„Konzert trifft Ausstellung“: Licht und Schatten zum Greifen nah

Zum Fest der Sinne avancierte am Samstag ein vertrautes Tête-à-tête von Kunst und Musik in der Burg Holtzbrinck. Vor gut besuchtem Haus nahmen Susanne Wendel und Ulrich Frenschkowski, die für den musikalisch-literarischen Part der inspirierenden, anregenden Veranstaltung verantwortlich zeichneten, sowie die beiden Künstler Antek und Luise Talbot ihr Publikum unter dem Motto „Konzert trifft Ausstellung“ zu einer visuell-akustischen Reise durch die Künste mit.
Altena – Licht und Schatten standen im Mittelpunkt der zweiten Auflage der „Musikalischen Landschaften“, die bereits im Vorjahr erstmals in eine buntere Welt hatten entfliehen lassen. Auf die Erweiterung des damaligen Formats durch Luise Talbot, Stipendiatin der Werkstatt Altena 2022, machte Bürgermeister Uwe Kober (CDU) in seiner Begrüßung aufmerksam. Die gegenseitige Inspiration von Kunstwerken, Gedichten, Liedern und Musikstücken machte den besonderen Reiz der gefeierten Veranstaltung, die verzauberte und in ihren Bann zog, aus.
Zwei Welten begegneten sich in den Bildern von Antek und Luise Talbot, deren Stimmungen Susanne Wendel und Ulrich Frenschkowski in Wort und Musik aufgriffen, ausschmückten, vertieften und inneren Saiten zugänglich machten. Expressive figurative Malerei (Antek) begegnete da der Welt des Dunklen, Rätselhaften und Geheimnisvollen, wie sie Luise Talbot in ihren Arbeiten zelebriert. Im Wechsel präsentiert, beflügelten Werke wie „Sag mir, wo die Blumen sind“ (Antek) – von Pianistin Susanne Wendel mit Worten des gleichnamigen, von Marlene Dietrich bekannt gemachten Anti-Kriegsliedes unterlegt – oder „Doppelgänger“ (Luise Talbot) die Fantasie.

Das eigens für die Veranstaltung kreierte Gemälde der jungen Künstlerin füllte Ulrich Frenschkowski, der sich als Pianist, Poet und Sänger die Ehre gab, mit dem Schubert-Lied „Der Doppelgänger“ mit Leben. „Still ist die Nacht, es ruhen die Gassen. In diesem Haus wohnte mein Schatz. Sie hat schon längst die Stadt verlassen“, klagte er mit warmer, sonorer Stimme sein Herzeleid. Das dunkle, verlassene Haus mit der blassen, einsamen Gestalt, das Luise Talbot passend dazu auf die Leinwand gebannt hatte, ließ den Liebeskummer des Verlassenen deutlich zutage treten.
Zum Gesamtkunstwerk fügten sich Musik, Literatur und Bildende Kunst bei den „Musikalischen Landschaften“ zusammen. Dass Licht und Schatten zum Greifen nah waren, war ebenso den tiefgründigen Gedichten aus der Feder von Ulrich Frenschkowski – „Mutter“, „Engelstuch“ und „An die nahe Geliebte“ – wie der sorgsamen Lied- und Musikauswahl zu den Gemälden zu verdanken.
Zur Entdeckung geriet dabei die Musik des amerikanischen Pianisten und Komponisten Chad Lawson, mit der Susanne Wendel die kleinen Pausen beim Wechsel der Bilder virtuos „überbrückte“. Voller Gefühl und Hingabe gelang ihr zudem eine wundervolle Interpretation der berühmten Mondscheinsonate von Beethoven, die seit jeher Anlass zu Spekulationen und Rätselraten bot.

Gleichermaßen stimmungsvoll griffen ein Rachmaninow-Lied, Musikstücke aus der Feder von Fazil Say sowie Préludes von Skrjabin und Chopin – im Original und in der Bearbeitung von Chad Lawson dargeboten – die stark wechselnden Stimmungen des Abends perfekt auf.