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Pädagoge warnt: Eltern machen Kinder zu „Prinzen und Prinzessinnen“

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Von: Judith Braun

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Verwöhnen Eltern ihre Kinder heutzutage möglicherweise zu arg? Ein Pädagoge sieht darin den Grund für das Fehlen echten Selbstbewusstseins.

„Eltern werden ist nicht schwer, Eltern sein dagegen sehr“: Dieses bekannte Sprichwort von Wilhelm Busch ist heute vermutlich aktueller denn je. Schließlich fühlen sich viele Eltern schlichtweg überfordert mit der Erziehung des Nachwuchses. Häufig meinen sie es besonders gut mit ihren Kindern und schaffen ihnen jegliche Hindernisse aus dem Weg. Dass sie den Kleinen damit schaden, darüber sind sich Experten allerdings einig. Auch Erziehungswissenschaftler Dr. Albert Wunsch ist davon überzeugt. Eltern nehmen ihren Kindern seiner Meinung nach zu viel ab und machen es ihnen dadurch zu leicht. Er bezieht sich dabei vor allem auf Beobachtungen aus seiner Arbeit an Schulen, Universitäten und mit Familien in seiner Praxis.

Erziehung heute: Eltern machen Kinder zu „Prinzen und Prinzessinnen“

Mädchen mit einer Krone auf dem Kopf sitzt auf dem Boden
Kinder würden heutzutage aufgrund ihrer Erziehung immer häufiger glauben, sie seien „der Nabel der Welt“, so die Meinung eines Erziehungswissenschaftlers. © Westend61/IMAGO

„Heute sitzen in einer ersten Klasse viele Prinzen und Prinzessinnen, die alle meinen, sie seien der Nabel der Welt“, wird der Pädagoge in einem Interview mit dem Spiegel zitiert. Die Folgen dieser Erziehung seien fatal. Er stelle fest, „dass die Kinder heute ein ziemlich geringes Durchhaltevermögen haben, schnell aufgeben und kaum belastbar sind“. Zwar verfügen sie über ein übersteigertes Selbstbewusstsein. Dadurch würden sich die Kinder allerdings überschätzen. Sie „bilden sich ein, sie könnten unwahrscheinlich viel, was aber nicht stimmt. Und das führt natürlich dazu, dass sie für die Herausforderungen des Lebens nicht gut gerüstet sind“, so Wunsch.

Echtes Selbstbewusstsein würden Kinder nämlich nur durch Eigenständigkeit entwickeln, „durch wirkliche Fähig- und Fertigkeiten, die das Kind durch Übung erlangt“. Wenn sogenannte Rasenmäher-Eltern ihnen jedoch jegliche Hindernisse aus dem Weg räumen, sie vor Konflikten schützen und ihnen vieles abnehmen, lernen Kinder nicht, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen. Die Folgen davon können bis in das Erwachsenenalter reichen. Der Pädagoge kritisiert beispielsweise, dass Eltern ihren Kindern die Schuhe anziehen, ihnen das Brot schmieren oder sie zur Schule fahren. „So wird Eigenständigkeit verhindert.“

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Erziehung: „Eltern betrachten ihre Kinder zu oft als ihr großes Projekt“, warnt Pädagoge

Der Trend, den Wunsch hier beschreibt, liegt seiner Meinung nach darin begründet, dass Eltern ihre Kinder heutzutage zu oft „als ihr großes Projekt“ betrachten. „Als kleine Supermänner und Superfrauen“, über die sie sich definieren möchten. „Daher bekommen Kinder heute ein zu großes Maß an Aufmerksamkeit, das ihnen nicht guttut, und das dazu führt, dass sie ein überzogenes ‚Ich‘ entwickeln“, lautet deshalb die These des Erziehungsexperten. Seiner Meinung nach würden Eltern ihre Kinder übertrieben loben.

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Dass Eltern ihren Kindern vieles abnehmen, liegt laut Wunsch an einem banalen Grund: „Weil es so schneller geht.“ Väter und Mütter würden sich allerdings auch beweisen und zeigen wollen, dass sie für ihr Kind da sind. Obwohl sie meist das Beste für ihren Nachwuchs wollen, kann sich ihr Verhalten jedoch letztendlich negativ auf die Kleinen auswirken.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteuren und Redakteurinnen leider nicht beantwortet werden.

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