SPD stellt klar: Bracht handelt als Privatmann

von Thomas Bender - ALTENA ▪ Wilfried Brachts Kritik am geplanten Burgaufzug stößt bei allen Ratsfraktionen auf Unverständnis. Das ergab gestern eine Umfrage unter deren Vorsitzenden.
„Unsere Fraktion steht ohne Wenn und Aber hinter dem Projekt“, stellte die SPD-Sprecherin Irmgard Ibrom klar. Der Vorstoß des ehemaligen SPD-Fraktionsvorsitzenden sei ein Alleingang und mit der Partei nicht abgestimmt. „Er handelt da als Privatmann“, sagte Ibrom und zeigte sich überrascht von der Initiative des Dahlers.
Bracht hatte Ende vergangener Woche von erheblichen Widerständen unter der Bevölkerung berichtet und dazu aufgerufen, diese Proteste zu bündeln, um das in seinen Augen unsinnige Projekt zu stoppen.
Geradezu entsetzt reagierte CDU-Sprecher Uwe Scholz – der Aufzug sei „eines der wichtigsten Zukunftsprojekte dieser Stadt“. Es sei unverantwortlich, wenn dieses Vorhaben jetzt zerredet werde. Scholz erinnerte daran, dass der Aufzug im Zusammenhang mit dem Konzept 2015 entwickelt worden sei, alle Bürger hätten daran mitwirken können. „Herrn Bracht habe ich da allerdings nicht gesehen“, sagte Scholz. Wenn sich der Dahler informiert hätte, dann müsste er nach Ansicht von Scholz wissen, dass zahlreiche Investitionsentscheidungen im Innenstadtbereich von der Realisierung der Aufzug-Pläne abhängen.
„Generell kann man über alles geteilter Meinung sein“, sagte Ulrich Biroth (soziale und demokratische Arbeitsgemeinschaft) und meint damit Brachts Hinweis, dass das Geld anderswo besser angelegt sei. Fakt sei, dass es – wenn überhaupt – Zuschüsse im Rahmen der Regionale nur für Strukturmaßnahmen gebe und nicht etwa für die Sanierung kaputter Straßen. Er wisse, dass der Aufzug nicht nur Befürworter habe, fügte Biroth hinzu. Nach seinem Eindruck sei die vorherrschende Meinung aber die, dass man „entweder das Ding bauen oder Altena ganz zu machen kann“. Biroth verwies auch auf die Bürgerfragestunde zu Beginn jeder Ratssitzung – „da kommt nie einer“. Dabei sei das die ideale Plattform, um sich mit Einwänden gegen solche Projekte an die Politik zu wenden.
„Diese Diskussion kommt ein Jahr zu spät“, sagt Bernhard Diel von der FDP. Der Aufzug sei seit Monaten beschlossene Sache, während der Entscheidungsfindung sei genug Zeit gewesen, Bedenken gegen das Vorhaben zu äußern. Die FDP stehe weiter zu dem Projekt und stütze sich dabei auch auf das Gutachten des Fraunhofer-Institutes, sagte er. Die Logistik-Fachleute hätten errechnet, dass sich der Aufzug rechne und zu einer deutlichen Belebung der Innenstadt führe. Die „touristische Belebung“ der Innenstadt sei erklärtes Ziel aller Ratsfraktionen, der Bau des Aufzuges daher folgerichtig. Diel sieht eine breite Akzeptanz für das Projekt.
„Der hat wohl noch eine Rechnung mit dem Bürgermeister offen“ – mit diesen Worten reagierte Oliver Held von den Grünen gestern und erinnerte an Brachts Stellungnahmen zur Besetzung der Schulleiterstelle am Gymnasium. Sein Eindruck sei, dass die breite Mehrheit der Altenaer das Vorhaben begrüße und dass die Zustimmung noch steige, wenn man sich (etwa bei einem Besuch im Informationszentrum 2015) intensiver damit beschäftige. Es gehe ja schließlich nicht nur um einen Aufzug, sondern um einen völlig neuen Zugang zur Burg. „Innovative Transportkonzepte erweisen sich als echte Besuchermagneten“, glaubt der Grüne- Fraktionsvorsitzende und verweist auf Schloss Burg an der Wupper, das von vielen nur wegen seiner Seilbahn besucht werde.
Allgemeines Kopfschütteln erntet Bracht vor allem wegen seiner Äußerung, das Geld sei anderswo besser angelegt: „Bracht müsste es eigentlich besser wissen“, sagte Ulrich Biroth – Zuschüsse im Rahmen der Regionale gebe es nur für Strukturmaßnahmen und nicht etwa für die Sanierung kaputter Straßen. Held meint sogar, dass der Dahler hier „ein Stück weit Volksverdummung“ betreibe.
Verwirrung stiftet der Dahler auch mit seiner Angabe, er spreche für eine Mehrheit der Altenaer – seine Wahrnehmung sei eine deutlich andere, sagte Scholz gestern. Auch im Internet – wo in verschiedenen Foren die Möglichkeit anonymer Meinungsäußerungen besteht – stößt Bracht eher auf Ablehnung. Auf der AK-Homepage „come-on.de“ schreibt „sabbi“: „Fakt ist dass die Investition sehr viel für die Stadt bringen wird, auch wenn es vielleicht zu viel Geld ist. Fakt ist aber leider auch, wenn wir das Geld nicht selbst „verprassen“, werden es definitiv andere tun, womöglich auch Städte die schon genug haben (sei es Geld, Infrastruktur oder Tourismus) um damit dann zu unserem Nachteil zu arbeiten.“ „Burgaufzugsgegner“ hingegen schreibt: „Endlich sagt mal jemand, was die Menschen wirklich denken. Wenn wir z. B. endlich einmal halbwegs intakte Straßen hätten, dann hätten es nicht nur die Einwohner leichter, sondern es kämen auch mehr Besucher nach Altena.“
Die Stadt setzt derweil auf die Einbindung der Bürger: Das Informationsbüro 2015 im ehemaligen Möbelhaus Hinne ist zurzeit täglich geöffnet. Dort hängen die Entwürfe aus, mit denen sich Planungsbüros am Gestaltungswettbewerb beteiligt haben. Interesse daran sei durchaus vorhanden, berichtete Dirk Stute, der gestern Dienst hatte.