Jetzt muss für jede Maßnahme ein sogenanntes Projektdatenblatt ausgefüllt werden, bevor das Geld fließt. Diese Arbeit laufe für Altena auf Hochtouren, versichern Kisker und Bürgermeister Kober. Allerdings geht es im Moment eher um jene Dinge, die der Bürger nicht unbedingt mitbekommt. „Wir müssen jetzt Flaschenhälse beseitigen, die es noch gibt und die den Abfluss zukünftiger Hochwasser behindern“, sagt Kisker und nennt den Kölschen Joe als Beispiel. Die ehemalige Gaststätte am unteren Hegenscheider Weg steht über dem vom Hegenscheid kommenden Bach, der Unmengen von Geröll im Bachdurchlass unter dem Gebäude ablagerte. Das muss weg – wie das gehen soll, das weiß im Moment noch niemand.
Noch undurchsichtiger als am Kölschen Joe ist die Situation im städtischen Kanalnetz, aus dem immer mal wieder Bruchstücke von Rohren herausgespült werden – ein Indiz dafür, dass es dort (vielleicht massive) Schäden gibt. Genaueres weiß man erst, wenn das gesamte Kanalnetz (immerhin rund 140 Kilometer) mit Kameras befahren worden ist – auch das eine Maßnahme mit hoher Priorität, die jetzt schnell angegangen werden soll und die auch ihr Gutes hat, wie Kober erklärt: „Anschließend ist unser Kanalnetz komplett digitalisiert.“ Auch die Sanierung städtischer Straßen werde dank der Fluthilfen in den kommenden Jahren weitaus größere Fortschritte machen als im bisherigen Straßenbauprogramm vorgesehen.
Die Frage ist allerdings, wer das eigentlich alles machen soll: „100 Millionen Euro investiert eine Stadt wie Altena nicht mal eben so“, sagt Kisker. Neben reinen Bauarbeiten müssen auch jede Menge Ingenieur- und Planungsleistungen vergeben werden – und deren Büros haben ebenso gut zu tun wie Bauunternehmungen. Aktuell ist geplant, einen Pool von Unternehmen zu bilden, die Aufträge entgegennehmen. Das hätte den Vorteil, dass sie ihre Eignung nur einmal und nicht bei jedem Auftrag aufs Neue nachweisen müssten.
Sogar der Krieg beeinflusst den Wiederaufbau – zum Beispiel dann, wenn es ums Frei- und Hallenbad geht. Bei allem, was dort passiere, müsse die Energieeffizienz einen noch sehr viel größere Rolle spielen als bisher, meint Kisker – immerhin verbraucht so ein Bad locker soviel Gas wie 100 Haushalte.
Kober und Kisker haben Verständnis dafür, dass den Bürgern vieles nicht schnell genug geht und dass kritisch beobachtet wird, dass Dinge wie der Lennepark auf die lange Bank geschoben werden. Zur Mammutaufgabe Wiederaufbau geselle sich ein eklatanter Personalmangel, argumentieren sie. Viele Stellen nicht besetzt, Urlaubszeit und die Corona-Sommerwelle: „Es gab Zeiten, da war ich auf diesem Flur praktisch ganz alleine“, sagt Kober und fügt hinzu: „Für Schönes bleibt da keine Zeit“.