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A 45-Brücke: Diesseits und jenseits des Problems

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Von: Volker Heyn

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Spediteur Fredrik Vormann sieht auf der digitalen Anzeige in seinem Büro, wo sich genau welcher Wagen befindet. Von der Rahmedestraße 430 aus ist er als letztes Unternehmen auf Altenaer Stadtgebiet an der Grenze zu Lüdenscheid ganz dicht dran am Geschehen rund um die A 45-Sperrung.
Spediteur Fredrik Vormann sieht auf der digitalen Anzeige in seinem Büro, wo sich genau welcher Wagen befindet. Von der Rahmedestraße 430 aus ist er als letztes Unternehmen auf Altenaer Stadtgebiet an der Grenze zu Lüdenscheid ganz dicht dran am Geschehen rund um die A 45-Sperrung. © Heyn

Wenn ab dem 17. April das Rahmedetal wegen der Brückensprengung gesperrt wird, will Spediteur Fredrik Vormann für seine Altenaer Drahtkunden den Hemecker Weg mit 40-Tonnern befahren. Mit nur drei oder vier Zügen am Tag, und ausnahmsweise für die Zeit der Sperrung bis zum 10. Juni. Vormann versteht das als Wirtschaftshilfe für die heimische Drahtindustrie: Wenn der Asphalt anschließend kaputt gefahren sei, müsse für die Schäden eben der Bund oder die Autobahn-GmbH aufkommen. Fredrik Vormann: „Das sind doch letztlich die Verursacher der Misere.“

Altena/Lüdenscheid – Vormann fährt zum Beispiel für die Altenaer Drahtziehereien wie Claas, Klincke, Hesse, Lüling oder Drahtverarbeiter wie Möhling. Er sehe es nicht ein, seine Kunden mit einem Vielfachen der Kosten belasten zu müssen, wenn die Lkw während der Sperrung 38 Kilometer Umweg über Werdohl und das Versetal fahren müssen. Zusätzliche Wegstrecken und Treibstoffkosten seien das eine, die verlorene Zeit aber das eigentliche Problem. Wegen der langen Fahrzeit müssen mehr Fahrzeuge pro Tag eingesetzt werden, sowohl bei der Anlieferung von Vormaterial als auch zum Abholen des fertigen Drahtes beziehungsweise der Drahtprodukte.

Straßen.NRW hatte zugesagt, bis zum Beginn der Sperrung die Einfahrt vom Hemecker Weg auf die Rahmedestraße mit einer qualifizierten Ampelschaltung zu regeln. Die Engstelle liegt direkt am Beginn der Umleitung, das Gebäude des ehemaligen Kleinbahnhofs mit der Spielhalle darin markiert ein Nadelöhr. Wenn die Ampelanlage klug genug aufgestellt sei, so hat sich Fredrik Vormann überlegt, dann könnte der Radius groß genug werden für das Abbiegen großer Zugmaschinen.

Er möchte deshalb mit drei bis vier 40-Tonnern pro Tag über den Hemecker Weg fahren, das hat er beim Ordnungsamt der Stadt Altena beantragt. Die Genehmigung liege im Ermessen der Stadt, will er erfahren haben. Schließlich habe er von der Stadt Altena auch eine Ausnahmegenehmigung für das Befahren der Linscheidstraße bekommen, damit die Spedition nicht den riesigen Umweg über Hemer fahren muss. Er denke dabei nicht an einen massiven Lkw-Verkehr durch die Hemecke, sondern wenige einzelne Fahrten.

An diesem Einfahrtsbereich des Hemecker Wegs soll noch vor der Sperrung des Rahmedetals ab 17. April eine Ampelschaltung installiert werden. Mit deren Hilfe könnte ein so großer Abbiegeradius entstehen, so hofft Spediteur Vormann, dass er die Ausweichstrecke ausnahmsweise auch mit 40-Tonnern befahren kann.
An diesem Einfahrtsbereich des Hemecker Wegs soll noch vor der Sperrung des Rahmedetals ab 17. April eine Ampelschaltung installiert werden. Mit deren Hilfe könnte ein so großer Abbiegeradius entstehen, so hofft Spediteur Vormann, dass er die Ausweichstrecke ausnahmsweise auch mit 40-Tonnern befahren kann. © Heyn

Problem aus seiner Sicht: Der Asphalt auf dem Hemecker Weg sei nur für die Last von fünf oder sechs Tonnen ausgelegt. Vormann: „Nicht unser Fehler.“ Dass die schweren Lkw Schäden an der Fahrbahn hinterlassen werden, müsse man in Kauf nehmen. Verantwortlich für die ganze Misere mit der kaputtgesparten und vernachlässigten A 45-Brücke, so seine Logik, seien ja schließlich die Behörden und nicht die Wirtschaft.

Mit den Folgen der Brückensperrung, der hohen Inflationsrate, den enormen Energiekosten und den Folgen des Kriegs in der Ukraine lebe er seit eineinhalb Jahren. Ergebnis: 30 Prozent Kostensteigerung in 2022. Vormann: „Wir konnten aber mit unseren Kunden, für die wir teilweise seit Jahrzehnten arbeiten, eine Lösung finden.“ Beide Seiten könnten mit den neuen Preisen leben. Jetzt aber sei der Staat an der Reihe, für die durch ihn verursachten Probleme finanzielle Unterstützung der heimischen Wirtschaft zu leisten.

Investitionen in zwei Lkw-Werkstätten

Bis kurz vor der Sperrung des Rahmedetals hat Vormann in sein Unternehmen investiert und sich auf den Tag X vorbereitet. Das Unternehmen betreibt zwei zertifizierte Lkw-Meisterwerkstätten diesseits und jenseits der Brücke: Eine mit Meister Hubertus Ritter an der Rahmedestraße 349 ganz in der Nähe des Firmensitzes, die andere mit Meister Dennis Neukirchen an der Elbinger Straße 16 in Lüdenscheid.

Fredrik Vormann betreibt zwei Lkw-Meisterwerkstätten auf beiden Seiten des Rahmedetals: Eine an der Rahmedestraße 349 (Foto), eine andere an der Elbinger Straße 16 in Lüdenscheid. Damit hat er logistische Vorteile.
Fredrik Vormann betreibt zwei Lkw-Meisterwerkstätten auf beiden Seiten des Rahmedetals: Eine an der Rahmedestraße 349 (Foto), eine andere an der Elbinger Straße 16 in Lüdenscheid. Damit hat er logistische Vorteile. © Vormann

2021 ist die Verwaltung in Grünewiese komplett erneuert worden, Vormann hat auf eine leistungsfähige IT umgestellt. 2022 wurde die Altenaer Werkstatt modernisiert. In der Halle steht jetzt unter anderem eine neue 6-Tonnen-Hebebühne. Die Lüdenscheider Werkstatt übernahm Vormann von Schenker erst vor kurzer Zeit, nämlich zum 1. Februar 2023. Dort ist Vormann ab sofort auch Servicepartner für den Auflieger-Hersteller Brüggen und den Fahrzeughersteller Kamag: „Ein großer Vorteil.“

Serviceorientiert ist auch die Partnerschaft mit „Truckfit“. Wer angemeldet einen Lkw zur Reparatur in die Werkstatt bringt, bekommt kostenfrei einen Audi Q5 als Werkstattersatzwagen. Für die eigene Spedition und für Fremdfirmen bedeutet das, den Zeitverlust in engen Grenzen zu halten.

Vormann fährt mit insgesamt 25 Mitarbeitern ausschließlich im Tagesverkehr. Einerseits für die Altenaer Drahtindustrie, aber auch im Auftrag von Großspeditionen wie Winner, Schenker oder Fahrner.

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