Dem setzt Hans-Ulrich-Holtkemper, Schulleiter am Burggymnasium, entgegen: Schüler hätten in der vergangenen Schulkonferenz gesagt, dass sie sich beim Tragen der Masken im Unterricht sicherer fühlten, obwohl zu diesem Zeitpunkt keine Maskenpflicht im Unterricht bestand. „Analog gilt dies auch für die Testungen mittels Schnelltests.“
Eltern reagieren ähnlich: „Ich halte es nicht für sinnvoll bei solch hohen Corona-Zahlen auf Testungen in Schulen zu verzichten“, sagt Melissa Kattke, Mutter eines Sohnes, der in die erste Klasse der Grundschule Breitenhagen geht. Aber sie wünschen sich Veränderungen beim Testverfahren. „Denn wenn es so bleibt wie jetzt, dann bringt das Verfahren nichts und wir können die Tests wirklich abschaffen“, fürchtet Kattke.
Ihr Sohn und seine Klassenkameraden erleben gerade, wie anfällig das neue Testverfahren ist. Der Pooltest der Klasse vor genau einer Woche war positiv. Die Schnelltests waren aber auch Tage später alle weiter negativ.
Das bestätigt Schulleiter Jörg Schlüter auf Nachfrage: „Wir haben in dieser Woche drei positive Pools. Leider konnten durch Antigentests in unserer Schule nicht alle Pools aufgelöst werden. Das heißt, wir haben in zwei Klassen trotz des positiven Pools keine positiven Antigentests.“
Die Sorge vor einer Ansteckung untereinander bestehe deshalb weiterhin auch unter den Lehrern. Und nicht nur bei ihnen. „Es kommen auch vermehrt besorgte Eltern auf die Kolleginnen zu“, sagt Schlüter. Doch an der Situation können die Schulen derzeit nicht viel ändern. Das Testverfahren gibt die Landesregierung vor.
Der Aufwand für Testungen, Dokumentation und Kommunikation mit Gesundheitsamt und Eltern ist an den Schulen hoch. Um Lehrer zu entlasten, bittet Schulleiter Schlüter Eltern darum, ihre Kinder in einem Testzentrum testen zu lassen.
Denn bei einem positiven Ergebnis erscheint das Kind dann gar nicht erst im Klassenzimmer und das Risiko einer Ansteckung wird vermindert. „Ich möchte mich ausdrücklich bei den Eltern bedanken, die mit ihren Kindern vor Unterrichtsbeginn Teststationen aufsuchen und uns damit sehr entlasten“, sagt Schlüter.
Doch die Kritik ist groß. Vor allem daran, dass die Kinder bis zum Ergebnis der Einzeltests weiterhin zusammen zur Schule gehen, wenn ein Pooltest positiv war. „Wir sind alle der Meinung, dass die neuen Beschlüsse bezüglich der Pooltestung in den Schulen sehr realitätsfern sind“, schreibt Kattke in einem Brief mit angefügter Unterschriftensammlung von acht weiteren Unterstützern aus dem Kreis der Eltern.
Sie kritisieren nicht nur, dass sich Kinder und Lehrer bei einer Testung in der Schule anstecken können, sondern auch, dass von der Regierung nicht bedacht werde, dass viele Kinder mit dem Bus zur Schule kommen. „Auch dort wird in Kauf genommen, dass wissentlich ein positives Kind im Bus mit vielen anderen Kindern unterwegs ist.“
Die Eltern schicken ihre Kinder mittlerweile „mit einem richtig doofen Gefühl in die Schule. Sogar die Kinder hinterfragen das Testsystem schon“, sagt Kattke, die ihrem Sohn erklären musste, warum alle Kinder zusammen frühstücken und am Unterricht teilnehmen, obwohl der Pool-Test positiv war.
„Es ist mit Sicherheit auch bei der Politik bekannt, das durch Impfungen und auch durch die neue Omikron-Variante die Genauigkeit der Schnelltests abgenommen hat.“ Dass ausgerechnet in den Schulen keine Einzel-PCR-Tests mehr stattfinden, können die Eltern nicht nachvollziehen.