Evangelische Gemeinde verliert ihre Pfarrstelle

90 Jahre nach dem Bau ihrer ersten eigenen Kirche in Balve wird die Evangelische Kirchengemeinde ihre Pfarrstelle verlieren. Für die Zeit nach dem Weggang der Pfarrerin hat das Presbyterium jedoch eine Lösung gefunden, die es der Gemeinde am Sonntag präsentierte.
Balve – Die Evangelische Kirchengemeinde Balve hat nur noch bis Herbst eine Pfarrerin. Wenn Antje Kastens (64) zum 1. November in den Ruhestand geht, wird ihre Stelle nicht neu besetzt. Stattdessen soll sich dann ein Gemeindepädagoge oder eine Gemeindepädagogin vor Ort um die Belange der Gemeinde kümmern und so zumindest die Eigenständigkeit gewahrt bleiben. Die Gemeindeglieder erfuhren dies am Sonntag im Rahmen einer Versammlung nach dem Gottesdienst.
„Jetzt geht die Generation der Baby-Boomer, deshalb stehen auch viele Pfarr-Ruhestände an“, erklärte Kastens, dass schlicht Personal fehle. Selbst wenn sich ein Interessent für die Kastens-Nachfolge beworben hätte, wäre nach dem Stellenschlüssel der Landeskirche Westfalen für die 2100 Gemeindeglieder im Raum Balve lediglich eine 60-Prozent-Pfarrstelle genehmigt worden. „In Absprache mit dem Presbyterium und dem Kirchenkreis Iserlohn wird unser Ziel, eine Person mit einer 100-Prozent-Stelle nach Balve zu bekommen, dann mit einer Gemeindepädagogenstelle erreicht“, sagte Kastens. Damit sei die Eigenständigkeit gesichert. Die Alternative wäre ein Pastoralverbund mit Ihmert, Hemer, Deilinghofen und Balve gewesen. Kastens: „Balve wäre nur noch ein Teilgebiet, welches mitzuversorgen wäre. Hier vor Ort wäre dann nur selten jemand präsent, und die topografische Lage lässt erahnen, dass Balve dann bald abgehängt wäre.“
Unterstützung bekommt der oder die Neue in Balve von der Pfarrstelle in Deilinghofen als pfarramtliche Verbindung. Dabei kommt die langjährige Freundschaft der gemeinden zum Tragen. Die Gemeindepädagogin oder der Gemeindepädagoge soll weiterhin eine Seelsorge in Balve gewährleisten. „Die Befähigung dafür wird mit der theologischen und pädagogischen Ausbildung an Fachhochschulen und kirchlichen Seminaren sowie nach dem Examen durch eine Art Anerkennungsjahr und Ordination absolviert“, so Kastens. Außerdem fänden Fortbildungen für Abendmahlfeier, Taufe, Hochzeit, Beerdigung oder Seelsorge statt.
Der Kirchenkreis Iserlohn habe den Entwurf des Konzepts genehmigt, zur endgültigen Genehmigung wird sich der Kirchenkreis mit der Landeskirche in Verbindung setzen. Unter dem Motto: „Gemeinsam aufbrechen und Neues wagen!“ soll die Stellenausschreibung stehen, die zeitnah veröffentlicht werden soll.
Die offizielle Verabschiedung von Pfarrerin Kastens erfolgt bereits am 24. September durch Martina Espelöer, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Iserlohn. Die Konfirmation am 1. Oktober wird anschließend eine von Kastens' letzten Amtshandlungen sein, denn vor ihrem Eintritt in den Ruhestand feiert sie dann noch Urlaubstage ab.
Zum nahenden Abschied der Pfarrerin sagte Silke Hoppe, Kirchmeisterin und damit Kassenwartin der Gemeinde: „Antje Kastens war ein Glücksgriff für unsere Gemeinde.“ 2017 trat sie die Nachfolge von Pfarrer Christian Weber an. Der Gemeindeaufbau sei ihr zu verdanken. „Gerne würden wir sie noch 20 Jahre behalten.“
Mit ihrem Eintritt in den Ruhestand wird Kastens auch aus dem Pfarrhaus neben der Kirche ausziehen. Ob der neue Gemeindepädagoge oder die neue Gemeindepädagogin dieses beziehen wird, ist noch offen. Kastens zeigte sich aber zumindest zuversichtlich, schnell jemanden für diese Aufgabe gewinnen zu können: „Wir haben schon Kontakte geknüpft, sehen sehr gute Aussichten auf eine Besetzung.“