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Blühende Kerzen und flüssiges Gold: Erntezeit am Bodensee

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Wer zur Erntezeit am Bodensee bei der Weinlese hilft, mit dem Apfelzügle durch die Obstplantagen fährt und köstlichsten Felchenkaviar probiert, der fühlt sich wahrlich verwöhnt von der Natur und ihren Gaben.

Viele ausgezeichnete Weine gibt es in der Region um Hagnau. Foto: Achim Mende/Tourist Information Hagnau/dpa-tmn
1 / 12Viele ausgezeichnete Weine gibt es in der Region um Hagnau. Foto: Achim Mende/Tourist Information Hagnau/dpa-tmn © Achim Mende
Weinberge, See, Alpen: Der Blick über Hagnau ist eindrucksvoll. Foto: Achim Mende/Tourist-Information Hagnau/dpa-tmn
2 / 12Weinberge, See, Alpen: Der Blick über Hagnau ist eindrucksvoll. Foto: Achim Mende/Tourist-Information Hagnau/dpa-tmn © Achim Mende
Auf rund 8000 Hektar wird rund um dem Bodensee Obst angebaut - eines der wichtigsten Produkte sind Äpfel. Foto: Achim Mende/Bodensee-Tourismus/dpa-tmn
3 / 12Auf rund 8000 Hektar wird rund um dem Bodensee Obst angebaut - eines der wichtigsten Produkte sind Äpfel. Foto: Achim Mende/Bodensee-Tourismus/dpa-tmn © Achim Mende
Möwen im Abendlicht: Viel Natur lässt sich am Bodensee erleben. Foto: Achim Mende/Bodensee-Tourismus/dpa-tmn
4 / 12Möwen im Abendlicht: Viel Natur lässt sich am Bodensee erleben. Foto: Achim Mende/Bodensee-Tourismus/dpa-tmn © Achim Mende
Schon im Weinberg prüfen die Winzer die Qualität der Trauben. Foto: Achim Mende/Tourist-Information Hagnau/dpa-tmn
5 / 12Schon im Weinberg prüfen die Winzer die Qualität der Trauben. Foto: Achim Mende/Tourist-Information Hagnau/dpa-tmn © Achim Mende
Handarbeit: Im Herbst werden rund um den Bodensee die Trauben für den Wein geerntet. Foto: Achim Mende/Tourist-Information Hagnau/dpa-tmn
6 / 12Handarbeit: Im Herbst werden rund um den Bodensee die Trauben für den Wein geerntet. Foto: Achim Mende/Tourist-Information Hagnau/dpa-tmn © Achim Mende
Morgenstimmung am See: Vor allem die Ruhe auf und am Wasser schätzen Einheimische und Touristen. Foto: Achim Mende/Bodensee-Tourismus/dpa-tmn
7 / 12Morgenstimmung am See: Vor allem die Ruhe auf und am Wasser schätzen Einheimische und Touristen. Foto: Achim Mende/Bodensee-Tourismus/dpa-tmn © Achim Mende
Jochen Sahler ist Kellermeister bei der Winzergenossenschaft Hagnau. Foto: Martin Schrempp/Tourist-Information Hagnau/dpa-tmn
8 / 12Jochen Sahler ist Kellermeister bei der Winzergenossenschaft Hagnau. Foto: Martin Schrempp/Tourist-Information Hagnau/dpa-tmn © Martin Schrempp
Entweder direkt vom Baum oder als Most: Der Bodensee ist ein riesiges Anbaugebiet für Äpfel. Foto: Larissa Loges/dpa-tmn
9 / 12Entweder direkt vom Baum oder als Most: Der Bodensee ist ein riesiges Anbaugebiet für Äpfel. Foto: Larissa Loges/dpa-tmn © Larissa Loges
Die Fischerin vom Bodensee: Heike Winder führt den Familienbetrieb. Foto: Larissa Loges/dpa-tmn
10 / 12Die Fischerin vom Bodensee: Heike Winder führt den Familienbetrieb. Foto: Larissa Loges/dpa-tmn © Larissa Loges
Zeit zum Traubenlesen, oder Wimmeln, wie man in der Region sagt: Mehr als 50 Winzer-Familien gibt es in Hagnau. Foto: Larissa Loges/dpa-tmn
11 / 12Zeit zum Traubenlesen, oder Wimmeln, wie man in der Region sagt: Mehr als 50 Winzer-Familien gibt es in Hagnau. Foto: Larissa Loges/dpa-tmn © Larissa Loges
Verbringt den Ruhestand am Bodensee: der ehemalige U-Boot-Kommandant Gunther Hartmann. Foto: Larissa Loges/dpa-tmn
12 / 12Verbringt den Ruhestand am Bodensee: der ehemalige U-Boot-Kommandant Gunther Hartmann. Foto: Larissa Loges/dpa-tmn © Larissa Loges

Hagnau (dpa/tmn) - Ein leuchtend rotes Gummi-Haarband ziert das abgegriffene Holzsteuerrad. Der Bootsmotor brummt leise vor sich hin. Lange, braune Locken lugen unter einer grob gestrickten blauen Seemanns-Wollmütze vor. Heike Winder sieht nicht aus, wie man sich einen typischen Fischer vorstellt.

Sieben Fischerinnen gibt es am Bodensee, von über 100 Fischern insgesamt. Sanft wippt das leichte Aluminiumboot auf den Wellen. Eine Möwe meldet Appetit. Sonst: nichts. «Es ist die Ruhe, morgens auf dem See, was es ausmacht», erklärt Winder: «Warum man es immer noch macht, auch wenn man davon eigentlich nicht mehr leben kann.» Auch ihr Mann ist Fischer. Das Familienbudget stocken sie mit der Vermietung von Ferienwohnungen auf. Winder arbeitet nebenher als Masseurin.

«Der Bodensee ist mittlerweile so sauber, dass die Fische zu wenig zu fressen haben, zu wenig Nährstoffe im Wasser», erläutert die zweifache Mutter. Weniger Fische, weniger Fang. Letzterer ist auch heute übersichtlich. Zurück im Haus der Familie, direkt am Seeufer, wird im Keller geschuppt, filetiert, gewaschen, gesalzen und danach drei Stunden lang geräuchert. Danach: Netze ausbreiten, flicken, «die sind größtenteils handgemacht». Wie der delikate, goldgelb schimmernde Felchenkaviar, der wenig später auf schmalen Baguettescheiben serviert wird.

An Bord des nächsten Kutters, der «Teamwork». Zusammen mit einem guten Tropfen aus der Region und Seemannsgarn. Wein, Wind, Weisheiten. «Wir verbringen den Ruhestand am Bodensee», erzählt Gunther Hartmann (84), U-Boot-Kommandant a.D..

Mit dem Holzkutter «Teamwork» hat Hartmann zurück aufs Wasser gefunden. Gemeinsam mit Kollegen der Wassersportgemeinschaft Hagnau hat er das Marine-Rettungsschiff wieder seetüchtig gemacht, schippert nun Gäste mit dem Zweimaster vorbei an Weinbergen, Pfahlbauten und Stadtansichten.

Das Ufer naht. Wenig später, festen Boden unter den Füßen, warten hinter dem nächsten Hügel in Lippertsreute zur Abwechslung statt Planken Reifen. Genauer: ein Obsterntewagen. Eine Art überdimensionale Obstkiste, von einem Traktor gezogen. «Apfelzügle», nennt Landwirt Joachim Knoll ihn und gondelt Richtung Plantage.

Im Gegensatz zu den großen Knollschen Spalier- und Niederstammanlagen, hat der Koch Markus Keller eine Art Museumsgarten, eine Obsthochstammanlage, neben seinem Landgasthof in Lippertsreute. Robuste, alte Sorten, ungespritzt. «In Erinnerung daran angelegt, wie Obstbau früher in unserer Region aussah», sagt er und schneidet mit geübter Hand einige Äpfel- und Birnenspalten. Der Geruch frischen Obstes belebt die klare, kalte Herbstluft. Sein Wissen über regionale Produkte gibt der Gasthofbesitzer auch gern in Kochkursen weiter.

Neben Äpfeln bietet die Region auch einen großen Schatz ausgezeichneter Weine. Von lieblich bis trocken. Wer beim Traubenlesen, «wimmeln», wie es regional heißt, nicht richtig zupackt, muss nicht lange auf guten Rat warten. Im 1400-Seelen-Dorf Hagnau gibt es mehr als 50 Winzerfamilien.

«Immer gegen den Berg. Wenn man tiefer steht, sieht man den Stiel besser zum Abschneiden», erklärt ein Erntehelfer. Positionswechsel. Stimmt. «So funktioniert's. Gegen die Hand zu schaffen, geht eben nicht so schnell», fügt er noch an. Ist das die charmante Bodensee-Formulierung für «zack, zack»? Greifen, schneiden, schauen. Die gut gereiften, unversehrten Trauben landen in kleinen, dann in großen Eimern, letztere auf wendigen Traktoren.

Ausfliegsziele für Urlauber

- Fahrt mit dem Marinekutter «Teamwork»: Buchungen über Tourist-Information Hagnau, Im Hof 1, Tel.: 07532/43 00 43.

- Fischerei Heike Winder, Ferienwohnung Haus Seeforelle, Seestraße 3, Hagnau, Tel.: 07532/63 54.

- Winzerverein Hagnau, Strandbadstraße 7, Hagnau, Tel.: 07532/10 30.

- Landgasthof Keller, Kochkurse, Riedweg 2, Überlingen-Lippertsreute, Tel.: 07553/82 72 90.

- Fahrt mit dem Apfelzügle, Obstbau und Brennerei Joachim Knoll, Bamberger Straße 8, Überlingen-Lippertsreute, Tel.: 07553/72 11.

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