Für die provisorischen Strommasten: Wichtige Arbeiten mit Hubschrauber

Amprion erneuert bekanntlich Stromleitungen auf insgesamt rund 126 Kilometern zwischen Dortmund-Kruckel und Dauersberg in Rheinland-Pfalz. Für den 36 Kilometer langen und größtenteils den Märkischen Kreis betreffenden Abschnitt B steht mittlerweile mehr als die Hälfte der provisorischen Masten. Damit ein wichtiger Zwischenschritt bis Ende dieses Jahres abgeschlossen werden kann, kam am Dienstag ein Hubschrauber zum Einsatz.
Altena/Märkischer Kreis – „Allerspätestens im Oktober nehmen wir das Provisorium in Betrieb“, sagte Projektleiter Thomas Augustin. Diese Provisorien sind für eine Dauer von rund drei Jahren notwendig, um die Stromversorgung während der Bauzeit der Neubaumaste sicherzustellen, die weitgehend im vorhandenen Trassenraum entstehen. Etwas mehr als die Hälfte dieser Übergangsmaste steht schon. Spannende Arbeiten konnten am Dienstag zwischen Iserlohn und Veserde in Nachrodt-Wiblingwerde verfolgt werden, als Amprion das Vorseil mit einem Helikopter eingeflogen hat.
Hubschrauber fliegt Vorseil an
Ein Mitarbeiter stand dafür auf den Masten, nahm das Seil an, legte es durch die Sicherung und gab es wieder an den Helikopter, der dann weiter zum nächsten Mast flog. Mithilfe des Vorseils kann später das Leiterseil für die Freileitung installiert werden.

Erst, wenn das Provisorium in Betrieb ist, kann der Abbau der alten Masten und der Neubau richtig Fahrt aufnehmen. Augustin sprach von „ganz, ganz vielen kleinen Rädchen, die ineinander greifen müssen“ und zeigte eine Liste mit diversen Gewerken, die bisher schon abgearbeitet werden mussten. Besonders zeitaufwendig sei in den vergangenen Monaten beispielsweise der Wegebau für die Masten gewesen, der „weitgehend abgeschlossen“ sei. Der ist nötig, damit die Standorte für die großen Maschinen erreichbar sind, die unter anderem die Gründungsarbeiten vornehmen. Sind die abgeschlossen, kann die eigentliche Montage der Masten erfolgen, die in Einzelstücken – „Lego für Große“ – kommen und durch einen Kran erledigt wird. „Innerhalb von ein bis zwei Tagen steht so ein Mast“, ordnete Augustin ein. Später erfolgt auch hier – wie bei den Provisorien – der Seilzug. Für die müssten unter Umständen Straßen gesperrt oder gesondert gesichert werden.
Ende 2025 soll, wenn alles gut läuft, der Neubau in Betrieb genommen werden.

Alles besorgt: Keine Material-Probleme
Material-Probleme habe Amprion keine. „Wir haben uns das Material für das gesamte Projekt relativ früh gesichert“, betonte Augustin. Probleme in dieser Richtung habe man nicht; die Lager seien voll. Und, wenn doch was fehlt: Dieser Leitungsneubau sei ein „absolutes Priorität-Projekt“, habe Vorrang; andere Projekte müssten möglicherweise zurückstecken.
Kosten: Dreistelliger Millionen-Betrag
„Der Abschnitt B ist für unser Netzgebiet sehr herausfordernd“, sagte Projektsprecherin Mariella Raulf mit Blick auf die Topografie. Austin sprach in diesem Zusammenhang von den „Alpen“. Dieser Umstand macht die Arbeiten teuer. Genaue Kosten für die Gesamtmaßnahme im Abschnitt B nannten weder Augustin noch Raulf. Es handele sich aber um einen Betrag im „dreistelligen Millionen-Bereich“. In die Höhe getrieben werden Kosten beispielsweise dadurch, dass für „mehr als die Hälfte“ der Fundamente sogenannte Mikropfähle verwendet würden, wie Augustin erklärte. Dies sei die „mit Abstand teuerste Variante“, aber auch die beste für die Sauerländer Topografie. Ein Vorteil: Sie kann mit vergleichsweise kleinem Baugerät verbaut werden.

Über die Firma Amprion: 11 000 Kilometer langes Höchstspannungsnetz
Vier Übertragungsnetzbetreiber gibt es in Deutschland – einer davon ist Amprion. Zusammen mit Tennet, 50Hertz Transmission und TransnetBW betreibt das Dortmunder Unternehmen die Infrastruktur der überregionalen Stromnetze im Land. Die Amprion GmbH unterhält nach eigenen Angaben ein gut 11 000 Kilometer langes Höchstspannungsnetz – in einem Gebiet von Niedersachsen bis zu den Alpen. „Unsere Leitungen sind Lebensadern der Gesellschaft: Sie sichern Arbeitsplätze und Lebensqualität von 29 Millionen Menschen“, schreibt die Firma auf ihrer Internetseite. „Wir halten das Netz stabil und sicher – und bereiten den Weg für ein klimaverträgliches Energiesystem, indem wir unser Netz ausbauen.“ Rund 2200 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen.
Das Projekt: Bis zu 75 Meter hoch
Das Projekt Stromleitungs-Neubau „Kruckel – Dauersberg“ ist in fünf Genehmigungsabschnitte unterteilt, in denen der Bau teilweise schon vor Jahren begonnen hat. Für den Abschnitt B – dessen 36 Kilometer Länge zwischen Iserlohn-Ochsenkopf und Attendorn größtenteils den Märkischen Kreis betreffen – hatte die Bezirksregierung Arnsberg Ende Januar vergangenen Jahres den Planfeststellungsbeschluss erteilt. Die Planfeststellungsunterlagen für diesen Abschnitt hatte Amprion im Oktober 2018 eingereicht. Im Rahmen dieses Verfahrens hatten Stellungnahmen und Einwendungen sowie Gespräche mit Bürgern, Politik und Verwaltung zu einer Diskussion über den Einsatz einer schmaleren, aber höheren Mastform geführt. Nach einer intensiven Prüfung wurde dieser Wechsel der Mastform von Amprion als umsetzbar bewertet. Die Masten, die jetzt gebaut werden, sind zwischen 60 und 75 Meter hoch. Sie tragen nicht nur sechs Drähte des 380 Kilovolt-Stromkreises, sondern im unteren Bereich teilweise einen 110 Kilovolt-Stromkreis.