Altena - Mit Hape Kerkeling kann Tanja Graumann super leben. „Der Junge muss an die frische Luft“ ist ein Film, den die langjährige Mitarbeiterin im Apollo-Kino problemlos zwei- bis drei Mal täglich gucken kann. Im Moment muss sie das, weil der Film auch in der dritten Woche noch mit gutem Erfolg im Altenaer Kino läuft. Er geht auch in die vierte.
„Der ist witzig, darin findet man sich wieder und es ist auch eine Freude, das Publikum bei solch einem Film zu begleiten!“, sagt Graumann. Auf solch ein Kompliment aus ihrem Munde kann sich jeder Filmemacher etwas einbilden, denn Tanja Graumann sieht alles - manchmal auch mehrere Monate lang. Mit der Titanic ist Tanja Graumann ein Vierteljahr lang untergegangen. Neun Wochen davon sogar am Stück und aufgrund der besonders hohen Nachfrage manchmal auch drei mal am Tag. „Irgendwann sieht man es nicht mehr“, beschreibt Tanja Graumann in ihrer bekannten humorvollen Art. Dass Titanic mit drei Stunden Spieldauer plus Pause seine Längen hatte, nutzte sie damals zum Pauken: „Ich steckte noch in der Gesellenprüfung und habe mich mit der Taschenlampe aufs Treppchen vom Vorführraum gesetzt und dort gelernt. Wenn ein Kinokunde ein Getränk bestellt, bekommen wir hinterm Tresen ja ein Tonsignal. Ich musste also nicht ununterbrochen den Kinosaal beaufsichtigen...“ Die Anteilnahme am Schicksal der Protagonisten nahm mit jeder Vorstellung auch irgendwann ab. „Titanic gehörte auch nicht zu den Filmen, die ich am traurigsten fand. Das waren definitiv ,Marley und ich’ und ,Kaffee, Milch und Zucker’. Da habe ich wirklich von Herzen mitgeweint“, verrät Tanja Graumann. Ihre Chefin Nicole Güldner hat aber generell Erbarmen, wenn ein Film zu viel wird. „Wenn es personell passt und Kollegen schon sehr oft in ein und dem selben Film im Einsatz waren, wechseln wir natürlich. Der kleine Saal unten wird vom Foyer aus bedient, da bekommt das Service-Personal meist eh nur Filmfetzen mit. Wer im Küchendienst ist, sieht die Leinwand noch seltener.“ Viele Filme machen aber durchaus Freude, wenn man sie oft hintereinander begleiten kann, das bestätigt Tanja Graumann ausdrücklich. „Bohemian Rhapsody ist da ein ganz aktuelles Beispiel.
Der ist brilliant im Cast, fantastisch abgemischt und zur Musik von Queen muss ich ja nicht viel sagen. Ich kann mir diesen Film problemlos -zig Mal hintereinander ansehen. Ich entdecke auch beim 20. Mal noch Details, die mir vorher nicht aufgefallen sind. Vielleicht habe ich auch durch meine Tätigkeit im Kino eine Vorliebe für detailverliebte Regisseure entwickelt. Auch der Hape Kerkeling-Film ist deshalb so gut. Diese Küchenausstattung der Großmutter! Wenn ich das sehe, dann rieche ich die Küche meiner eigenen Oma.“ Natürlich fallen bei exzessivem wiederholten Gucken auch Fehler auf: Flugzeuge am Himmel in Historiendramen oder eine Druckluftflasche in „Gladiator“ fallen Tanja Graumann und Nicole Güldner spontan ein. Und was war richtig nervig? „Hitch - der Date-Doktor!“ sprudelt es aus Tanja Graumann heraus. „Der war übertrieben und quietschig synchronisiert. Solche Filme kann man dann auch schlecht ausblenden.“ Totenstill dagegen war es bei Harry Potter. „Eine Stecknadel hätte man im Saal fallen hören können. Das Publikum war so gespannt. Alle hatten sich extra mit großen Getränken und reichlich Snacks vorab eingedeckt, damit ja keiner zwischendurch den Bedienknopf drücken musste. Diese Filme haben wir als Team auch sehr genossen und uns auch mit der Buchlektüre eingedeckt. Gleiches galt für Herr der Ringe. Bis heute ein Meisterwerk, das in meinen persönlichen Top Ten immer einen Ehrenplatz haben wird“, berichtet Tanja Graumann. Dienstschluss bedeutet übrigens bei der dienstältesten Angestellten im Apollo nicht Filmschluss. „Klar gucke ich privat auch gerne Filme. Sonst hätte ich meinen Beruf auch arg verfehlt“, schildert Tanja Graumann. Ihre private DVD-Sammlung umfasst mehrere Schränke mit vielen Genres. „Ich mag auch gerne Kinderfilme. Die sind kurz, knackig, haben Herz. Deshalb freue ich mich unter anderem auch auf ,Pets 2’. Und wenn ich nach Hause komme, warten da sogar noch echte Haustiere auf mich...“