Burg Altena hofft auf zeitnahe Wiedereröffnung
„Wir sind auf Standby.“ So beschreibt Stephan Sensen, Leiter des Burgmuseums, den Status auf der Wulfsegge. Man richte sich derzeit so ein, dass man zügig wieder an den Start gehen kann. Doch das dürfte noch dauern. „Wir warten auf die Politik“, sagt Sensen. Die hat sich allerdings beim Corona-Gipfel darauf verständigt, Museen erst wieder zu öffnen, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz stabil unter 35 sinkt. Davon ist der Märkische Kreis derzeit weit entfernt.
Altena – Das ist auch für einige Beschäftigte auf der Burg bitter. Seit dem Jahr 2003 hat der Märkische Kreis als Träger der Museen die Dienste des Aufsichtspersonals an wechselnde externe Firmen vergeben. Alles vier Jahre wird über die Vergabe neu entschieden. „Die scharren genauso mit den Hufen wie wir“, berichtet Stephan Sensen, wenn er an das Aufsichtspersonal denkt. Es geht um zwei Stellen im Drahtmuseum, und elf auf der Burg. Im Jahr 2018 wurden dafür 507 000 Euro aufgewandt, darin sind auch die Personalkosten für die Aufsicht in der Luisenhütte enthalten.
Eine dieser Kräfte ist eine 52-jährige Altenaerin, die nicht mit ihrem Namen genannt werden möchte. Sie ist seit dem 2. November in Kurzarbeit. Tätig ist sie als Mini-Jobberin, was ihr ein Einkommen von 450 bis 850 Euro pro Monat ermöglicht. „Ich habe normalerweise 50 Stunden im Monat übernommen, aber oft ist mehr zusammengekommen.“ Bezahlt wurde der Mindestlohn.
Kurzarbeit für Aufsichten
Mit Kurzarbeitergeld bleibt nun nur wenig zum Leben übrig. „Ich bekomme im Moment keine 25 Prozent von meinem Gehalt“, verdeutlicht die Altenaerin. Monatlich 240 Euro landen auf ihrem Konto. „Andere Städte oder Kreise beteiligen sich am Kurzarbeitergeld“ und sorgten auf diese Weise für ein wenig finanzielle Entspannung, sagt die Frau – und ärgert sich: „Vom Märkischen Kreis hört man aber nichts.“
Rechtlich sei es nicht möglich, dass der Kreis das Kurzarbeitergeld von externen Firmen aufstocke, sagt Pressesprecherin Urula Erkens auf Nachfrage zu der Kritik. Wenn es Beispiele in anderen kreisen und Kommunen gebe, seien dort wohl die Städte oder Kreise selbst Arbeitgeber des Pesonals.
Stichwort eigenes Personal: Bei den Museen des Märkischen Kreises geht es um 7,25 Stellen, die sich auf neun Mitarbeiter verteilen, darunter auch die Museumstechniker. Kurzarbeit gibt es für diese Mitarbeiter nicht, denn vor einer möglichen Wiedereröffnung sei allerhand zu tun, berichtet Ursula Erkens.
Verborgenes wird sichtbar
Derweil nutzt das Team der Museen den Lockdown, um an etlichen Stationen und in etlichen Räumen medial aufzurüsten. Dabei kommen auch Inszenierungen wieder zum Vorschein, die jahrelang nicht zu sehen waren. Das ist zum Beispiel in einem Raum unterhalb der alten Jugendherberge der Fall. Hier geht es um das Thema „Vom Rennfeuer zum Floßofen“.
In einem etwa 30 Qudratmeter großen Nebenraum, der bei der Neukonzeption zum Jahr 2000 nicht angetastet wurde, geht es um die alte Schmiedetechnik. Durch ein sogenanntes „Schaltglas“ wird der Raum nun wieder sichtbar. „Das ist eine Technik, die damals noch nicht verfügbar war“, erläutert Stephan Sensen. Die Schmiede bleibt dabei im Grunde hinter einer Milchglasscheibe verborgen. Betritt aber ein Besucher den Raum, wird die Scheibe mittels Lichtschranke „klar geschaltet“ – und die alte Schmiede-Installation wieder sichtbar.
Stichworte bei der multimedialen Aufwertung der Dauerausstellung sind das „Peppers-Ghost“-Verfahren, Projektionsmapping und Lichtfinger-Technologie. Letztere kommt zum Beispiel im Raum „Leben im Luxus“ vor, wo der hohe Lebensstandard adeliger Familien gezeigt wird. „Hier sind wir mit den Arbeiten auch schon ziemlich weit fortgeschritten“, weiß Stephan Sensen.
Teils weit fortgeschritten
Noch nicht ausgeschrieben sind die Vorhaben zum Einsatz des „Pepper’s-Ghost“-Verfahrens. Dabei können bewegte Bilder in Lebensgröße auf beliebige Flächen projiziert werden. Schauspieler sollen dafür zum Einsatz kommen, berichtet Stephan Sensen.
Ein Raum, in dem Projektionen zum Einsatz kommen wird, ist der Jungenschlafsaal der historischen Jugendherberge auf der Burg. Richard Schirrmann, Lehrer, Herbergsvater und Ideengeber für das Jugendherbergswerk, soll mithilfe der innovativen Hologrammtechnik zum Leben erweckt werden. Ein professioneller Schauspieler verkörpert den Herbergsgründer und erzählt aus seinem Leben. Dieser Film wird mittels „Peppers Ghost“ projiziert. Die Museumsbesucher haben so den Eindruck, als stünde der leibhaftige Richard Schirrmann vor ihnen. Alle Neuerungen in und um die Burg herum kosten insgesamt 1,6 Millionen Euro.