„Suizidgedanken werden auch in meiner Praxis geäußert“, bestätigt die Altenaer Kinder- und Jugendlichen Psychotherapeutin Nike Hieronimus. „Nach meinen Erfahrungen fußen diese nicht unmittelbar auf den Auswirkungen von Corona, sondern sind der generellen persönlichen Situation geschuldet, die allerdings durch die Pandemie verstärkt wird.“ In der Burgstadt, mit ihrer ländlichen Struktur, sei die Situation aber gewiss eine andere als in den Ballungsräumen der Großstädte.
„Wir haben hier die besten Möglichkeiten, raus in die Natur zu gehen“, sagt Hieronimus. Achtsamkeitsübungen, einer ihrer Therapieansätze für Kinder und Jugendliche, die die Verhaltenstherapeutin behandelt. „Den Blick wieder auf positive Dinge richten und die Lichtblicke des Tages wahrnehmen“, so ihre Empfehlung. Ebenso effektiv: Die Ressourcen des Menschen zu nutzen, um ihn wieder zu stabilisieren.
Seit 2019 therapiert sie in Altena Mädchen und Jungen bis zu einem Alter von 21 Jahren. Während Lockdown und Schulschließungen hätten viele ihrer Patienten über Angstzustände, Stress und Antriebslosigkeit berichtet. Für Hieronimus kein Wunder, wirkten sich die Corona-Schutzmaßnahmen doch auf den ganzen Tagesablauf aus: so gut wie keine sozialen Kontakte, Homeschooling, kein Vereinsleben, gestresste Eltern, oft schwierige finanzielle Situationen in der Familie – die Negativliste ist lang. Und eins stehe fest: „Besonders Kinder und Jugendliche brauchen den Kontakt untereinander.“
Ihre Warteliste für Kinder und Jugendliche ist lang, „bis zu einem Jahr leider, der Bedarf ist groß“, erklärt Nike Hieronimus. Erstgespräche könne sie jedoch zeitnah anbieten. „Die sind wichtig, um festzustellen, ob die Chemie zwischen dem oder der Betroffenen und mir als Therapeutin stimmt.“
Und, um Ratschläge geben zu können für die Zeit des Wartens auf den Therapieplatz. Den Eltern rät sie immer, die Kinder in anderen Bereichen zu stärken und alternative Lösungen zur Anbindung zu finden. Das bedeute zum einen, positive Erlebnisse zu schaffen und zum anderen, die Kinder nicht so merken zu lassen, wie belastend die Pandemie für einen selbst ist.
„Spüren, was mein Kind gerade braucht“, sagt die Mutter von zwei Kindern im Alter von vier und sechs Jahren, die auf Empathie setzt. „Ihnen ein offenes Ohr bieten und altersentsprechend über die Problematik reden.“ Denn Kinder hätten Sorgen, und wenn niemand da sei, mit dem sie reden könnten, dann sei das sehr belastend. kre