Doch für Sandra Schnell persönlich ist es trotz aller Probleme sinnvoll, in der Kirche zu bleiben, sie mitzugestalten. „In meiner Funktion setze ich auch Zeichen, dass es anders geht“, sagt die Pfarrbeauftragte, die ab Mitte März auch taufen darf. „Es gibt sie, die kleinen Fortschritte.“ Die Rolle der Frau in der Kirche und die queeren Katholikinnen und Katholiken, die erstmals öffentlich über ihre Erfahrungen in der Kirche und ihren Einrichtungen berichtet haben, sind wichtige Anliegen für Sandra Schnell. „Vieles tut den Menschen weh. Und ja, für manche Menschen werden die Veränderungen zu spät kommen, aber man darf auch Hoffnung schöpfen.“
Weglaufen ist keine Lösung, findet auch Klaus-Dieter Jacobsen. Die Abschaffung des Zölibats jetzt, da man so unter Druck geraten sei, wäre sicher richtig, hätte aber schon viel früher passieren müssen. „Aber ob das wirklich die Missbrauchsfälle hätte verhindern können, weiß ich nicht wirklich“, sagt der Nachrodter, der im Kirchenvorstand arbeitet. „Ich mache das nicht nur für die katholische Kirche, sondern für die Menschen, die der katholischen Kirche nahestehen, und die vielen anderen.“ Das Hauptproblem seien verbohrte Menschen auf hohen Positionen in der katholischen Kirche. „Der Fisch stinkt vom Kopf“, findet Klaus-Dieter Jacobsen deutliche Worte und sagt: „Sie müssen die Konsequenzen ziehen, nur dann wird die Basis es akzeptieren.“
Ähnlich klare Worte findet auch Christiane Frebel vom Pfarrgemeinderat St. Matthäus. Als aktive Katholikin benötige sie in dieser Weltkirche schon immer viel Geduld und einen langen Atem. „Aber dass selbst Menschen wie der emeritierte Papst Benedikt und viele seiner klerikalen Brüder lügen, vertuschen und/oder Kindesmissbrauch begehen, zeigt, dass eine Doppelmoral besteht, die für mich kaum auszuhalten ist“, so Frebel und macht ihrem Ärger Luft. Sie fügt hinzu: „Scheinbar haben wir – die Schafe, die Laien, wie wir gerne bezeichnet werden – das Evangelium besser verstanden, als diejenigen, die es auslegen dürfen, die als Vertreter Christi auf Erden gelten.“ Dass es in der heutigen Zeit immer noch nicht möglich sei, ehrlich und demütig um Vergebung zu bitten, zeige ihr, dass die Institution Kirche Vertreter hat, die ihrer nicht würdig sind.
Auch in Plettenberg ist das Entsetzen groß.