Kommunalpolitik über Jahrzehnte mitbestimmt: Anneliese Schmitz wird 80

Über mehrere Jahrzehnte bestimmte sie die politischen Geschicke in Balve maßgeblich mit, war die erste Frau in der Hönnestadt, die das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters übertragen bekam und leitete zehn Jahre lang den Bauausschuss: Anneliese Schmitz, geborene Mertes, feiert am Freitag, 17. März, ihren 80. Geburtstag.
Balve – Geboren wurde die Jubilarin 1943 in Hatzfeld in Rumänien als Kind deutschstämmiger Eltern. Ihr Vater fiel 1943 im Zweiten Weltkrieg, im Sommer 1944 flüchtete sie mit ihrer Mutter und deren elterlicher Familie zunächst nach Karlsruhe. Dort begann ihre berufliche Laufbahn mit 14 Jahren, als sie sich zur Einzelhandelskauffrau ausbilden ließ.
1963 heiratete Anneliese Mertes Theo Schmitz, bekam Sohn Wolfram und zog mit ihrer Familie – wie lange geplant – nach Balve um. Hier wurde 1965 Tochter Carola geboren.
Kommunalpolitik für die SPD
Kommunalpolitik in Balve machte Anneliese Schmitz für die SPD. Von 1975 bis 1999 engagierte sie sich für die Sozialdemokraten. „Ich habe noch Haustür-Wahlkampf gemacht“, erinnert sie sich. „Und ich habe meinen damaligen Wahlkreis Bogenstraße und Stadtgraben gewonnen.“
Anneliese Schmitz leitete zehn Jahre lang den Bauausschuss, war 15 Jahre lang Mitglied des Stadtrates und genauso lange erste stellvertretende Bürgermeisterin. „Und das unter den Bürgermeistern Paul Lübke, Johannes Waltermann, Franz Kolossa und Manfred Rotermund.“
Kandidatur für den Landtag abgelehnt
Die 80-Jährige erinnert sich: „Kommunalpolitik gegen die Mehrheitsfraktion war schon damals nicht einfach, aber wir haben gut mit der Verwaltung gearbeitet.“ Politisch habe sie viel erreicht, wozu auch gehörte, dass ihr eine Kandidatur für den Landtag angetragen wurde. „Ich habe aber wegen meiner Familie abgelehnt.“
Bis heute verfolgt Schmitz die Kommunalpolitik in ihrer Stadt interessiert. Kritisch sieht Schmitz die Entscheidung, die Hönnewiesen in Balve in Teilen als Baugebiet auszuweisen: „Ich hätte versucht, das zu verhindern, denn ich hätte kein gutes Gefühl dabeigehabt.“ Zu den Planungen, die ehemalige Hauptschule in das „Quartier an der Hönne“ als Bildungs- und Begegnungsort umzugestalten, sagt sie: „Alle Ortsteile haben ihre Schützenhallen, wir in Balve nur die Höhle. Es fehlt aber in unserer Stadt ein Saal für Veranstaltungen.“
Spendenaktion für ihre rumänische Heimat
Engagiert hat sich Anneliese Schmitz auch abseits der Politik. So initiierte sie im Januar 1990 eine Spendenaktion für die notleidenden Menschen in ihre Heimatstadt Hatzfeld. Dort und im ganzen Land litten die Menschen damals an den Folgen der rumänischen Revolution aus dem Vorjahr. Demonstrationen, Unruhen und blutigen Kämpfe in vielen Städten hatten schließlich zum Sturz des Diktators Nicolae Ceausescu und damit zum Ende des realsozialistischen Systems in Rumänien geführt. Es kamen Lebensmittel, Geld- und Sachspenden in Höhe von 50 000 DM (gut 25 500 Euro) zusammen, die mit drei Lkw und einem VW-Bus nach Rumänien transportiert wurden.
Anneliese Schmitz hatte aber auch ein Faible für Wein und Malerei. Ihr Hobby, den Traubensaft zu vermarkten, setzte sie am 6. November 1990 im „Weinhaus Anneliese Schmitz“ in die Tat um. Seit 2011 führen Wolfram und Birgit Schmitz die Geschäfte weiter.
Das Malen als Therapie
Das Malen ist für sie Therapie, seit sie 1998 die Diagnose Morbus Parkinson erhielt. „Gerne male ich Gesichter, wobei ich es mag, die Augen zum Ausdruck zu bringen“, erzählt Schmitz. Aber auch die Balver Höhle brachte sie 2012 auf die Leinwand. Insgesamt eine dreistellige Zahl an Bildern sind inzwischen entstanden. Einige dieser Werke stellte Schmitz bei mehreren Soloausstellungen im Kreisgebiet aus. Sie präsentierte ihre Bilder aber auch in Washington, Ungarn und Berlin. Schmitz gehörte auch mit zur im September 2006 eröffneten Galerie und Kunstwerkstatt „Picata“ im Souterrain des ehemaligen Buschmeierhauses an der Hauptstraße 15 in Balve. Nach einigen Jahren entstand der „Malkreis Safran“ von zehn Hobbykünstlern, die im Mai 2014 in der ehemaligen Küche des aufgegebenen St.-Marien-Hospitals und heutigem Gesundheitscampus ihr Domizil fanden. Diese Künstlergemeinschaft zog aus, als ab 2019 diese Räume als Geschäftsstelle für den Malteser Hilfsdienst umgebaut wurden.
Anneliese Schmitz feiert im April ihre Diamantene Hochzeit (60 Jahre) mit ihrem Mann Theodor – und plant derweil ihre nächste Ausstellung. Denn am 23. Mai werden in der Balver Sparkasse etwa 40 ihrer Bilder zu sehen sein. „Ein Querschnitt meines Schaffens“, sagt sie dazu abschließend.