Frau aus dem MK lebt ihren Traum: Ein eigenes Brautmodenstudio unterm Dach

In ihrem Job ist Heike Thul-Woelke in der Kabelindustrie unterwegs. Nach Feierabend macht sie Bräute glücklich. „Das ist mein Herzensding“, sagt die 45-Jährige. Sie hat es geschafft, Hobby und Beruf unter einen Hut zu bringen.
Altena – Auf dem Nettenscheid, wo man nicht unbedingt auf Anhieb ein Brautmodenstudio vermuten würde, hat sie sich ihren Traum verwirklicht. In ihrem Zuhause hat sie unterm Dach ein kleines Geschäft eingerichtet, geschmackvoll und gemütlich in freundlichen Pastelltönen gestaltet. „Felice“ – glücklich – hat sie es genannt, und das bezieht sie auf sich und auf ihre Kundinnen. Die können aktuell wählen zwischen 100 bis 110 Kleidern – mit 20 hat sie vor zwei Jahren angefangen. „Wieder“, wie Heike Thul-Woelke sagt, denn bereits vor 15 Jahren ist sie nebenberuflich ins Brautmodengeschäft eingestiegen. Ihre eigenen Erfahrungen mit kleinem Budget, Konfektionsgröße 42 und dem Gefühl, als eine von vielen Kundinnen abgefertigt zu werden, hingen nach. Sie wollte es anders machen und war damit so erfolgreich, dass sie irgendwann vor der Entscheidung stand: „Laden oder voll berufstätig? Beides geht nicht.“ Sie verkaufte alles – bis auf eine Kleiderstange, denn so ganz ließ sie ihr Traum nicht los. Im Februar 2021 eröffnete sie „Felice“.
Aus Tüll und Chiffon
An der „alten“ Kleiderstange hängen jetzt die Brautträume aus Tüll und Chiffon, mit Spitze und Glitzer. „Ich habe jedes Modell einmal da, versuche aber, alle Größen und Stile abzudecken“, erklärt Heike Thul-Woelke: „Ich kaufe ein, was mir gefällt.“ Und das kommt auch bei ihren Bräuten an. Rund 85 Prozent der Kundinnen finden auf dem Nettenscheid ihr Kleid. Prinzessin, A-Linie oder Boho, Ivory, Blush oder Nude – die Schlagworte aus „Zwischen Tüll und Tränen“ sind auch im Altenaer Brautmodenstudio ein Begriff. Die Doku-Soap des Senders Vox sei Fluch und Segen zugleich, sagt die Inhaberin. Sie hätte Kaufverhalten und Einstellung verändert. Oft kommen die Kundinnen mit konkreten Vorstellungen, haben Bilder dabei. „Viele denken aber auch, unter 1000 Euro ist nichts zu bekommen, weil die Kleider im Fernsehen oft deutlich teurer sind“, berichtet Heike Thul-Woelke. Ihre Modelle liegen zwischen 600 und 1500 Euro. „Ich habe aktuell ein Kleid, das 2500 Euro kostet. Aber das ist auch ein Ausreißer.“ Eine gern genommene Alternative sind Zweiteiler. Das Studio bietet aber auch einen besonderen Service an: „Viele Kleider können geliehen werden.“ Das werde allerdings eher weniger nachgefragt. „Auch die, die anfangs leihen möchten, kaufen oft am Ende.“
Kauf wird zelebriert
Anders als noch vor 15 Jahren wird der Brautkleidkauf heute mehr zelebriert, bestätigt die Altenaerin. Ein Gläschen Sekt gibt es auch bei ihr. Bis zu drei Personen können die Braut begleiten. Mehr passen nicht ins Studio, mehr wären bei der Beratung auch eher anstrengend, meint sie. So finden Auswahl und Anprobe im kleinen Rahmen statt, gemütlich, entspannt und sehr persönlich. „Viele schätzen gerade die private, muckelige Atmosphäre hier“, freut sich Heike Thul-Woelke: „Hier wird zusammen geweint und gelacht.“ Die Nachfrage zieht gerade wieder an, die Termine – überwiegend freitagnachmittags und samstags – sind begehrt. Über das Internet, das „Felice“-Schaufenster in der Innenstadt und zunehmend durch Mund-zu-Mund-Propaganda finden die Frauen her. Mit etwas Glück hängt „ihr“ Kleid mitnahmebereit auf der Stange. In allen anderen Fällen wird geändert oder bestellt. „Mit vier bis sechs Monaten muss man da teilweise schon rechnen“, gibt die Fachfrau allen Heiratswilligen als Planungshilfe mit auf den Weg.

Schlitze und Stufen im Rock sind im Trend
Im April bestellt sie auf der Brautmodenmesse für das nächste Jahr. Schlitze und Stufen im Rock sind im Trend, Puffärmel kommen wieder. Tüll hat schwerere Stoffe und Raffungen ersetzt. „Die Kleider sind heute filigraner und feiner geworden“, sagt Heike Thul-Woelke: „Und früher war weniger Glitzer.“ Für den Einkauf setzt sie sich ein festes Budget, „aber einhalten werde ich das vermutlich nicht“, lacht sie – die Leidenschaft für die Traumkleider wird vermutlich größer sein. Dass sie der nachgeben kann ohne den Druck, verkaufen und davon leben zu müssen, macht sie sichtbar glücklich – felice eben. Am Samstag, 25. März, ist Brautmoden Felice auf dem Frühlingsmarkt zugunsten der Erdbebenopfer in der Türkei in Werdohl vertreten. Von 10 bis 18 Uhr wird Heike Thul-Woelke dort eine größere Auswahl an „Schnäppchen-Kleidern“ dabei haben.