Altena - Der Feind von Stefan Schröer sind Baby-Feuchttücher: Regulär kommt der Anlagenwart für die Altenaer und Nachrodt-Wiblingwerder Kanalisation zwei Mal im Jahr zu Besuch. Wenn die Schneidwerkpumpen im Altenaer Untergrund aber nichts mehr schneiden können, dann ertönt ein Alarm und der Techniker muss kommen. Oft sind es solche Fleece-Stoffe, die selbst die schärfsten Messer lahmlegen.
Da können Ralf Berg und Klaus Kleindopp noch so oft mit dem Canalmaster zum Spülen kommen - wenn die Pumpe verstopft ist, dann wird’s brenzlig . Wir treffen das Team Bauhof in Rennerde an. „Eine recht problemlose Straße“, beschreiben Berg und Kleindopp. Kaum einer kennt den Altenaer Untergrund so gut, wie die beiden Bauhof-Mitarbeiter. „Da drunter ist eine riesige Abwasser-Infrastruktur, über die sich im Alltag kaum jemand Gedanken macht.“
Wasser fließt hier immer durch, weshalb muss dann überhaupt der Canalmaster zum Einsatz kommen? „Weil nicht jede Straße ein Gefälle hat“, erklärt Ralf Berg vor dem offenen Loch. Manchmal dringen Geräusche aus dem Untergrund nach oben. „Wenn’s kurz ist, dann hat einer die Toilettenspülung betätigt. Längere Strömungsgeräusche deuten darauf hin, dass eine Wasch- oder Spülmaschine abpumpt.“
Toilettenspülung
Der Canalmaster - ein riesiges, technisch hochgerüstetes Fahrzeug, entnimmt Wasser aus dem geöffneten Kanal, saugt es durch jede Menge Filter im Fahrzeug und gibt es wieder zurück in den Untergrund. „Aus Umweltschutz-Aspekten die beste Lösung“, finden die Männer vom Bauhof und der dazugestoßene Kollege von der Anlagenwartung. „Bevor wir den Canalmaster hatten, haben wir per Unimog immer tausende Liter Frischwasser in die Kanäle transportiert.
Das muss Dank der neuen Technik heute nicht mehr sein.“ 400 Liter Wasser pro Sekunde kann die Hochdruckpumpe schaffen. Zwei Filterstufen bereiten es im Innern des Fahrzeugs so wieder auf, dass es zwar keine Trinkwasserqualität hat, aber ausreichend sauber ist, um die unterirdischen Rohre ordentlich durchzuspülen und von groben Verschmutzungen zu befreien. Seitdem fast überall Kunststoffoberflächen eingezogen sind, bleibt weitaus weniger stecken, als in den alten Steinzeugrohren. Regulär reicht es deshalb aus, gefällelose Straßen einmal jährlich zu spülen.
Sonderschichten
Niederschlagsarme Zeiten sorgen gelegentlich für Sonderschichten. Kanäle können ohne Wartung durchaus verstopfen, insbesondere wenn in Privathaushalten Dinge entsorgt werden, die dort nicht hineingehören. Toilettenpapier ist überhaupt kein Problem: „Das wird so hergestellt, dass es sich selbst auflöst“, erklären die Kanal-Fachleute. Stefan Schröer, viel für den Ruhrverband tätig, weiß aber auch von durch die Toilette entsorgten Unterhosen.
Keine Schätze aufgetaucht
„So was geht gar nicht!“ Schätze hingegen tauchen im Alltag der Kanalspüler gar nicht auf. „Weder Schmuck, noch Handys oder Gebisse!“ lachen Ralf Berg und Klaus Kleindopp und legen den 100er Saugschlauch wieder an. Auch größere Fundstücke könnte die Öffnung mit dem enormen Durchmesser aufnehmen. „Aber es ist auch noch kein Suchauftrag an uns herangetragen worden...“