Hochwasserschutz in Langenholthausen: Diese Maßnahmen will die Stadt ergreifen

„Solche massive Schäden durch die Wellingse und Borke sollen sich in Langenholthausen nicht wiederholen!“ Bürgermeister Hubertus Mühling (CDU) blickte am Montagabend in der Sokola.de nochmals auf die verheerende Hochwasser und Starkregenkatastrophe vom 14. Juli 2021 zurück.
Langenholthausen – Denn es ging bei der Bürgerversammlung um die Verbesserung des Hochwasserschutzes im Dorf. Massive Schäden hatte die Flut im Sommer 2021 in Langenholthausen hinterlassen, fünf Häuser waren regelrecht abgesoffen. Ein Haus ist bis heute unbewohnbar. All dies ist noch frisch im Gedächtnis der Dorfbewohner, von denen rund 60, darunter Ortsvorsteher Klaus Sauer (CDU), zu dieser Informationsveranstaltung kamen.
Mühling erklärte: „Wir stellen ein Konzept zur naturnahen Entwicklung der Fließgewässer vor.“ Das bedeutet: Den Flüsschen und Bächen solle mehr Raum gegeben, die Uferzonen durch sogenannte Retentionsflächen, die bei Hochwasser überspült werden können, ausgeweitet werden. In Sachen Hochwasserschutz bedeute dies einen „Wumms“ für das Dorf.
Gespräche mit Eigentümern stehen jetzt an
Um diesen „Wumms“ auch tatsächlich zu realisieren, sind aber zunächst Gespräche mit Eigentümern, die sich von Teilen ihrer an den Bach- und Flussläufen angrenzenden Grundstücken trennen müssen, über Entschädigungen erforderlich. Kauf oder Pacht seien möglich. Dabei machte der Bürgermeister klar: „Ohne diese grundsätzlichen Zugeständnisse der Grundstücksbesitzer ist das Konzept nicht umsetzbar.“ Der Stadt gehört nämlich keine Fläche im Bereich der Borke und Wellingse, die für den Hochwasserschutz genutzt werden könnte.
Wasserbauingenieur Axel Sobirey vom Büro Wagu aus Kassel stellte das Ergebnis seiner mit der Stadt Balve entwickelten Konzeption vor. Dabei geht es um die etwa zweieinhalb Kilometer der Borke und der rund drei Kilometer der Wellingse, die im Bereich des Dorfes verlaufen. „Die Flächen neben Wellingse und Borke benötigen wir, um den Bächen bei Hochwasser Raum zur Ausweitung zu geben“, erklärte Sobirey. „Dann kann der Flussverlauf eine Eigendynamik entwickeln, die für den Hochwasserschutz, aber auch gleichzeitig für die Gewässergüte gut ist.“
Bestandsaufnahme zeigt: Es besteht viel Handlungsbedarf
Das Ergebnis dieser Bestandsaufnahme zeigt viel Handlungsbedarf auf, damit Wellingse und Borke, die teilweise sehr stark begradigt wurden, wieder ihre naturnahen Strukturen entwickeln können. „Aber all unsere Vorschläge setzen die Verfügbarkeit von Flächen voraus“, sagte auch Sobirey.
Hartmut Scharf, Gewässerbeauftragter der Stadt Balve, erklärte: „Und dafür setzen wir auf die Solidargemeinschaft der Eigentümer. Denn: gibt es keine Fläche, dann gibt es auch keinen Hochwasserschutz.“ Gespräche sollen demnächst geführt werden, um eine Tendenz zu erfahren. „Es wird dann drei bis fünf Jahre dauern, bis uns die Genehmigung für einen Baustart vorliegt“, nannte er einen groben Zeitplan.
Maßnahmen nehmen über Fördermittel finanziert
Realisiert werden sollen die Hochwasserschutzmaßnahmen größtenteils durch Fördergelder. 80 Prozent der Kosten würde das Land übernehmen, die restlichen 20 Prozent müssten aus der Balver Stadtkasse bezahlt werden.
Einer Absage erteilten die Vertreter der Verwaltung in der anschließenden Diskussion Heinrich Stüekens (UWG) Vorschlag, jeweils ein Wehr als Regulierungsbauwerk am Oberlauf von Borke und Wellingse zu schaffen. Stüeken hatte auf eine Landesförderung für den Bau solcher Rückhaltebecken hingewiesen. „Die müssen auch nur bei Bedarf im Hochwasserfall genutzt werden“, führte er aus. Dass diese Becken damit wie eine Art „Talsperre“ funktionieren würden, war für den städtischen Gewässerbeauftragten Scharf „nicht vorstellbar“.“ Er sah zudem wegen des massiven Eingriffs in das Gewässer auch keine Aussicht auf Genehmigung. Bürgermeister Hubertus Mühling erklärte dazu: „Wir versuchen, einen ganzheitlichen Weg zu gehen.“ So solle der Wasserstand von Wellingse und Borke durch breite Uferzonen und viel Fläche für das Wasser möglichst niedrig gehalten werden, das schütze vor Hochwasser. „Dieses Ziel kann nur gemeinsam erreicht werden“, appellierte Mühling an die Dorfgemeinschaft.
Ortsvorsteher Sauer zuversichtlich
Ortsvorsteher Klaus Sauer zeigte sich im Anschluss im Gespräch mit der Redaktion sehr zuversichtlich, dass es gelingen werde, die Hochwasserschutzmaßnahmen in Langenholthausen umzusetzen: „Dass wir als Solidargemeinschaft in diesem Sinne funktionieren, darin sehe ich kein Problem.“