Altena –Etwas sehr seltenes bekamen 40 Besucher zu sehen: die Gessardthöhle von innen. Sie ist eigentlich nämlich verschlossen. Warum sie Bärenhöhle genannt wird, wurde auch deutlich.
„Das ist spektakulär – und dann auch noch vor der eigenen Haustür“, staunte Christian Groll. Er war begeistert. Gemeinsam mit mehr als 40 weiteren Personen schaute er sich die Gessardthöhle, auch Bärenhöhle genannt, in Grünewiese an.
Für Christian Groll war es nicht der erste Besuch. Dies galt im Übrigen auch für Thomas Koch, der die Höhle vor mehr als 40 Jahren erkundet hat. „Damals sind wir mit der Taschenlampe ausgebüxt und in die Höhle gegangen.“
Seinerzeit sei diese noch frei zugänglich gewesen. Nun, Jahrzehnte später, versuchte er seine Kindheitserinnerungen mit der Realität abzugleichen. „Dafür, dass meine Erwartungen niedrig gewesen sind, bin ich angenehm überrascht“, sagte Koch. So weitläufig habe er den Höhlenkomplex nicht in Erinnerung gehabt.
Mit dem Heimatverein unter die Erde
Doch bis sich jeder mit eigenen Augen ein Bild von und in der Höhle machen konnte, musste die Gruppe einen kleinen Fußmarsch über die Bremecker-Brücke und einen kleinen Hang hinauf zurücklegen. Einige Teilnehmer hatten sich mit Taschen- und Stirnlampen ausgerüstet. Und für den Kopfschutz musste in manchen Fällen ein Fahrradhelm herhalten.
Möglich gemacht hatte diese Expedition in die Unterwelt der Heimat- und Bürgerverein Rahmede. Normalerweise bleibt die Höhle nämlich verschlossen und ist durch eine Tür gesichert. Wer sich trotzdem als Hobby-Höhlenforscher betätigen möchte, muss sich an die Arbeitsgemeinschaft „Höhle und Karst Sauerland wenden“; in diesem Fall an die beiden Experten Udo Tauchert und Markus Hillebrand, die für die Führung verantwortlich zeichneten.
Arbeiter entdecken Höhle
Dass die Besichtigung stattfinden würde, hatte der Verein im Vorfeld gar nicht an die große Glocke gehängt. Dennoch sprach sich diese Chance für eine Höhlenerkundung so schnell rum, dass die Veranstaltung auf sehr großes Interesse stieß.
Zum Hintergrund: „Die Höhle ist im Jahr 1911 entdeckt worden. Während eines warmen Sommers war ein Wünschelruten-Gänger damit beauftragt worden, Wasser zu suchen. Als die Wünschelrute anschlug und an einer Stelle unweit des heutigen Eingangs gegraben wurde, stießen die Arbeiter in nur einem Meter Tiefe auf die Höhle, die damals voll mit Sedimenten und Lehm gewesen ist“, erzählte Udo Tauchert. Um das Material an die Oberfläche zu schaffen und eine Lore einzusetzen, seien sogar Schienen verlegt worden.
Besucher haben Höhle geräubert
Warum der ganze Aufwand? Gerne hätten die Entdecker der Gessardthöhle ihren einzigartigen Fund zu einer Schauhöhle ausgebaut, um Besucher anzulocken: „Diesen Gedanken haben die Initiatoren allerdings ganz schnell wieder fallen gelassen, weil die Dechenhöhle einfach viel zu nah ist.“ Zudem habe die Gessardthöhle einfach nicht so viele Tropfsteine und Kristalle zu bieten.
Der Grund: Da die Höhle jahrelang offen zugänglich war, sind sie abgeschlagen und gestohlen worden. Dennoch: Mit der Schatzkammer gibt es ganz am Ende der Höhle einen Abschnitt, in dem noch einige Artefakte zu sehen sind.
Splitternackt ja, aber nicht ohne Helm
„Allerdings ist der Raum ziemlich abseits gelegen und der Besucher müsste kriechen, um dort hinzukommen.“ Bevor dann alle in geduckter Haltung und rutschend durch eine kleine Öffnung in die Höhle gingen, hatte der Experte noch einen Hinweis für seine Gäste: „Ich sage den Besuchern immer wieder, dass sie gerne splitternackt durch die Höhle gehen können. Aber ein Helm sollte immer dabei sein.“
Langsam tasteten sich die Höhlenforscher in die Unterwelt vor. Und bereits nach wenigen Metern zeigte sich, dass die Fledermaushalle nicht umsonst diesen Namen trägt. Ein kleiner Blutsauger hing, vom grellen Licht der Taschenlampen angeleuchtet, kopfüber von der Höhlendecke.
Spuren des Bärens
Insgesamt hat die Gessardthöhle, die im Jahr 1983 vermessen wurde, übrigens eine Ausdehnung von 197 Metern. „Mehr ist aber nicht mehr zu erwarten“, sagte Höhlenforscher Markus Hillebrand. Warum die Gessardthöhle Bärenhöhle genannt wird – auch davon konnten sich die Besucher selbst überzeugen. In der Teichhalle, so genannt, weil dort bei starkem Regen ein Becken vollläuft, liegt der Oberschenkelknochen eines Höhlenbären.