Salon Kerstin: 30 Jahre selbstständig

Friseurmeisterin Kerstin Tigges hat sich oft genug im Leben durchgekämpft, jetzt kann sie an Himmelfahrt 2023 mit ihrem „Salon Kerstin“ 30-jähriges Betriebsbestehen feiern. Später im Jahr steht auch noch die Ehrenauszeichnung für ihren Meistertitel an, den sie ebenfalls vor 30 Jahren erhielt.
Altena –„Ich wollte eigentlich nie in die Meisterschule gehen“, lacht Kerstin Tigges 30 Jahre später über die damalige Zeit in den Start in ihre berufliche Selbstständigkeit. Groß geworden am Pragpaul, ging sie 1980 im Alter von 15 Jahren in die Lehre im Salon von Edelgard Anspichler in der Rahmedestraße Nummer 32. Anfang der 1990er wollte sich Anspichler aus dem Geschäft zurückziehen und an Kerstin Tigges übergeben.
Tigges erinnert sich, dass dann doch noch ein Schulbesuch nötig wurde: „Ich hatte keinen Spaß an Schule. Jedenfalls habe ich am 18. Mai 1993 das Friseurgeschäft als ,Salon Kerstin’ übernommen und Ende des Jahres auch meinen Meister gemacht.“ 1989 war zudem das erste Kind geboren, alles ziemlich viel auf einmal für die junge Frau: Mit der Verantwortung für einen Vierjährigen die Meisterschule zu besuchen und den räumlich beengten Salon mit drei Mitarbeiterinnen zu führen.
Nach nur einem Jahr gab sie den engen Salon an der Rahmedestraße auf und zog in die Lindenstraße 49 in den ehemaligen Salon Schilling. Friseurmeister Schilling hatte das Geschäft vorher schon an jemand anderes übergeben. Die Reste dieses Friseursalons kaufte Kerstin Tigges, der Vormieter war vom Vermieter vor die Tür gesetzt worden. „Ich habe das alles so übernommen, als hätte der Vormieter nach Feierabend alles stehen und liegen gelassen.“
In der Nähe der Steinernen Brücke lief es dann aber lange gut im Salon Kerstin: Ganze 16 Jahre lebte und arbeitete Tigges dort, baute sich eine treue Stammkundschaft auf. Irgendwann aber wurden ihr Wohnungsmiete und Ladenmiete zu teuer, die Kinder waren groß. Sie hielt nach einem neuen Ladenlokal Ausschau und fand es in der Bachstraße 9 am Markaner.
Etwa 2010 zog sie von der Rahmede aus um in die untere Stadtmitte. Das Gebäude gehörte sehr viel früher der Familie Hoberg, die dort eine Bäckerei betrieb. Das steht noch außen am Gebäude. Nach der Bäckerei gab es dort eine Apotheke, eine Versicherungsagentur, irgendwann danach die Friseursalons Andresen und zuletzt das S-Team von Friseurin Drupp. Vom S-Team übernahm Kerstin Tigges das Inventar und führte dort ihren Salon Kerstin weiter, bis heute.
Wieder Jahre später der nächste Einschnitt: Corona. Zwei Mal musste Tigges lange schließen, erhielt zwar die 9000 Euro Soforthilfe, von denen sie aber 7000 Euro zurückzahlen muss. Nach Corona die Flut: An dem Mittwoch kam sie gar nicht erst in ihren Laden, die ganze Nette war überflutet. Am anderen Morgen lieh sie sich einen Hochdruckreiniger vom Kneipenwirt Dimi aus und kärcherte ihren Salon. Alles war nass und voller Matsch. Besonders ärgerlich war, dass sie zu ihrem 25. Geschäftsjubiläum alles gerade frisch renoviert hatte – die gesamte Einrichtung musste nach der Flut auf den Müll. Noch übler war ein Arbeitsunfall beim Aufräumen Tage später: Dreifacher Sprunggelenkbruch. Einziger Trost: Tigges hatte als Mieterin eine Elementarschadenversicherung. Und die bei ihrem Vermieter Andreas Opitz, der die Provinzial-Versicherung in Altena leitet – ihr wurde also geholfen.
Trotzdem: Acht Monate musste der Salon geschlossen bleiben, bis alles wiederhergestellt war, der Salon und das Fußgelenk. In diese Zeit fiel zudem der Umstand, dass ihre bis dato Lieblingsmitarbeiterin heiratete, ein Kind bekam und aus Altena fortzog. Die bis dato treue Stammkundschaft kam nach acht Monaten Schließung nicht in dem Maße zurück, wie es sich Kerstin Tigges wünschte. Seit der Wiedereröffnung im März 2022 arbeitet sie jetzt allein im Laden, manchmal beschäftigt sie eine Aushilfe. „Ich habe keine Öffnungszeiten angeschlagen, ich arbeite ausschließlich auf Termin und immer so lange, bis die Arbeit getan ist.“ Die Energiekrise zwang sie dazu, im Mai die Preise erhöhen zu müssen. Aber sie macht unverdrossen und mit guter Laune weiter: „Ich habe nicht wieder geheiratet, war lange alleinerziehend und musste mich immer selbst um alles kümmern. Es wird schon.“ Natürlich soll das 30-jährige Bestehen gefeiert werden. Himmelfahrt hat der Laden geschlossen, angestoßen werden soll deshalb am Freitag nach getaner Arbeit ab etwa 18 Uhr. Tigges möchte ihre lieben Stammkunden treffen und sich bei ihnen bedanken.