Als Olaf Schwarz und Ronny Großer vom Projektmanagement für den Wiederaufbau jetzt vor dem Rat einen Sachstandsbericht zum Wiederaufbauplan vorlegten, war plötzlich von einem Abriss die Rede, und zwar von einem schnellstmöglichen: Es sei Gefahr im Verzug, die Maßnahme deshalb prioritär.
Hintergrund: Wie so viele andere Gebäude auch steht Duschking über einem Bach – im Normalfall ein völlig harmloses Gewässer, das noch nicht einmal einen Namen hat. Es kommt aus Richtung Blockhaus und unterquert zunächst das Firmengebäude, dann die Bundesstraße 236 und die Bahnlinie. Diese Durchlässe setzten sich durch das Hochwasser zu, der Bach floss durch das Gebäude und spülte tonnenweise Schotter in die Fabrikhallen, die daraufhin als einsturzgefährdet galten. Die Firma Duschking zog deshalb schnell die Konsequenzen und verlegte ihren Unternehmensstandort nach Werdohl. Im Gewerbegebiet Dresel hat sich Duschking auf der ehemaligen Gerhardi-Fläche angesiedelt (wir berichteten).
An der Situation in Altena im mittlerweile verlassenen Firmenkomplex hat sich bis heute nichts geändert: Der Bach fließt weiterhin durch das Gebäude, bei stärkeren Regenfällen sieht man das Wasser deutlich aus dem Rolltor kommen. Bei weiteren Unwettern stelle das eine Gefahr für Straße und Bahnlinie dar, sagte Schwarz. Mit den Wasserbehörden sei man sich darüber einig, dass ein Abriss der beste Weg wäre – und zwar auch deshalb, weil anschließend auf der nicht gerade kleinen Duschkingfläche ein Retentionsraum für den Bach geschaffen werden könnte.
Retentionsräume sind Flächen, die bei Hochwasser überschwemmt werden und Gewässern Raum zum Ausufern geben. So wird Wasser zurückgehalten, wodurch die Gefahr von Schäden im weiteren Verlauf des Gewässers sinkt.
Deshalb ist der Abbruch eine Option, die ernsthaft erwogen wird.: Das Gebäude gehört der Firma Duschking – kommt trotzdem der Steuerzahler für die Abbruchkosten auf?
Diese Grundsatzfrage sei inzwischen mit den Behörden ausdiskutiert, erklärte Scharz. Ergebnis: „Private Maßnahmen können nur durch die Stadt übernommen werden, wenn diese ein wasserwirtschaftliches Ziel verfolgen.“ Das dürfte bei Duschking der Fall sein.
Diese Definition hat übrigens andererseits auch dazu geführt, das insgesamt 16 Maßnahmen aus dem Wiederaufbauplan gestrichen wurden, die meisten davon im Rahmedetal. Wenn private Stützmauern erneuert oder marode Brücken saniert werden, dann hat das eben wasserwirtschaftlich keinen Nutzen. Die Gesamtkosten für die jetzt gestrichenen Maßnahmen werden im Wiederaufbauplan mit über 3,2 Millionen Euro angegeben.
Das bedeutet allerdings nicht, dass die privaten Eigentümer (vielfach handelt es sich um Firmen) jetzt komplett auf den Kosten sitzen bleiben: Wenn sie nicht versichert sind, können sie über die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer (SIHK) Fluthilfen des Landes und des Bundes beantragen.