13 Jahre vergingen zwischen der Gründung des Verbandes der „Frauenhülfe“ unter Schirmherrschaft von Kaiserin Auguste Viktoria im Jahr 1899 und der Erstgründung in Wiblingwerde. In einer Zeit großer wirtschaftlicher und sozialer Umwälzungen durch die Industrialisierung bot die Frauenhilfe im kirchlichen Raum die Möglichkeit, sich gesellschaftlich zu engagieren und in sozialen und diakonischen Bereichen tätig zu werden.
Auch Bibelarbeit, das gesellige Miteinander und die Erwachsenenbildung kamen nicht zu kurz. Helga Baumann nannte deren wichtigste Betätigungsfelder: Von Literatur und Medienkompetenz über Gesundheit, Pflege und Ernährung bis zu Politik, Theologie und Spiritualität bis zu gemeinsamen Kurzreisen und Freizeiten. Als Mitglied der „Evangelischen Frauenhilfe in Westfale“ mit Dienstsitz in Soest sind die Wiblingwerder Schwestern an gesellschaftlichen Initiativen beteiligt: „Orange days 22“, eine Aktion gegen geschlechtsspezifische Gewalt, Steigerung der Frauenquote in der Politik, Aktionen gegen die Vernichtung von Lebensmitteln, Ausstiegsberatung für Prostituierte, Förderung von Frauenhäusern und Frauenberatungsstellen. Ein kleines Faltboot aus Papier vor dem Altar trug eine Botschaft der Solidarität mit Seenotrettern: „Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.“
Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.
Auch für die Frauenhilfe seien die Corona-Jahre schwierig gewesen, erklärte Baumann. „Dennoch ist es uns gelungen, während dieser Zeit ein kleines Konzept von Frauenhilfsarbeit aufrecht zu erhalten.“ Nach dem Ende des Lockdowns konnten sich die Frauen wieder zu Andachten, Gesprächsrunden und dem Weltgebetstag treffen. Doch es stelle sich nun die Frage nach der Zukunft. „Frauenhilfe ist längst nicht ‘ü’, wie überholt oder überflüssig. Und wenn junge und jung gebliebene Frauen sich aufmachen würden, ihre eigenen Wünsche, Ideen und neuen Formen mitzubringen, dann könnten wir auch der Überalterung etwas entgegensetzen und als starke Gemeinschaft getrost in die Zukunft blicken.“