Sängerkreis ist Geschichte: Aufbruchstimmung im neuen Verband

Der Sängerkreis Lüdenscheid stellt sich für die Zukunft auf. Bei der Jahreshauptversammlung, die am Samstag in der Aula des Bildungszentrums Rahlenberg in Herscheid stattfand, wurde nicht nur über eine grundlegende Satzungsänderung abgestimmt, sondern auch die veraltete Vorstandsstruktur gekippt; weg von der Hierarchie mit erstem Vorsitzenden, dessen Stellvertreter, Geschäftsführer, Schatzmeister und weiteren hin zum „Leitungsteam“.
Herscheid - Vereinsmitglieder stehen einem hierarchisch organisierten Vorstand zunehmend ablehnend gegenüber, so Christoph Krekeler, Vizepräsident des Chorverbands NRW. Vor allem die „vorgegebenen Aufgaben“ die Posten betreffend mache das System „unattraktiv“. Aus diesem Grund, und weil einige Vorstandsmitglieder bereits im Vorfeld angekündigt hatten, für eine weitere Amtszeit nicht zur Verfügung zu stehen und es keine Aussicht auf Neubesetzung gab, hat man sich beim Sängerkreis Lüdenscheid dazu entschlossen, „eine neue Personalstruktur in Anlehnung an Vorschläge aus dem Chorverband NRW umzusetzen“. Bedeutet: Ein Team aus drei bis sieben Mitgliedern soll fortan die Geschicke des Chorverbands im Märkischen Kreis lenken. Die Aufgabenverteilung richtet sich dabei nach Talent und Neigung, nicht nach Posten.
„Das macht derjenige, der es am besten kann“, so Krekeler. „Keine Hierarchie mehr; wir sind ein Team!“ Bei den Delegierten der einzelnen Mitgliedschöre stieß diese Neuerung auf durchweg positive Resonanz. Das am Samstag neugewählte Leitungsteam setzt sich zusammen aus Mitgliedern des ehemaligen Vorstandes (Birgit Claus, Andrea Hengstenberg und Jörg Skorupa) und mit Michael Baumann, Isabella Vogt und Annette Wirth aus neuen Gesichtern. Die Aufgabenverteilung soll in der nächsten Teamsitzung manifestiert werden.
Sascha Benner und Friedrich-Wilhelm Taaks zogen sich aus der Vorstandsarbeit zurück. Für ihren langjährigen Einsatz bekamen sie von Andrea Hengstenberg je einen Präsentkorb überreicht und empfingen viel Beifall von der Versammlung.
Bevor es aber zur Wahl des Leitungsteams kam, musste zunächst die Satzung dahingehend geändert werden. Gemeinsam mit Christoph Krekeler in seiner Funktion als Rechtsanwalt hatte der Vorstand zuvor eine neue Satzung ausgearbeitet, die der Versammlung am Samstag vorgestellt wurde.

Krekeler war dabei via Zoommeetig zugeschaltet, da er aufgrund einer Terminüberschneidung nicht vor Ort sein konnte. Man sei in einer modernen Chorlandschaft unterwegs, das solle sich auch in der Satzung widerspiegeln, so Krekeler. „Möglichst modern, möglichst effizient“ solle die neue Satzung gestaltet sein.
Dazu gehört auch eine Namensänderung: Den „Sängerkreis Lüdenscheid“ gibt es seit in Krafttreten der neuen Satzung nicht mehr; stattdessen firmiert er nun unter dem Namen Chorverband im Märkischen Kreis e.V.
Nahezu alle Paragraphen wurden überarbeitet. Unterpunkte wurden „vernünftig kategorisiert“, zum Teil zusammengeschrieben und „auf das Wesentliche gekürzt“, wie Krekeler erklärte. Ziel sei es gewesen, die neue Satzung „so allgemein wie möglich, so konkret wie nötig“ zu halten.
Wichtig sei auch die „Öffnung zu einem modernen Kommunikationsweg“ gewesen, berichtete Krekeler. Die Mitgliederversammlung kann fortan sowohl in Präsenz als auch online durchgeführt werden. „Das ist eine variable Möglichkeit“, erläuterte Krekeler und gab zu bedenken, „wie viele Menschen ausgeschlossen werden“, wenn es die Möglichkeit der Online-Teilnahme nicht gebe, weil sie beispielsweise immobil oder zum angesetzten Termin verreist seien.
In diesem Zusammenhang wurde auch der Zwang zur Schriftform, beispielsweise bei Erwerb oder Beendigung der Mitgliedschaft, aufgehoben. Entsprechende Anträge müssen von nun an „mindestens in Textform“ gestellt werden. Das heißt, ein Brief ist genauso gültig wie eine E-Mail oder eine WhatsApp-Mitteilung.
Die neue Satzung wurde von den Delegierten einstimmig angenommen. Andrea Hengstenberg sprach euphorisch von „Aufbruch“ und „Modernisierung des Sängerkreises“.

Lobende Worte fand auch Wolfgang Vöpel, der als Repräsentant der Gemeinde Herscheid an der Versammlung teilnahm. Mit der neuen Satzung sei „ein Schritt in die gute Richtung“ gegeben. Er bedauerte, dass sich viele Chöre in der heutigen Zeit auflösen, weil die Mitgliederzahlen zurückgingen. Dabei gehöre Gesang zur „kulturellen Errungenschaft der Menschheit. Musik hilft Sprachbarrieren zu überbrücken und verbindet“.
Vom Mitgliederschwund ist aber auch der Chorverband im MK nicht gefeit. „Ein ganz trauriger Punkt ist die Mitgliederentwicklung“, sagte Sascha Benner. Mehrere hundert Mitglieder hat der Verband in den vergangenen Jahren verloren. Das sei eine „drastische Entwicklung nach unten“, so Benner.
Ein Lichtblick sind in dieser Hinsicht die drei neuen Mitgliedschöre aus Lüdenscheid, die sich im vergangenen Jahr dem Verband angeschlossen haben.
Ohne Gesang kommt man bei der Jahreshauptversammlung einer Sangesgemeinschaft natürlich nicht aus: die Chorgemeinschaft MGV Sängerbund Rärin und der MGV Holthausen unter der Leitung von Herbert Wilberg rundeten die Versammlung musikalisch ab.