Jogginghose im Unterricht: Knallhart-Kleider-Ordnung Thema an Schulen im MK

Ist die Jogginghose modisch mittlerweile akzeptiert, oder hat, „wer eine Jogginghose trägt, die Kontrolle über sein Leben verloren“, wie Modezar Karl Lagerfeld meint? Die Diskussion ist einmal mehr und vielleicht intensiver denn je entbrannt, nachdem die Sekundarschule Wermelskirchen in der vergangen Woche Jogginghose tragende Schüler nach Hause geschickt hat. Das Thema ist natürlich auch an den weiterführenden Schulen in Altena und Nachrodt-Wiblingwerde angekommen.
Altena – Die Schule in Wermelskirchen, wo laut Schulordnung tiefe Ausschnitte genauso verboten sind wie bauchfreie Kleidung und Jogginghosen, begründet ihren Kampf gegen den „Schluffi-Style“ mit ihrem „Bildungsauftrag“ und der „Vorbereitung auf ein Leben in der Öffentlichkeit und im Arbeitsleben“. Dass die Regeln jetzt knallhart durchgesetzt werden, trifft bei vielen Schülern und Eltern auf Widerstand.
Die heimische Sekundarschule mit Standorten in Altena und Nachrodt-Wiblingwerde wählt einen anderen Weg, setzt auf den Dialog mit den Schülern, statt auf Verbote. „Bis vor einigen Jahren hatten wir ein Jogginghosen-Verbot auch in unserer Schulordnung“, sagt die kommissarische Schulleiterin Gudrun Reinecke-Bartelt auf Anfrage der Redaktion. Dann habe man sich aber bewusst und im Dialog mit der Schülervertretung, Eltern und Lehrern dafür entschieden, diesen Passus zu streichen.
„Schließlich hat sich die Mode geändert, ein solches Verbot wäre doch gar nicht mehr zu halten“, erklärt Reinecke-Bartelt. Schließlich werde dieser Modetrend den Schülern ja von vielen Sportlern, Schauspielern oder Models vorgelebt. „Unsere Schüler sehen im Fernsehen oder den sozialen Netzwerken, dass überall Jogginghose getragen wird. Nur in der Schule sollte das dann nicht erlaubt sein? Das macht ja keinen Sinn“, so die kommissarische Schulleiterin.
Einen Freibrief für alle Modesünden haben die Sekundarschüler damit aber nicht. „Es gibt ja Jogginghosen und Jogginghosen“, erinnert Reinecke-Bartelt an die verschiedenen Typen. Komme ein Schüler mit einem Outfit in die Schule, das unangemessen sei, suchten die Lehrer das Gespräch und erläuterten die Hintergründe. „Dabei treffen wir bei den Schülern in der Regel auf viel Einsicht, kommen mit diesem Weg auf jeden Fall deutlich weiter als mit Verboten“, so die Rektorin.
Dieses Vorgehen gelte übrigens nicht nur für Jogginghosen, sondern auch für bauchfreie Outfits und Kopfbedeckungen, „die bei uns nicht in den Unterricht gehören“. Stehen für die Schüler Vorstellungsgespräche oder der Besuch einer Ausbildungsmesse an, werde dies im Vorfeld im Unterricht durchaus thematisiert. „Dabei geht es dann natürlich auch um die für den jeweiligen Termin passende Kleidung“, sagt Reinecke-Bartelt.
Ähnlich sieht es am Burggymnasium Altena (BGA) aus. „Eine Vorgabe für Kleidung haben wir offiziell nicht“, sagt Dennis Knebel, der seit Mitte vergangenen Jahres die Schule mit Blick auf das Altenaer Wahrzeichen leitet, auf Nachfrage der Redaktion. Nach Rücksprache im Kollegium habe es auch in der Vergangenheit keine entsprechende Verordnung gegeben, die beispielsweise das Tragen von Jogginghosen im Unterricht verboten hätte.
Die Lehrerinnen und Lehrer hätten trotz alledem natürlich ein Auge darauf, bisher aber keinen Grund zu Handlung gesehen. „Das liegt daran, dass es noch nie Probleme in dieser Hinsicht gegeben hat“, ordnet der Schulleiter ein.