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Wiedersehen mit „Maria“

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Von: Ina Hornemann

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„Maria“ an ihrer alten Wirkungsstätte, dem Busbahnhof Markaner. Jahrzehntelang hat sie hier Currywurst und Pommes serviert, immer im Takt der Busverbindungen. „Ich glaube, ich kann sie noch immer auswendig“, lacht Vasiliki Melissopoulos.
„Maria“ an ihrer alten Wirkungsstätte, dem Busbahnhof Markaner. Jahrzehntelang hat sie hier Currywurst und Pommes serviert, immer im Takt der Busverbindungen. „Ich glaube, ich kann sie noch immer auswendig“, lacht Vasiliki Melissopoulos. © Hornemann

Ihre Präsenz fehlt noch immer am Markaner, obwohl die Altenaer, Ein- und Abreisende seit anderthalb Jahren daran gewöhnt sind, dass „Maria“ nicht mehr täglich in ihrem Imbiss steht. Kurz nachdem die letzte Portion Pommes frittiert war, hat sie mit ihrem Mann die Koffer gepackt und ist in das Häuschen auf der griechischen Insel Chios gezogen, das das Ehepaar bereits 1985 als Alterssitz errichten ließ. „Aber ab und zu Altena muss sein“, erklärt die beliebte Wirtin während eines Heimatbesuchs.

Altena – Weit kommt die 68-Jährige nicht, wenn sie bepackt mit frischen Zutaten fürs Mittagessen durch die Stadt eilt, denn alle Passanten wollen ein bisschen von ihrer „Maria“ abhaben. Ihren richtigen Namen, Vasiliki Melissopoulos, benutzen nur die wenigsten. „Maria“ hat 40 Jahre für warme Mägen und ein warmes Herz gestanden in Altena. „Und jetzt genieße ich die warme Sonne Griechenlands, meiner alten Heimat“, erklärt sie lachend bei einem Cappuccino im Café Ko, wo in Sichtweite ein Nachfolger in ihren einstigen Imbissräumen eingezogen ist.

Reingegangen ist sie dort noch nicht wieder. „Komisch. Vielleicht weil es einem doch zu vertraut ist?“ Vasiliki Melissopoulos kann es sich selbst nicht erklären, denn bei alle anderen Nachbarn rund ums Markaner-Umfeld fällt es ihr ganz leicht, über die Türschwelle zu gehen. Viele fragen, wie sie es denn aushält ohne Fritteuse und Lebensgeschichten ihrer Kunden. „Gut!“ antwortet sie dann stets. Denn endlich ist Zeit für Dinge, die bis vor anderthalb Jahren nie möglich waren: Ausschlafen, in Ruhe spazieren gehen, Romane lesen, zur Primetime fernsehen.

„Und ich gehe nie ohne meinen Ausweis vor die Tür. Weil ich jetzt spontan ein Boot besteigen und in 30 Minuten in der Türkei anlegen kann. Da komme ich in Smirni an. So, wie andere hier den Bus nach Iserlohn besteigen“, berichtet sie lachend.

Blick in die neue Heimat: Die Insel Chios liegt nur 30 Minuten per Schiff von der Türkei entfernt.
Blick in die neue Heimat: Die Insel Chios liegt nur 30 Minuten per Schiff von der Türkei entfernt. © privat

Mit Ehemann Vassilios unternimmt sie gern langsamere Spaziergänge. „Leider hat er im Ruhestand einen Schlaganfall erlitten und das Gehen fällt ihm schwer. Aber ich treibe ihn an, damit er nicht einrostet. Fürs Reisen nehmen wir einen Rollstuhl. Wir kommen noch rum.“

Grund für den aktuellen Heimaturlaub in Altena ist ein besonders schöner: Makella, das fünfte Urenkelkind, erst wenige Wochen alt. Täglich knuddelt und umsorgt Vasiliki Melissopoulos das Neugeborene – und kocht selbstverständlich für ihre Familie, die immer noch am Iserlohner Berg lebt.

Gibt es noch Pommes im täglichen Speiseplan? „Ja, das habe ich mir nicht abgewöhnt. Ich mochte die frittierten Kartoffeln aber auch immer selbst gern“, ergänzt sie lachend. Die Heimat in Griechenland bietet aber natürlich auch fangfrischen Fisch, sonnengereiftes Obst und Gemüse und feine Rezepte der mediterranen Küche jenseits der Imbiss-Speisekarte. Besuch aus Altena kommt gelegentlich auch eingeflogen, erst vor wenigen Wochen waren Gäste zu Besuch. „Nach Jahrzehnten in dieser Stadt hat man ja viele Freunde hier. Den Kontakt halten wir. Ich weiß auch immer noch, was in meiner Stadt passiert!“

Schade findet sie nur, dass die Innenstadt zusehend leerer wird. „Ich hoffe noch immer, dass sich wieder Leute ansiedeln und das ein oder andere Geschäft aufmacht. Wir waren doch mal die Einkaufsstadt, wo es Bombe gelaufen ist!“

Dafür stand einst die übervolle Wartehalle am Markaner, die Vasiliki Melissopoulos bewirtschaftete, bevor der Bürgerpavillon einzog und sie nebenan den deutlich kleineren Markaner-Grill übernahm. Geschichten von Reisenden hat sie am Standort unzählige gehört. Viel mehr sind aber die der Einheimischen hängen geblieben: „Ich wusste immer als erstes über Hochzeiten, Scheidungen, schlechte Noten und Schwangerschaften bescheid“, erinnert sie sich zurück. Wie den Klacks Mayonnaise auf die Pommes gab es oft einen guten Rat von ihr oben drauf – und den gab es sogar immer gratis!

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