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Suchtaufklärung mal anders: Alkoholiker rückt Schülern irritierend dicht auf die Pelle

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Von: Volker Heyn

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Wittke wechselte fließend zwischen den Rollen als cooler Typ und dem nach Mitleid bettelnden Alkoholiker.
Wittke wechselte fließend zwischen den Rollen als cooler Typ und dem nach Mitleid bettelnden Alkoholiker. © Heyn

Große Schauspielkunst gab es am Mittwochmorgen in der Sekundarschule Altena zu erleben. Der 63-jährige Theaterpädagoge Dirk Wittke vom Bielefelder Pisak-Theater spielte das Suchtpräventionsstück „Flasche leer“ vor einer achten Klasse, dass es einen beim Zuschauen kribbelte. Absolut authentisch verwandelte sich Wittke vom abgehalfterten Hamlet-Darsteller in ein um Mitleid bettelndes Häufchen Elend.

Altena – Wittke rückte den Schülerinnen und Schülern am Ende irritierend dicht auf die Pelle, schwankte und lallte. Die bewusst herbeigeführte Verunsicherung wurde am Ende der Vorstellung natürlich im Stuhlkreis aufgearbeitet. Die Veranstaltung im Rahmen einer ganzen Woche zur Suchtprävention wird seit Jahren angeboten und von der Schule finanziert. Sekundarschulrektor Frank Schölzel war begeistert vom starken Spiel des Bielefelder Theater-Mannes Wittke, das er schon ein paar Mal gesehen hatte: „Absolut packend!“

Wittke verwandelte den Klassenraum bereits in der Minute seines Eintreffens in eine Theaterbühne mit ihm als Hauptdarsteller. Zum einen mimte er den durch Alkohol auf den Hund gekommenen Schauspieler namens David Aschinger, zum anderen den vereinsamten U-Bahn-Fahrer Knuth, der wie Aschinger auch an der Flasche hängt.

Theaterpädagoge Dirk Wittke spielt einen Schauspieler, der einen Schauspieler spielt, der nicht auftreten kann, weil er betrunken ist. Wittke rückte in seiner Rolle als aggressiv Betrunkener irritierend nah an die Schüler heran.
Theaterpädagoge Dirk Wittke spielt einen Schauspieler, der einen Schauspieler spielt, der nicht auftreten kann, weil er betrunken ist. Wittke rückte in seiner Rolle als aggressiv Betrunkener irritierend nah an die Schüler heran. © Heyn

In der Flasche sei nur schwarzer Tee, erzählt der gemimte Schauspieler Aschinger, aber tatsächlich Whisky. Jedenfalls ziehen die Figuren Knuth und Aschinger im Laufe des Theaterstücks die Flasche leer.

Dirk Wittke spielt grandios die Rolle des Trinkers, der sich selbst belügt und der sich in seinem Elend mit den Jugendlichen zu verbrüdern versucht. Gegen Ende des Stücks wird das Spiel Wittkes immer intensiver, er schwadroniert, schwankt, hält sich am Tisch fest, brüllt und bettelt wahlweise Jungen und Mädchen auf Augenhöhe an. Nach 45 Minuten torkelt der Mann aus dem Klassenzimmer – eine Lektion, die den Jugendlichen in Erinnerung bleiben dürfte.

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