Eine Konkurrenzsituation fürchtet aber auch die CDU: Wenn eine Tagesmutter es auf Einnahmen von fast 4000 Euro bringen könne, dann werde dieser Job auch für in den Kindergärten tätige Erzieherinnen interessant, befürchtete Tobias Röbbecke von der CDU und sorgte damit bei den anderen Fraktionen für Kopfschütteln. Sie verwiesen darauf, dass die Tagesmütter als Selbstständige unter anderem Kosten für Räume, Heizung und Versicherungen aus eigener Tasche zahlen und ihre Einkünfte natürlich auch versteuern müssten. Werden sie krank, zahlt die Stadt zwar weiter – aber die Kosten für die Vertretung müssen sie selber tragen. „Knapp über dem Mindestlohn“ sei das, was am Ende übrig bleibe, sagte Ulrich Biroth von der SDA.
Harmoniebedürftig wie eh und je suchte Bürgermeister Kober nach einem Kompromiss und schlug 5,80 Euro vor. „Das ist nun einmal Demokratie, dass man auch mal unterschiedlicher Meinung ist“, konterte Rüth und drängte auf Abstimmung. Sechs Ausschussmitglieder stimmten für die höheren Stundensätze, einzig die fünf CDU-Vertreter waren dagegen. Spannend wird damit am 12. Dezember die Abstimmung im Rat. CDU und SPD haben bekanntlich nach der Kommunalwahl eine Zusammenarbeit beschlossen. Deshalb bleibt abzuwarten, wie die SPD sich im Rat verhält.
Die Stundensätze für die Tagesmütter sind eine Anlage zu den „Richtlinien über die Gewährung von Hilfen für Kinder in Tagespflege“, die ebenfalls zur Diskussion standen. Wesentlicher Punkt: die Kosten für die Aus- und Fortbildung. Alle Fraktionen legen Wert darauf, dass die Tagesmütter möglichst gut ausgebildet sind, am besten auf der Grundlage des „kompetenzorientierten Qualifizierungshandbuchs Kindertagespflege“. Dazu ist die Teilnahme an einem etwa 300-stündigen Lehrgang erforderlich, der mindestens 3000 Euro kostet. Einen Teil der Kosten übernimmt das Land, die Stadt gibt maximal 500 Euro dazu. An den Tagesmüttern bleiben dann etwa 1000 Euro hängen – „ich finde das ein bisschen happig“, kommentierte SDA-Chef Biroth. Für Röbbecke hingegen ist es „völlig normal“, dass man sich an solchen Kosten beteiligen muss.
Was ist, wenn eine Tagesmutter krank ist? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Ausschuss längere Zeit. „Ich will mehr Klarheit für die Eltern“, sagte Grünen-Fraktionsvorsitzende Judith Köster, auch andere Ausschussmitglieder monierten, dass nicht klar geregelt sei, was in solchen Fällen passiere. Im Normalfall regelten die Tagesmütter solche Probleme intern, berichtete Sarah Lustinetz aus dem Tagespflegebüro der Awo, das von der Stadt mit der Fachberatung der Tagesmütter beauftragt ist. „Die sind untereinander gut vernetzt“, sagte sie.
Wenn gar nichts mehr gehe, sei das Jugendamt erste Anlaufstelle, sagte dessen Leiterin Agnes Goniwiecha. Dort versuche man dann gemeinsam mit der Awo, das Problem so kurzfristig wie möglich zu lösen. Andreas Schmale als Vertreter des Stadtjugendrings kritisierte, dass offensichtlich niemand einen Überblick darüber habe, bei welcher Tagesmutter gerade Plätze frei sind, weil beispielsweise Kinder im Urlaub sind. Auch Judith Köster mahnte in dieser Beziehung Verbesserungen an.