Insbesondere der kurze Weg sei für sie ein großes Plus, da sie nicht gut zu Fuß sei. Die wenigen Schritte von der Haustür bis zum Gehweg meisterte sie problemlos und freute sich unterwegs bereits, ein bekanntes Gesicht zu sehen.
Fahrer Eberhard Kaufmann ist ihr durch den ersten Teil des Projektes – den Lebensmittel-Lieferservice – bekannt. Er nahm Gabriele Bellgart auf dem Gehweg an die Hand und half ihr dabei, die zwei Stufen in den umgebauten Wohnwagen zu steigen. „Zu zweit schaffen wir das doch locker“, sagte Kaufmann und sorgte damit sofort für eine lockere Atmosphäre.
An einem kleinen Tisch machten es sich die beiden bequem. Darauf stand ein Laptop, den Eberhard Kaufmann, der das Projekt ehrenamtlich unterstützt, einschaltete und das entsprechende Programm aufrief. „Ich muss ja gar nichts machen“, betonte Gabriele Bellgart, dass die Bedienung der Technik keine Hürde sei. Nach wenigen Klicks erschien auch schon Martin Boncek – das war für Eberhard Kaufmann das Signal, dass er nun das Wohnmobil verlassen konnte.
„Das Gespräch findet im vertraulichen Rahmen, unter Wahrung der Datenschutzvorgaben statt“, erzählte Rathaus-Mitarbeiterin Meryem Yilmaz draußen vor dem Mobil. Dieses sei von dem Unternehmen Wick Hellmobil speziell ausgerüstet worden: So sind Fahrerhaus und Wohnfläche durch eine Schutzwand voneinander getrennt. Das Gespräch am Computer kann daher nicht belauscht werden.
Weiteres wichtiges Ausstattungsmerkmal des Fahrzeugs sei die Antenne, die für eine stabile Internetverbindung sorge. Erste Probeläufe am Rathaus funktionierten problemlos und auch die Premierenschaltung am Falkenweg gelang auf Anhieb. „Wir müssen jetzt nur noch schauen, wie es in den Außenbereichen aussieht“, ist Eberhard Kaufmann gespannt.
Ohnehin begleiten die Planer weitere Fragen: Wie wird das Projekt angenommen? Schließen sich weitere Teilnehmer an? Wird es überregionale Nachahmer geben? „Dieses Modell der Videosprechstunde in einem Fahrzeug ist deutschlandweit einzigartig“, betonte die Demografieberaterin Dr. Vera Gerling.
Sie hatte im Vorfeld unzählige Gespräche geführt, Vorträge in Fachgremien gehalten, Weichen gestellt. Dass das durch Bundesmittel geförderte Projekt nun starten kann, sei ein Meilenstein. „Auf diesen Tag haben wir drei Jahre lang hingearbeitet“, sagt Dr. Gerling.
Letztlich entscheide die Resonanz in der einjährigen Testphase darüber, ob sich die neue Idee vor Ort etablieren wird. Ginge es nach Gabriele Bellgart, dann fährt das umgebaute Wohnmobil dauerhaft über Herscheids und Plettenbergs Straßen. „Es hat wunderbar funktioniert, es fühlte sich an, als ob Herr Boncek direkt vor mir sitzt“, erzählt die Premieren-Nutzerin.
Die Kommunikation habe einwandfrei, ohne Ruckeln oder Tonausfall geklappt. „Und das direkt vor meiner Haustür – besser geht es doch gar nicht“, war die Herscheiderin angetan. Daher machte sie am Dienstag Nägel mit Köpfen und vereinbarte prompt den nächsten Termin mit dem Facharzt, der mit dem Mobil Sorglos erneut auf Hausbesuch kommen soll.