Nach dem frühen Tod seines Vaters Hubert (unter dessen Regie im Haus auch Übernachtungsmöglichkeiten für den Fremdenverkehr entstanden) stieg der damals 19-jährige Klaus-Dieter nach abgeschlossenen Lehren zum Konditor und anschließend zum Koch in den Familienbetrieb mit ein. Gemeinsam mit seiner Mutter Elisabeth kümmerte er sich nicht nur um das oftmals turbulente Alltagsgeschäft, sondern begleitete auch umfangreiche Umbauten: So entstanden der Tagungsraum und die Kegelbahn auf der anderen Seite der Oberdorfstraße – dort, wo sich übrigens einst Herscheids Kino befunden hatte.
Entsprechend wehmütig betrachtet Mecki Brinker die historischen Fotos und gesammelten Zeitungsausschnitte in seinem Fundus, die die Bedeutung dieses Hauses für die Gemeinde und die Region belegen. Auf einer Urkunde, erstellt von einstigen Stammgästen, ist nachzulesen, dass die Familie Brinker den Gasthof im Jahr 1952 übernommen hat. Genau 70 Jahre später schließt sich nun dieses erfolgreiche Kapitel.
Anfangs war seine Hoffnung noch groß, für den prestigeträchtigen Gasthof im Schatten der Apostelkirche einen neuen Betreiber zu finden, erzählt der Wirt. Lose Interessensbekundungen habe es in den letzten fünf Jahren immer wieder mal gegeben; zu einem Verkauf mit dem Ziel einer gastronomischen Nutzung kam es nicht.
Doch für Mecki Brinker (73 Jahre) sei es an der Zeit, das Berufsleben abzuschließen – der eigenen Gesundheit und der Familie zuliebe. Daher verkaufte er den Hubertushof schweren Herzens an einen Herscheider, der an dieser Stelle vier Wohnungen bauen lassen wird. Die Zeiten der skandinavischen Spezialitätenbüfetts, der Wildgerichte und der frisch Gezapften ist bald vorbei.
Während Gattin Vibeke sich bereits darauf freut, mehr Zeit für die Enkel zu haben, hadert Mecki Brinker noch mit den Konsequenzen. Die Beschäftigung in seinem Lokal, der Kontakt zu den Gästen, das Hantieren in der Küche – all das wird nicht nur ihm fehlen. Die Stammgäste hätten mit Bedauern auf die nahende Schließung reagiert. Die Kombination aus Gaststätte und separatem Thekenraum zum Knobeln oder Kartenspielen gebe es kaum noch, bedauert Brinker.
Andererseits habe er in den letzten beiden Jahren durch die Pandemie gelernt, wie es sein kann, wenn der Beruf in den Hintergrund gedrängt wird. Einfach mal die E-Bikes aufs Auto „schnallen“ und auf zu einer Radtour – der Lockdown habe auch schöne Seiten gehabt. Inzwischen treten die Brinkers bereits kürzer, öffnen lediglich an vier Tagen in der Woche, gewöhnen sich bereits an den bevorstehenden Ruhestand.
Zuvor allerdings wartet noch jede Menge Arbeit auf das Wirtspaar und ihre Mitarbeiter. Die Buchungen haben zuletzt spürbar zugenommen. Das sei der angenehme Teil der kommenden Aufgaben. „Auf das Aufräumen und Entrümpeln habe ich aber gar keinen Bock“, gibt Mecki Brinker zu, der künftig mit seiner Frau in eine Wohnung auf der gegenüberliegenden Straßenseite ziehen wird.
All das, was sie dorthin nicht mitnehmen können, wollen die Brinkers nicht einfach wegwerfen. Für den 2. April planen sie daher einen Flohmarkt: Dann können sich die Herscheider ihr persönliches Andenken an den Hubertushof sichern.
Als letzter Interessent habe sich die Gemeindeverwaltung bei Mecki Brinker erkundigt. Gemeinsam mit Geldgebern aus dem Dorf sollte der Hubertushof erhalten bleiben. „Aber die waren einfach zu spät dran“, erzählt der Wirt, dass dieses Gespräch zu einem Zeitpunkt stattgefunden habe, da er bereits einem anderen Käufer zugesagt habe.