Zuweisung von Flüchtlingen: Gemeinde muss provisorisch Container aufstellen

Die Situation spitzt sich weiter zu: Der Gemeinde Herscheid werden weiter konstant Flüchtlinge zugewiesen. Doch die vorhandenen Kapazitäten, um den Menschen eine Unterkunft zu ermöglichen, sind nahezu ausgeschöpft.
Herscheid - Andere Kommunen gehen daher dazu über, die Personen notgedrungen in Turnhallen oder gar in leerstehenden Kaufhäusern unterzubringen. Davon sieht die Herscheider Verwaltung bewusst ab. Sie sucht dringend Mietwohnungen und Grundstücke, um die Geflüchteten unterbringen zu können, und wendet sich mit einem Appell an die Bürger.
Das Problem: In den drei vorhandenen Einrichtungen (Winzenbecke, Valberter Straße und Müggenbruch) ist bis auf vereinzelte Restplätze kein Platz mehr. Und die Zuweisungen erfolgen konstant; im Durchschnitt kommen pro Woche drei neue Personen in die Gemeinde. Flüchtlinge, die in andere Städte umziehen oder vor Ort Wohnraum finden, gebe es zwar auch. Dennoch sagt Bürgermeister Uwe Schmalenbach: „Wir müssen uns auf die Aufnahme weiterer Geflüchteter vorbereiten und Lösungen finden.“
Zehn Appartements in der Winzenbecke
Überbelegungen sollen tunlichst vermieden werden. Die Schaffung von Privatsphäre, gerade für die Kinder, und kleine Wohneinheiten haben Priorität. „Wir werden in einem ersten Schritt die vorhandene Unterkunft in der Winzenbecke vorübergehend um einen Wohncontainer ergänzen“, erklärt der Bürgermeister. An dieser Stelle sollen zehn kleine Appartements für jeweils zwei bis vier Personen geschaffen werden. Diese seien mit Sanitäranlagen und Kochmöglichkeiten ausgestattet.
Die Wohncontainer seien bereits in Auftrag gegeben. Doch weil viele Kommunen ähnliche Probleme haben, sei der Bedarf groß, was zu entsprechenden Lieferzeiten führe. Wann die Container in Herscheid genutzt werden können und somit für Entlastung sorgen, sei noch nicht genau absehbar.

Aufgrund der Aussage des Ministeriums, dass die Flüchtlingszahlen vorerst nicht zurückgehen und eher noch weiter ansteigen, beschäftigt sich die Verwaltung bereits mit der Anschaffung weiterer Container. Dafür werden Grundstücke in Ortsnähe gesucht, um diese aufstellen zu können.
Aufgrund der hohen Zuweisungszahlen musste die Gemeinde bereits auf provisorische Lösungen zurückgreifen. So wird die ehemalige Grundschule Herscheid, die leersteht und demnächst zurückgebaut werden soll, für die vorübergehende Unterbringung genutzt. Eine Dauerlösung sei dies nicht, da ein „Wohnen“, insbesondere mit Kindern, hier nicht möglich sei.
Stucken hergerichtet, aber ungenutzt
Eine weitere Option ist das einstige Schullandheim Stucken, das die Gemeinde Herscheid während der Flüchtlingskrise im November 2015 gekauft hatte. Dieses diente übergangsweise als Lagerfläche, ist jedoch inzwischen von den Mitarbeitern des Bauhofes umgebaut und eingerichtet worden. Dort wäre Platz für etwa 30 Personen. Jedoch ist die Lage im Außenbezirk problematisch: Von dort könne man nicht ohne Fahrzeug zum Einkaufen oder für Gespräche ins Rathaus gelangen. Daher sollen nur Personen, die mobil sind, dort untergebracht werden.
Ziel sollte es sein, möglichst von Anfang an für die Geflüchteten mit einer Aufenthaltsperspektive Voraussetzungen für eine Integration in die Gesellschaft und eine eigenständige Lebensführung zu schaffen. Hierzu gehöre eine eigene Wohnung als erster Schritt neben der Aufnahme einer Arbeit.
Daher sei die Gemeinde auf der Suche nach Mietwohnungen, besonders benötigt würden große Wohnungen für Familien mit Kindern. Grundsätzlich sei auch der Erwerb von Wohnhäusern möglich, wenn entsprechende Unterbringungsmöglichkeiten gegeben seien. „Wir müssen Verantwortung übernehmen und den Menschen helfen. Dabei hat eine angemessene Wohnunterbringung hohe Priorität“, erklärt der Bürgermeister.
Kontakt: Wer der Gemeinde Wohnungen oder Grundstücke zur Verfügung stellen möchte, kann Kontakt aufnehmen mit der Fachdienstleiterin des Sozialamtes, Meryem Yilmaz, Tel. 0 23 57/ 90 93 25 oder Mail an yilmaz@herscheid.de.