Ein Personalmanagement, das über die normale Verwaltung hinausgeht, kann Vorteile im Wettbewerb um die Fachkräfte bringen. Potenziale erkennen und fördern (und das schon bei Bewerbern), Mitarbeiter früh einbinden, Raum und Strukturen für Entfaltung und Flexibilität bieten – das sieht Sandra Poppek als wesentliche Aufgaben der Personal- und Organisationsentwicklung an.
Im Bewerbungsgespräch stach die Psychologin mit Fragen und Überlegungen zu diesem Thema aus dem „normalen“ Bewerberfeld – Industriekaufleute, Betriebswirtschaftler oder Juristen – heraus. „Ich sehe erst den Menschen. Ein BWLer geht von einer anderen Seite daran“, erklärt die 32-Jährige.I
Ursprünglich wollte sie in die Kinder- und Jugendpsychiatrie, entdeckte aber im Studium ihr Interesse an der Wirtschaft. Sie machte ein Praktikum bei einem Lüdenscheider Unternehmen und schloss einen Master in Betriebswirtschaft an. Altena und die Drahtindustrie sagten der gebürtigen Mönchengladbacherin zunächst nichts. Nach einem Gang durch die Fertigung bei Lüling war ihr aber klar: „Hier möchte ich hin.“
Sie fand es spannend, ihren Arbeitsbereich neu aufbauen zu können: „Die Möglichkeit hat man nicht oft.“ Als erstes hospitierte sie durch alle Bereiche. „Es ist wichtig, das Produkt und die Arbeit zu verstehen“, sagt sie. Anschließend schrieb sie ein Konzept für die eigene Stelle.
„Bedürfnisorientierte Personalpolitik“ überschreibt Sandra Poppek das und bezieht das sowohl auf die Mitarbeiter als auch auf das Unternehmen: „Es soll keine Wellness-Oase sein, aber es muss passen.“ Die Führungskräfteentwicklung spiele dabei eine große Rolle: „Mitarbeiter wünschen sich ein Feedback und gute Vorgesetzte. Die wiederum brauchen eine Sensibilisierung für die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter.“
Vom anderen Blick der Psychologin profitieren die Beschäftigten. Auch persönliche Dinge landen bei ihr: „Ich erfahre viel, aber die Geschäftsführung muss nicht alles wissen. Vertraulichkeit ist garantiert.“ Das bestätigt Schmidt. Vieles finde „zwischen den Zeilen“ statt und nicht immer sei klar, wo es knirscht. Nicht zuletzt im Homeoffice vermische sich Privates und Arbeitsleben immer stärker. „Jemanden zu haben, der da ein Ohr für hat und das gebündelt mitbekommt, ist das größte Pfund.“
„Wenn man sich um die Dinge nicht kümmert, macht sich das irgendwann bemerkbar“, sagt Sandra Poppek. Auch für Fabian Schmidt steht fest, dass der Fokus auf die Bedürfnisse und Beteiligung der Belegschaft richtig ist – auch wenn das nicht unmittelbar in Euro messbar ist: „Die Mitarbeiter müssen sich wohlfühlen. Das wirkt sich auf die Qualität der Arbeit aus.“