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Große Ernüchterung: Saniertes Bad steht nicht vor 2026 - Kosten von 7 Millionen Euro

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Von: Volker Heyn

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Auf dem Außengelände des Dahler Bades wird nicht viel Neues passieren. Der Kostenrahmen ist eng.
Auf dem Außengelände des Dahler Bades wird nicht viel Neues passieren. Der Kostenrahmen ist eng. © ORF UND VIZL ARCHITEKTEN

Nach mehr als einer Stunde Vortrag über die Machbarkeitsstudie zur Erneuerung des Dahler Bades im Betriebsausschuss am Mittwochabend machte sich neben der Freude, dass es endlich voran geht, auch eine gewisse Ernüchterung breit.

Altena – Die Ingenieure aus Unterfranken stellten eine komplette Sanierung und einen nur teilweisen Neubau vor, der mindestens 7 Millionen Euro kostet. Wünsche der Nutzer wie eine akustische Dämmung der Halle oder gar ein zweites Lehrschwimmbecken sind darin nicht enthalten.

Lange Gesichter gab es im Ausschuss und bei der kleinen Delegation der Schwimm-Sport-Gemeinschaft (SSG) Altena auf den Zuhörerstühlen, als vom möglichen Zeitplan gesprochen wurde. Vor 2025 werde mal gar nichts gebaut, und vor 2026 werde es ganz sicher keinen Bäderbetrieb geben. Das heißt: Minimum fünf Jahre nach dem Totalschaden durch die Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 wird die Stadt kein Schwimmbad haben. Die Schwimmausbildung, das Freizeitvergnügen und der Vereinssport haben also noch eine sehr lange Durststrecke vor sich.

Die Ergebnisse ihrer Machbarkeitsstudie stellten die Ingenieure des Schweinfurter Büros Orf und Vizl per Videoübertragung in den Ratssaal vor. Zugeschaltet war auch ein Mitarbeiter der Chemnitzer C&E Consulting und Engineering GmbH, die bekanntlich für die Stadt den Wiederaufbauplan nach dem Hochwasser verantwortet. Während des Vortrags und danach gab es nur wenige Nachfragen seitens der Politik, der Inhalt der 21 Seiten des vorgestellten Manuskripts musste schließlich erst einmal verdaut werden.

Katrin Brenner von den Stadtwerken kommentierte die Machbarkeitsstudie fürs Bad.
Katrin Brenner von den Stadtwerken kommentierte die Machbarkeitsstudie fürs Bad. © Heyn

Architekt Alexander Pfeuffer stellte in seinem Vortrag nahezu alle möglichen technischen Details der Machbarkeitsstudie dar. Bereits Ende vergangenen Jahres habe man von Totalabriss und einem vollständigen Neubau Abstand genommen, sagte er. Stattdessen sei eine komplette Sanierung aller Anlagen und ein Teilneubau entwickelt worden. Dieses Konzept mit einer Kostenschätzung von 6,6 Millionen Euro brutto ohne Baunebenkosten soll jetzt mit dem Fördergeber abgestimmt werden.

Das, was die Machbarkeitsstudie zeige, habe Chancen auf eine Realisierung, sicher sei das aber nicht. Vermutlich müsse eine Einzelfallentscheidung getroffen werden. Bäderchefin Katrin Brenner fasste die Diskussion so zusammen: „Erst, wenn wir wissen, was der Fördergeber zahlt, können wir entscheiden, was wir zusätzlich wollen und was wir vielleicht selber finanzieren können.“

Freibad und Planschbecken

Freibadbecken und Planschbecken bleiben in derselben Größe und Lage bestehen. Das Hausmeistergebäude links neben dem Eingangsbereich Richtung Hang ist vollkommen marode und soll abgerissen werden. An dieser Stelle soll ein Anbau entstehen, der Duschen und WC-Räume aufnimmt. An der Längsseite des Hallenbades zum Hang hin soll eine Stützmauer gebaut werden, dort soll ein Gebäude in gleicher Höhe der Schwimmhalle entstehen, in der dann die Badtechnik eingebaut wird. Die war während des Hochwassers komplett abgesoffen, weil sie bis dato im Keller unterhalb des Beckens untergebracht war. Im Keller soll in Zukunft nur noch die Hydraulik für den Hubboden betrieben werden, die durch das Hochwasser kaum gelitten hat. Auch der Schwallwasserbehälter wird weiterhin im Keller stehen. Die Technikzentrale soll dann aber ebenerdig vor Hochwasser weitgehend geschützt gebaut werden.

Die Planer legten diese Skizze vor, die die mögliche Flächenaufteilung des Bades darstellt. Die Duschen und WC-Räume sollen an der Stelle entstehen, wo jetzt noch das ehemalige Hausmeisterhaus steht. Die Technikzentrale soll aus dem Keller weggenommen werden und ebenerdig hinter der Schwimmhalle entstehen.
Die Planer legten diese Skizze vor, die die mögliche Flächenaufteilung des Bades darstellt. Die Duschen und WC-Räume sollen an der Stelle entstehen, wo jetzt noch das ehemalige Hausmeisterhaus steht. Die Technikzentrale soll aus dem Keller weggenommen werden und ebenerdig hinter der Schwimmhalle entstehen. © ORF UND VIZL ARCHITEKTEN

Cafeteria und Schulungsräume

Neben der Sanierung auf den neuesten Stand der Technik und den Anforderungen von Barrierefreiheit und Energieeffizienz wird es kaum zusätzliche Verbesserungen oder Aufwertungen geben. Einzige Ausnahme: Es soll eine Cafeteria entstehen, deren Fläche auch Schulungen oder Vereinstreffen zur Verfügung stehen soll. Ob die Cafeteria auch so heißen soll, ist noch offen.

Von den Nutzerwünschen wird fast nichts realisiert. Ein Umsetzen des Schwimmmeisterraumes ist nicht möglich, die Überwachung des Planschbeckens wird wohl mit Videotechnik erfolgen müssen. Nicht in die Kalkulation aufgenommen wurden Wünsche, die der Fördergeber wohl nicht finanzieren wird: Akustikdämmung, breitere Beckenumrandung, Materiallager, mehr Außentoiletten beim Sommerbetrieb, Außenbeschallung, bessere Liegewiesenausgestaltung.

Dazu noch einmal Katrin Brenner: „Wir wollen nichts planen lassen, von dem wir von vorneherein wissen, dass wir es nicht bezahlen können.“

Nachhaltig und zukunftssicher

Die Sanierung müsse nachhaltig, zukunftssicher und barrierefrei erfolgen, versicherten die Planer. Deshalb braucht man mehr Flächen in Umkleiden, Duschen und WCs. Auch Personal im Rollstuhl müsse man gerecht werden. Der Hallenbau müsse thermisch und energetisch saniert werden. Zur Wasseraufbereitung schlagen die Planer das Ozon-Brom-Verfahren anstelle der üblichen Chlorierung vor. Das sei zwar teurer in der Technik, aber günstiger im Betrieb und sowieso umweltfreundlicher. Fachplaner müssten später die günstigste Variante ermitteln. Geheizt werden soll weiterhin mit Erdgas, aber die Möglichkeiten zur Nutzung von Wärmepumpen sollten berücksichtigt werden. Pfeuffer: „Da ist eine schöne Aufgabe für die Planer vorprogrammiert.“ Erneuert werden müssen das Wasserfiltersystem und die Lüftungstechnik mit 80-prozentiger Wärmerückgewinnung. Ob die Beleuchtungsanlage demontiert, gelagert und wieder eingebaut werden kann, müssten ebenfalls Fachplaner entscheiden.

Mit solcher Technik können Türen gegen zukünftiges Hochwasser gesichert werden.
Mit solcher Technik können Türen gegen zukünftiges Hochwasser gesichert werden. © ORF UND VIZL ARCHITEKTEN

Ob das Bad durch einen Erdwall vor dem Bach vor einem möglichem Hochwasser geschützt werden kann, muss auch noch überlegt werden.

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