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Thomas Enzinger inszeniert Lehárs „Land des Lächelns“ in Dortmund

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Von: Edda Breski

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Bunte Fantasiewelt: Szene aus „Das Land des Lächelns“ mit Fritz Steinbacher und Irina Simmes. Foto: Hickmann/Stage Picture
Bunte Fantasiewelt: Szene aus „Das Land des Lächelns“ mit Fritz Steinbacher und Irina Simmes. Foto: Hickmann/Stage Picture

Dortmund – Das „Land des Lächelns“ in der gleichnamigen Operette von Franz Lehár ist eine Chiffre, oder noch besser, eine Maske. Die Handlung stellt das Fremde – China in diesem Fall – aus, um von Liebe zu erzählen, und davon, weshalb sie scheitert. Die Wiener Grafentochter Lisa heiratet eine chinesische Hoheit, doch die Walzerwolkenträume gehen unter, weil die beiden einander nicht klar sehen.

An der Oper Dortmund ist ein großer China-Aufmarsch zu sehen, komplett mit Drachenbannern und ganzen Ketten roter Lampions, die eine eindrucksvolle Kulisse abgeben. Aus dem Kontrast werden wenige Funken geschlagen, weil die Illusionen immer nur Illusionen bleiben. Regisseur Thomas Enzinger befragt die Geschichte nicht: Er bebildert sie.

Lisas und Sou-Chongs traurige Romanze gibt einen großen Bilderbogen ab. Der ist durchaus sehenswert. Es fällt mal wieder auf, wie riesig die Bühne ist und wie groß der zu füllende Raum. Die Bebilderung könnte durchaus eine Arenainszenierung tragen (Bühne und Kostüme: Toto).

In der Musik ist ausreichend Kontrast und Farbe und Tiefe vorhanden. Martin Piskorski als Sou-Chong füllt seine Solo-Szenen mit Inbrunst und dramatischem Gefühl (auch wenn er gelegentlich hörbar andere Vorstellungen von der Phrasierung hat als Dortmunds Generalmusikdirektor Gabriel Feltz am Pult). Starker Applaus für eine mitreißende Darbietung.

Als Lisa ist Irina Simmes im ersten Akt übermütig, mit soubrettenhafter Leichtigkeit, aber sie hat Reserven und dramatische Wucht für die Szenen, in denen sie sich in China fremd und verraten fühlt. Aus dem Orchestergraben lässt Feltz es bilderprächtig aufrauschen.

Ein drehbares Podium mit Treppen fungiert als Wiener Palais und als chinesischer Palast. Die Farben sind luxuriös: Weinrot, kühles Grün, Gold. Von oben schweben Glitzerkandelaber und Pferdebilder, denn Lisa kommt in der ersten Szene gerade vom Reiten, in Glitzerleggins und mit viel Schneid, und lässt sich vom Chor (einstudiert von Fabio Mancini) bejubeln. Der Auftritt wirkt anachronistisch, denn was in den 20er Jahren wohl noch angetan war, Lisa als moderne, etwas wagemutige Frau hinzustellen, wirkt hier karnevalesk. Sou-Chong, der chinesische Prinz, bezaubert die Chordamen mit seiner Prachtarie „Von Apfelblüten einen Kranz“, während die Damen nach Blüten haschen. Wollen wir nicht alle ein bisschen Liebe?

Dagegen sind die Szenen, die in China spielen sollen, üppigrot bebildert. Der Chor trägt Strohhüte und Schirmchen. Mi (Anna Sohn), die Schwester des Prinzen, tritt mit einer kokett-süßen Szene auf, trägt Tennisdress und flirtet mit Gustl (Fritz Steinbacher), der seiner Jugendliebe Lisa hinterhergereist ist.

Dass es hier um Tieferes geht als um exotische Bilder, sollen Tänzer unterstreichen. Enzinger stellt Lisa und Sou-Chong ein Duo als Doppelgänger zur Seite. Wenn sie sich nacheinander recken, soll das illustrieren, wie tief die Gefühle der beiden sind, die sie einander kaum verständlich machen können. Drei weitere Tänzer stören als bewegliche Chinesen die Zweisamkeit. Die Choreografie (Evamaria Mayer) mixt Ausdruckstanz mit Revuetanz, Bodensequenzen und etwas Ballett.

Enzinger zieht ein Zitat aus Lisas und Sou-Chongs Abschied quasi vor die Klammer: Piskorski und Simmes begegnen einander schon vor der Ouvertüre mit Hoffnungslosigkeit. Sie wollten beide zuviel. Hier liegt die interessante Geschichte – jenseits von Drachenbannern und hohen Tänzerbeinen. Aber diese Maske wird nicht gelüftet. Applaus besonders für das Solistenpaar und die Tänzer, die ihren Figuren mit viel Einsatz Leben mitgeben. Ein schöner Abend für Besucher, die Musik und schöne Bilder mögen.

18., 23., 25.1., 3.2., 1., 10., 23., 29.3., 14.4., 12., 1., 18., 25.5., 2.6.,

Tel. 0231/ 50 27 222, www.theaterdo.de

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