Erdbeben: Schul-Krisenteam fängt Betroffenheit auf

Die Betroffenheit über das schreckliche Erdbeben ist riesengroß auch bei vielen türkischen und syrischen Jugendlichen, die die Altenaer Sekundarschule besuchen. Keine Frage, dass Sekundarschulrektor Frank Schölzel dem Aufruf aus dem Düsseldorfer Schulministerium nachkam, am Freitag um 11 Uhr zu einer Schweigeminute aufzurufen.
ALTENA – Die Aufforderung dazu kam – wie fast immer bei Schulmails aus Düsseldorf – auf den letzten Drücker am Donnerstag um genau 14.48 Uhr. Daraufhin verabredeten das Schulleitungsteam und das Krisenteam der Schule eine kurzfristige Umsetzung.
So drückte Schölzel auf den roten Knopf der Sprechanlage und bat die Schulgemeinschaft an diesem Freitagmorgen um gemeinsames Schweigen. Schölzel beschrieb mit knappen Sätzen die Situation in der Türkei und Nordsyrien: „Unser tief empfundenes Mitgefühl und Anteilnahme gelten denjenigen, die Familienangehörige, Freunde und Bekannte betrauern.“
Einer von ihnen ist ein 15-Jähriger aus Aleppo, der im persönlichen Gespräch später vom Vermissen eines Onkels und dessen Familie, die im türkischen Grenzgebiet zu Syrien ums Leben gekommen waren. Eine gute Nachricht gab es auch für seine Eltern und Geschwister, die seit 2021 in Altena leben: Die zweijährigen Zwillinge einer Tante seien wieder ausgegraben worden: „Die leben. Das ist ein Wunder!“ Der 15-jährige spricht ruhig und gefasst, geht gut um mit dem Drama, das Teile seiner Verwandtschaft erst im Krieg um Aleppo und jetzt bei der Erdbebenkatastrophe durchmachten.
„Nicht alle können das verarbeiten“, weiß Lehrer Schölzel aus Gesprächen mit Schülerinnen und Schüler im Laufe dieser Woche. „Ich habe mit einem fast erwachsenen jungen Mann gesprochen, der brach in Tränen aus und konnte nicht mehr.“
Die Sekundarschule habe gute Erfahrungen gesammelt mit dem schuleigenen Kriseninterventionsteam während der Altenaer Hochwasserkatastrophe. Beratungslehrerin Thenia Molochidis und Schulsozialarbeiter David Sukup hätten besten Kontakt zu den Jugendlichen, sie sprächen mit ihnen über ihre Sorgen und Ängste und fingen sie auf. Dabei gehe es nicht nur um die Belastung der türkischen und syrischen Jugendlichen, sondern auch um die Solidarität der Schulgemeinschaft mit ihnen. Lehrerinnen und Lehrer sensibilisierten und gäben den Familien das Gefühl, nicht allein zu sein.
Es gehe auch darum, Jugendlichen Hilfen an die Hand zu geben, wie sie mit betroffenen Gleichaltrigen umgehen können.