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Evingser Abend mit viel Lokalkolorit

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Von: Michael Koll

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Ihren neuen Roman „Am Ende zu viel“ stellte Kathrin Heinrichs im evangelischen Gemeindehaus in Evingsen vor, unterhielt die vielen Zuhörer aber auch mit amüsanten Kurzgeschichten.
Ihren neuen Roman „Am Ende zu viel“ stellte Kathrin Heinrichs im evangelischen Gemeindehaus in Evingsen vor, unterhielt die vielen Zuhörer aber auch mit amüsanten Kurzgeschichten. © Koll

Büroklammern, Fanta und Nagellack. Mit diesen Zutaten kann der Dorfbewohner im Sauerland laut Krimi-Autorin und Entertainerin Kathrin Heinrichs ganz erstaunliche Dinge bewerkstelligen. Das und viel mehr erfuhren nun die Besucher einer Lesung im evangelischen Gemeindehaus Evingsen, welches sehr gut besucht war.

Altena – Mitgebracht hatte die Schriftstellerin (53), die in Balve-Langenholthausen geboren wurde, für die erste Hälfte ihres rund zweistündigen Gastspiels ihren neuen Roman „Am Ende zu viel“. Auch dieses Werk beschäftigt sich wieder mit dem ehemaligen Tischler Anton und seiner polnische Haushaltshilfe Zofia.

Zunächst aber freute sich der prominente Gast, dass es nach drei Jahren endlich mit ihrem Auftritt in Evingsen geklappt habe. „Ich würde vorschlagen, dass Sie den Corona-Stoff zuhause allein nacharbeiten“, delegierte sie Versäumtes an ihr Publikum zurück.

Ihre Kinder hätten die Pandemie-Zeit optimal genutzt und ein Kind bekommen, verkündete die Autorin. Damit sei sie ja nun eigentlich „Ommma“ (mit drei „M“, wie sie unterstreicht), doch mit der Bezeichnung habe sie sich zunächst schwer getan. „Dann aber sah ich ein aktuelles Foto der Rolling Stones.“

Heinrichs schreibt über Dinge, die sie kennt. Damit sind nun nicht gerade die Leichen in ihren Krimis gemeint. „Aber ich stamme aus Langenholthausen“, rief sie aus. „Das ist da, wo Sie landen, wenn Sie sich auf dem Wege zum Sorpesee verfahren.“

Nach diesem persönlichen Einstieg ging es um ihren neuen Kriminalfall. Wenn Heinrichs das Gerüst einer Tötungsdelikt-Aufklärung nutzt, um Probleme mit der Wort-Autokorrektur eines Mobiltelefons in detailliertester Form zu schildern, dann lachen die Zuschauer im Saal befreit auf – und zwar hörbar erleichtert, dass sie nicht allein sind beim Kampf gegen die Tücken moderner Technik.

Nach der Pause wechselt Heinrichs zwar von ihren Romanen zu ihren Kurzgeschichten, bleibt dem Thema Telefonieren allerdings treu. Im Zug lässt sie Gesprächspartner verschiedener Telefonate mittels Lautsprecher-Funktion miteinander kommunizieren und auf herrlich skurrile Art und Weise einiges durcheinander bringen. „Laute Telefonierer kannst Du ebenso wenig ignorieren wie einen Ziegenkadaver in der Sauna-Kabine“, weiß Heinrichs.

Die stimmige Erfolgsformel der Schriftstellerin basiert auf Bonmots mit Lokalkolorit und genüsslicher Zerfledderung des Zeitgeists. So macht sich Heinrichs lustig über Möchtegern-Grillprofis, die ihren gegarten Fisch mit sizilianischem Pistazien-Pesto garnieren. Doch da nimmt die Zahl der Lacher im Saal deutlich spürbar ab und geht gegen Null.

Begeisterter nimmt das Publikum Merksätze auf wie „Wer auf dem Land keinen Spitznamen bekommt, der gehört nicht dazu“. Oder Einschübe wie „Das war der, der seinerzeit nachts um Vier zum Schützenfest zurückkehrte – im Kleid seiner Frau“. Da ist auch noch der Sauerländer, „der die Buxe so hochgezogen trägt, dass durch die Hose problemlos eine urologische Untersuchung möglich ist“.

Bei aller bösartig-schwarzhumorigen Krimihandlung hat Heinrichs am Ende dann auch noch ganz praktische Tipps parat. Jedenfalls behauptet sie steif und fest, dass aus den eingangs erwähnten drei Zutaten ein Corona-Test für Zuhause erstellt werden könnte.

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