Nach Vandalismus- und Drogendelikten: „Konzepte gegen Perspektivlosigkeit“

In der Hochzeit der Corona-Pandemie häuften sich in Balve die Fälle von Vandalismus und Ruhestörung durch Jugendliche, auch die Zahl der Drogendelikte erhöhte sich. Als Reaktion rief die Politik einen Runden Tisch ins Leben.
Diesem gehören Vertreter des Balver Jugendzentrums, der Stadtverwaltung, der Schulen, von Polizei, Jugendamt und Kinderschutzstelle des Märkischen Kreises an. Seit Februar 2022 hat das Gremium regelmäßig getagt, noch sind die Ergebnisse jedoch überschaubar.
Bei den monatlichen Treffen sei es zunächst vor allem um Vernetzung gegangen, sagte Michael Bathe, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters, auf Anfrage der Redaktion. Öffentlich informiert werden solle die Bevölkerung erstmals im Mai im Bürgerhaus am Platze (ehemals Haus Mines am Drostenplatz). „Wir berichten über die Folgen der Corona-Pandemie für Jugendliche auch mit Bezug auf Drogenmissbrauch“, so Bathe. Ein genauer Termin stehe jedoch noch nicht fest.
Hat Balve weiterhin ein Drogenproblem
Dass die Hönnestadt weiterhin ein Drogenproblem hat, davon ist zumindest ein bekannter Ehrenamtler überzeugt, der anonym bleiben möchte (Name d. Red. bekannt). Erst jüngst habe er mehrere Jugendliche auf der Bank vor dem Balver Pfarrheim erwischt, die einen Joint kreisen ließen. „Ihr wisst schon, dass das verbotene Substanzen sind?“, habe er das Trio angesprochen. Darauf sei die Antwort gewesen: „Ja. Und?“ Auf die Erwiderung: „Wollt Ihr das denn jetzt nicht mal wegwerfen?“, sei das Trio genervt abgezogen.
„Balve ist leider sehr auffällig im Bereich Drogen unterwegs“, bestätigte Michael Bathe im Gespräch mit der Redaktion. „Auch deswegen wurde ja 2022 der Runde Tisch eingerichtet.“ In diesem Gremium würden Schritte und Maßnahmen diskutiert und eingeleitet. Der Balver Sozialarbeiter Nils Haarmann sei sehr rege in der aufsuchenden Jugendarbeit tätig. Zu den konkreten Angeboten äußerte sich Bathe nicht, sagte stattdessen: „Wir sind gut vernetzt durch den Runden Tisch.“
`Polizei fährt verstärkt Streife
Die Polizei hat bereits konkret auf die Häufung von Vandalismus-, Ruhestörungs- und Drogendelikten reagiert. „Im gesamten Stadtgebiet fährt die Polizei verstärkt Streife, beispielsweise an der SGV-Hütte zwischen Balve und Mellen, am Schiebergkreuz und auch an den Schulen“, sagte Christof Hüls, Sprecher der Polizei im Märkischen Kreis, auf Anfrage.
Hüls nannte auch konkrete Zahlen: „Es gab im vergangenen Jahr 18 Rauschgiftdelikte, eines mehr als 2021.“ Ja, Balve sei keine Insel der Glückseligkeit mehr, denn auch hier gehörten Drogen zum Alltagsgeschäft der ermittelnden Beamten. „Aber im Vergleich zu anderen Kommunen im Kreisgebiet wie Altena oder Iserlohn ist die Lage hier noch recht ruhig.“ Damit wolle er das Thema der Drogenproblematik in Balve keineswegs verharmlosen, betonte Hüls. „Das Sicherheitsgefühl jedes einzelnen Bürgers ist wichtig, das steht außer Frage – gehen wir allerdings nur von der Kriminalitätsstatistik aus, dann ist es in Balve relativ ruhig.“
2022 deutlich mehr Straftaten als im Vorjahr
Insgesamt 423 Straftaten wurden im vergangenen Jahr registriert (2021: 305). 55,79 Prozent davon wurden aufgeklärt. Bei den Rauschgiftdelikten betrug die Aufklärungsquote 88,89 Prozent.
Der Runde Tisch in der Hönnestadt möchte dazu beitragen, dass jungen Leute entsprechend interessante Freizeitangebote gemacht werden, für die sie sich beispielsweise an der Hütte am Krumpaul treffen können. „Konzepte gegen Perspektivlosigkeit“, sagte dazu Michael Bathe abschließend.