Ruhe fanden sie in der Nacht trotzdem nicht, denn mit den üblichen, zu erwartenden Sturmschäden ging es weiter. Bäume mussten – „relativ gleichmäßig im ganzen Stadtgebiet verteilt“ – von den Verbindungsstraßen geschafft werden. Zum Teil waren Vollsperrungen nötig:
„An manchen Einsatzstellen konnten wir nicht viel machen, weil es für unsere Einsatzkräfte zu gefährlich war, dort aktiv zu werden“, sagt Selle. Ist durch eine Straßensperrung niemand von der rettungsdienstlichen Versorgung abgeschnitten, gelte die Devise, dass ein Baum auch erstmal liegen bleiben könne. Die Feuerwehr kümmert sich dann zu einem späteren Zeitpunkt darum oder die Straßenmeisterei des Landesbetriebs Straßen.NRW wird aktiv. Das war am Donnerstag teilweise der Fall – zum Beispiel an der B236.
An dieser Taktik wolle man auch festhalten, wenn sich die Warnmeldungen bewahrheiten und Orkantief Zeynep ab dem frühen Freitagabend für noch heftigere Sturmböen im Kreis sorgt. Das schlimmste könnte nämlich noch bevorstehen. Der nächste Orkan soll Böen von bis zu 130 km/h bringen.
Nachdem „Ylenia“ bereits viel Arbeit bescherte, mache sich mit Blick auf Freitag und Samstag ein etwas mulmiges Gefühl breit, sagt Selle. Gleichzeitig sei man aber voll vorbereitet und durch „Ylenia“ nun auch gewissermaßen erprobt, betont Selle.
Einsatzmittel wurden wieder bereit gemacht. Auch für die Inbetriebnahme eines Meldekopfes ist man in Altena gewappnet – war es bereits am Mittwochabend. Notrufe würden dann direkt nach Altena geleitet und von den Kräften dort priorisiert. Bei „Ylenia“ lief aber alles gewohnt über die Feuer- und Rettungsleitstelle.
Während es drumherum wütete und windete, machte der Sturm einen großen Bogen um die kleinste Gemeinde. In Nachrodt-Wiblingwerde gab es in der Nacht nur zwei kleinere Einsätze. Um 0.45 Uhr rückten die Einsatzkräfte der Feuerwehr zu den Serpentinen aus. Auf der L692 Höhe Salzlager lag ein Baum auf der Straße. Um 6 Uhr ging es zur B236.
Die Sturmtiefs „Xandra“ und „Ylenia“ haben den Menschen und den Einsatzkräften im Märkischen Kreis eine unruhige Nacht zu Donnerstag beschert. „Ab 21 Uhr wurde es richtig stürmisch. Höhepunkte des Sturms waren in der Zeit zwischen 0 und 2.30 Uhr sowie von 3.30 bis ca. 7 Uhr. Dabei sind im Kreis laut Meteorologen in der Spitze Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 km/h registriert worden. Das ist an der Grenze zum Orkan“, berichtet Kreisbrandmeister Michael Kling. Insgesamt waren in der Spitze bis zu 800 Einsatzkräfte von Feuerwehren und Hilfsorganisationen im Einsatz. Mehr als 200 Einsätze gab es bis 13 Uhr (Donnerstag, 17. Februar) im Kreisgebiet. Michael Kling zieht Bilanz: „Es gab keinen Schwerpunkt in einzelnen Kommunen, sondern ein flächendeckendes Ereignis, das alle Städte und Gemeinden getroffen hat.“
Gegenüber des Obergrabens hatte sich aus dem Hang ein Baum verabschiedet, der beseitigt werden musste. Tatsächlich war und ist die Wehr auf alles vorbereitet: Der Meldekopf wurde im Feuerwehrgerätehaus eingerichtet, musste aber bisher nicht besetzt sein. „Er ist auf standby“, sagt Feuerwehrchef Mark Wille. Bei ihm zu Hause hob gerade mal eine Fußmatte ab. „Wir hatten alle mit mehr gerechnet, waren auf alles vorbereitet, sind aber natürlich froh, dass es nicht so ist“, sagt Mark Wille.
Übrigens: Falls sich die Situation – wie angekündigt – in den nächsten Tagen zuspitzt, steht im Gerätehaus alles bereit, Verpflegung inklusive. Würstchen, Gulaschsuppen, haltbares Brot, Nudeln mit Soße, Müsliriegel. Wenn eine Einsatznacht lang wird, kann man sich so über Wasser halten. Für das Wochenende gibt es eine Vorwarnung vor Sturm Zeynep für Orkanböen, „das steht aber noch nicht haarklein fest, wo sie hergehen“, sagt Mark Wille