Bis dahin war die allzuoft im Bach gelandet, was die Behörden dann aber unterbanden. Gut 40 Jahre nach der Gründung wurde aus der Genossenschaft eine GmbH.
Gearbeitet wird nach dem sogenannten Sprührostverfahren – vereinfacht gesagt wird die Säure gekocht, indem sie mit hohem Druck in einen etwa 800 Grad heißen Ofen gesprüht wird.
Dabei verdampft die Flüssigkeit, übrig bleiben Eisenoxid und säurehaltige Abgase, die in einem Absorber mit Wasser vermischt und so wieder zu Säure werden. „Regenerat“ nennt sich das dann – aufbereitete Säure, die an die Kunden ausgeliefert wird.
„Und zwar genau so, wie die sie brauchen“, betont Kurzeja. Der orangefarbene IAV-Vierachser, der die alte Säure abholt, füllt auch die neue in die Beize. Dieser Austausch ist in vielen Fällen schon automatisiert: Beim IAV weiß man dank Datenübertragung über Menge und Qualität der Säurebäder beim Kunden Bescheid und kann genau dann liefern, wenn es nötig wird.
Neben Säure fallt bei dem Recycling-Prozess auch Eisenoxid an, das ebenfalls vermarktet wird. An der Westiger Straße beherrscht man die Kunst, es zu Pellets zu pressen. Die werden verkauft, zum Beispiel an die Baustoffindustrie, die damit Ziegel einfärbt. Die Pellets seien begehrt, weil sie einfacher zu dosieren seien als Pulver, berichtet der Geschäftsführer.
Welche enorme Färbkraft das Eisenoxid hat, das sieht man beim IAV in jeder Ecke. Alles, aber wirklich alles, ist mit einer roten Farbschicht überzogen, die aber harmlos ist.
Neue Säure aus alter Säure zu machen, das ist per se schon Umweltschutz. Der wird beim IAV aber auch an anderer Stelle großgeschrieben. Was deutlich sichtbar aus dem Schornstein kommt, sei „zu 99,9 Prozent Wasserdampf“ betont der Geschäftsführer.
Grundsätzlich steht die Aufbereitungsanlage allen Firmen zur Verfügung, faktisch kommen die meisten Kunden aus der Region, was rein logistische Gründe haben dürfte.
Im Umkreis von 50 Kilometern holt der IAV-eigene Tankwagen die Altsäure ab und liefert neue an – die Kunden müssen sich also um die An- und Belieferung nicht kümmern.
Der IAV ist durchaus auch ein Indikator für die wirtschaftliche Lage der Drahtindustrie: Je mehr dort zu tun ist, desto mehr Draht wird gebeizt und gezogen.
Seit etwa zwei Jahren gehe es wieder bergauf, berichtet Kurzeja. Allerdings merke man auch deutlich die Folgen von Corona und der Flut, die viele der Kunden getroffen habe: „So richtig glücklich sind wir noch nicht“.