Im Haus von Andrea Prior kam die junge ukrainische Familie zunächst unter: „Unsere Straße hat innerhalb von zwei Stunden eine Wohnung eingerichtet.“ Möbel wurden gespendet, aber auch Küchengegenstände, und für die Kinder Skateboard und Fahrräder. Hilfe kam auch vom Garbecker Markt. „Dafür ganz herzlichen Dank“, so Andrea Prior. Stolz ist sie, dass gemeinschaftlich so viel erreicht wurde.
Inzwischen hat Familie Khalilova eine eigene Wohnung bezogen, doch der Kontakt zu den Priors bleibt bestehen. In der Küche von Yuliia Khalilova werden Wirsing gekocht und Frikadellen gebraten. Khalilovas Gedanken aber sind woanders, das ist spürbar. In der auf Englisch geführten Unterhaltung berichtet sie über die schlechte Situation in Charkiw, über die dortigen Kämpfe und die Angst.
Dass sie und ihre Kinder in Garbeck in Sicherheit sind, dafür ist sie dankbar. Doch die Heimat kann all dies nicht ersetzen. Ein wenig abgelenkt wird sie selbst durch den täglichen Deutschunterricht in den Räumen der Hauptschule und die Kinder durch den Besuch der Realschule. In den Ferien stehen ihnen allen die Freunde aus dem Natfeld zur Seite.
„Wir sind zufrieden“, sagt Yuliia leise. Doch glücklich ist sie dabei nicht. Um ihnen ein Stück Normalität näher zu bringen, dafür ist Andrea Prior da. Sie ist die Ansprechpartnerin vor Ort und berichtet: „Zwischen uns hat sich eine intensive Freundschaft entwickelt.“ Yuliia, die bereits ein wenig Deutsch versteht, aber noch nicht spricht, lächelt dankbar. Prior weiter: „Wir geben diese Familie auch nicht wieder ab!“ Über dieses große Lob freut sich der Gast aus der Ukraine. Und dann ist da doch ganz schnell wieder diese Nachdenklichkeit in ihren Augen. Ostern, das Fest der Auferstehung, wird fern der Heimat gefeiert. In der Ukraine wird gekämpft – und in Garbeck ist Frieden. All dies muss verarbeitet werden und braucht Zeit. „Vielen Dank für Ihre guten Wünsche für uns“, sagte Yuliia beim Abschied. „Hoffentlich gehen sie in Erfüllung.“