„Fahren immer lebensgefährlich“: Radfahrer wollen Gleichberechtigung im Straßenverkehr

„Wir haben keine Mission“, beteuerte Bernhard Schomm. Der 2. Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrradclubs im Märkischen Kreis (ADFC MK) zeigte sich allerdings überzeugt: „Doch am Ende kriegen wir sie alle. Die Idee ist einfach zu gut.“
Altena – Die Idee ist, im Zuge der Verkehrswende immer mehr aufs Rad zu setzen und das Auto für Kurzstrecken stehen zu lassen. Und so soll nun auch in Altena eine Ortsgruppe des ADFC gegründet werden. Deshalb hatten Schomm und der ADFC-Kreisvorsitzende Friedrich Hattendorf zu einem ersten Ideenaustausch geladen. Tatsächlich gegründet wurde die angestrebte Ortsvertretung des Vereins dabei indes noch nicht.
Zwölf Interessierte waren zu diesem ersten Radlertreff am Dienstagabend ins Restaurant Acht Sterne in der Innenstadt gekommen. Nicht nur Zweiradfans aus Altena, sondern auch welche aus Plettenberg, Nachrodt-Wiblingwerde, Werdohl und Iserlohn waren erschienen.
Und die hatten von Altena in Hinblick auf ihr Hobby, ihre Leidenschaft keine allzu gute Meinung: „Egal, welche Strecke man hier fährt, mit dem Fahrrad ist es immer lebensgefährlich“, klagte einer. Die anderen nickten.
Eine kurze Umfrage am Tisch ergab: Neun der Teilnehmer besitzen ein E-Bike, nur drei fahren noch mit einem „Bio-Bike“, wie Hattendorf Fahrräder ohne Motorantrieb nennt. Schomm indes beteuerte: „Ob Alltags-, Freizeit- oder Sportradler – bei uns sind alle willkommen. Und Altena wollen wir jetzt gerne mitnehmen auf dem Weg.“
Das scheint auch bitter nötig, denn beim alle zwei Jahre vom ADFC erhobenen Fahrradklimatest landete die Burgstadt jüngst bundesweit nur auf dem vorletzten Rang. „Dass es hier aber ein sehr starkes Interesse am Radfahren gibt“, unterstrich Hattendorf zugleich, „zeigt die überaus hohe Beteiligung am Klimatest.“ In Altena hatten doppelt so viele Menschen abgestimmt wie in anderen Kommunen vergleichbarer Größe im Märkischen Kreis.
Hattendorf nannte mögliche Gründe für das schlechte Abschneiden: „Das Auto erhält vor den Fahrrädern den Vorrang und streckenweise werden die Radfahrer gänzlich ausgesperrt.“ Das sei jedoch nicht nur in Altena so, sondern vielmehr symptomatisch für die gesamte Republik.
Einig waren sich alle Anwesenden dann aber doch, „dass in Altena schon viel passiert“. So würden derzeit Einbahnstraßen für den Radverkehr in beide Richtungen freigegeben. Bernhard Schomm sagte deshalb auch: „Immer nur jammern ist zu einfach. Aber vernetzt Euch, trefft Euch und entzündet den Funken, mit dem das Umdenken in der Gesellschaft befeuert werden kann.“
Wunsch nach Gleichberechtigung
Friedrich Hattendorf weiß: „Was 40 Jahre lang schief gewachsen ist, kriegst Du nicht in drei Wochen gerade gezogen.“ Und Schomm ergänzte: „Wir wollen die Autos ja nicht verbannen – nur gleichberechtigt neben ihnen fahren.“ So sei es beispielsweise nicht vonnöten, dass in Altena die Fußgängerzone für Räder freigegeben werde. Es reiche, wenn es künftig für Zweiräder erlaubt sei, nicht nur am Rand, sondern mittig auf der Lenneuferstraße zu fahren.
Und generell rief Schomm die heimischen Radler zu ein wenig Ungehorsam auf: „Du kommst heutzutage als Radfahrer nur nach Hause, wenn Du die Regeln kreativ auslegst.“ Er ergänzte süffisant: „Du darfst nicht allen Verkehrsschildern glauben, die Dir entgegen kommen.“
Schomm warb für die Gründung einer Altenaer Ortsgruppe des ADFC: „Die Kreisgruppe ist ein eingetragener Verein, doch die darunter angesiedelten Ortsgruppen sind ganz zwanglos. Dort wird kein Vorstand, lediglich ein Sprecher, gewählt. Und was die Menschen dort machen oder nicht, bleibt ganz ihnen überlassen.“
Ein Ortsverband leiste dann zweierlei: Zum einen fände die Politik dort Ansprechpartner, zum anderen sorge die Gruppe vor Ort „für Fahrraderlebnisse, wenn sie etwa Touren anbietet“. Wichtig sei: „Einzelstimmen werden in der Verwaltung nie gehört, Gruppen aber schon.“