einfach vernichtet werden.

Auch interessant

Kommentare