Woher die Stimme kommt, erklärt sich mit einem Blick nach links: Es ist der Geist des Brunnenbaumeisters. Er erzählt, wie der Brunnen auf Burg Altena entstanden ist. Auch wenn seit seiner Lebzeit mehr als 400 Jahre liegen, erwacht der Baumeister vor den Burgmauern in Lebensgröße zum Leben.
„Das ist möglich durch die Peppers-Ghost-Methode“, erklärt Museumspädagogin Bernadette Lange. „Wir nutzen das Prinzip für die multimediale Aufwertung unserer Burg. Mit stehenden und bewegten Bildern wird der Brunnenbaumeister virtuell in die reale Umgebung eingeblendet.“ Die transparenten Projektionsflächen spiegeln die Bilder ins Auge, während der Blick auf den realen Hintergrund der Ausstellungsräume frei bleibt. Projektion und Realität verschmelzen für etwa drei Minuten.
Zurück im oberen Burghof geht es in die Räume der ersten Jugendherberge der Welt. Hinab über eine steile Steintreppe in den Schlafsaal: Zwischen Etagenbetten und knarzendem Holzboden grüßt eine Stimme: „Gestatten, dass ich mich vorstelle: Richard Schirrmann – Volksschullehrer hier in Altena.“ Besucher machen eine Zeitreise in das Jahr 1909, das Entstehungsjahr der Weltjugendherberge auf Burg Altena. „Da geriet ich auf einer Wanderfahrt mit meinen Schulbuben in eine große Herbergsnot“, erzählt Richard Schirrmann weiter.
Erneut wird durch die Peppers-Ghost-Methode Geschichte multimedial erlebbar. Im alten Schlafsaal wirkt der Volksschullehrer wie ein zurückgebliebener Besucher aus vergangener Zeit. Während des Rundgangs durch die geschichtlichen Räume beantwortet er die Frage, wie die erste Jugendherberge auf Burg Altena entstand. „Die Projektion von Richard Schirrmann zeigt aber auch, wie gut eine historische Burg und Multimediales zusammenpassen“, sagt Bernadette Lange. Innerhalb von zwei Minuten ist der Spuk vorbei. Der Bildschirm wird dunkel und Richard Schirrmann ist verschwunden.
Dafür beginnt im Raum „Der Traum vom Mittelalter“ die nächste Zeitreise. Es geht um die Jahre 1906/07. Sofort fallen zwei Modelle der Burg Altena ins Auge. Eines zeigt die Burg zu Beginn des 20. Jahrhunderts, das andere die Burg im heutigen Zustand. Die Modelle veranschaulichen den Wiederaufbau der Höhenburg. Der darum entfachte Streit Anfang des 20. Jahrhunderts wird durch sechs streitbare Thesen, die auf die hohen, hellen Wände projiziert werden, neu erfahrbar. „Doch nicht nur die Thesen stehen sich gegenüber. Auch die zwei Duellpistolen unter den Porträts von Thomée und Ehrenberg verdeutlichen den Konflikt neu“, berichtet Bernadette Lange. Ein weiteres Beispiel, wie sich klassische Objekte und digitale Technik im Museum verbinden lassen.
Möglich wird das interaktive Erleben des Museums auch im Raum „In aller Munde“ im neuen Palas. Es geht vorbei an Vitrinen mit Gegenständen und Erklärungen zu Sprichwörtern wie „Etwas auf die Goldwaage legen“. Am Ende des Raumes leuchtet ein Display mit einem bunten Gemälde. Es erinnert mit der Vielzahl an abgebildeten Situationen und Menschen an ein Wimmelbild. Beim Näherkommen wird klar: Entdecken und Mitmachen sind gefragt. Lange: „Das ist der neue Touchscreen, mit dem 80 Sprichwörter in Deutsch, Englisch und Niederländisch erklärt werden. Per Klick auf eine Situation im Bild vom Wimmelbild „Die niederländischen Sprichwörter“ (1559) von Pieter Bruegel dem Älteren werden die historischen Ursprünge der Zeilen erklärt. Ein Klick auf eine Person mit einem Korb, gefüllt mit Eiern, beantwortet beispielhaft die Ursprünge von: „Über ungelegte Eier spricht man nicht“. Jeder weitere Touch ist eine Überraschung, bei der nur erahnt werden kann, welches Sprichwort mit diesem Bild zusammenhängt.
Interaktionen sind auch das Motto beim sogenannten Lichtfinger im Raum „Karsthöhle“ (Kommandatenhaus). Wird ein Exponat per Touchscreen berührt, bewegt sich der Scheinwerfer in diese Richtung. Im nächsten Moment wird das Objekt ins Rampenlicht gestellt und mehrsprachige Infos dazu werden auf dem Bildschirm eingeblendet. Auf diese Weise steht mal der Höhlenbär symbolisch auf der Bühne, ein anderes Mal ein Tropfstein. „Besucher werden quasi zu Lichttechnikern auf Probe. Das können sie auch im Raum „Leben im Luxus“ im Kapellengebäude ausprobieren“, sagt Bernadette Lange.
Im Pulverturm wird mit einer weiteren Peppers-Ghost-Projektion ein Feuer erlebbar. Die Flammen lodern und das warme Licht spiegelt sich an den kalten Museumswänden. Ein Erlebnis, das als letzte Station den multimedialen Rundgang auf der Burg Altena abrundet. (Pressestelle Märkischer Kreis)
Auf der Burg werden immer Trends aufgegriffen: 2021 wurde das Verlies auf der Burg Altena zum „Escape-Room“.